In die Studie einbezogen sind 10.021 Patienten mit bestätigter COVID-19-Diagnose, die vom 26. Februar bis zum 19. April 2020 in insgesamt 920 deutschen Krankenhäusern aufgenommen und bereits wieder entlassen wurden oder im Krankenhaus verstorben sind. Den Studienautoren zufolge handelt es sich um die bisher umfassendste Studie zu COVID-19-Patienten in deutschen Krankenhäusern.
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Studie des WIdO, des DIVI und der TU Berlin
Jeder fünfte Klinikpatient mit COVID-19 stirbt
Tag für Tag gibt es neue Zahlen zu Infektionen mit SARS-CoV-2. Doch viele fragen sich: Wie tödlich ist das Virus wirklich? Eine neue Analyse hat genau das für in Deutschland stationär behandelte COVID-19-Patienten untersucht. Das Ergebnis: Rund ein Fünftel von ihnen ist verstorben.
Am heutigen Mittwoch zählt das Robert Koch-Institut bislang 9.128 COVID-19-Todesfälle in Deutschland (29.7.2020, 8:40 Uhr) – und das bei nunmehr 206.926 bestätigten Infektionen seit Beginn der Pandemie. Der Anteil der Verstorbenen an den nachweislich mit SARS-CoV-2 Infizierten liegt damit bei 4,4 Prozent. Doch wie sieht es mit der Sterblichkeit derjenigen aus, die wirklich stark erkrankt sind – so sehr, dass sie im Krankenhaus behandelt werden? Dieser Frage haben sich das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO), die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) und die Technische Universität Berlin angenommen. Ihre Analyse wurde jetzt im Fachjournal „The Lancet Respiratory Medicine“ veröffentlicht.
Demnach ist etwa ein Fünftel (22 Prozent) der COVID-19-Patienten, die von Ende Februar bis Mitte April 2020 in deutschen Krankenhäusern aufgenommen wurden, verstorben. Bei Patienten mit Beatmung – das war bei 17 Prozent der Klinikpatienten der Fall – lag die Sterblichkeit sogar bei 53 Prozent, bei denen ohne Beatmung dagegen „nur“ bei 16 Prozent.
Die Analyse zeigt zudem: Die Sterblichkeit der Männer lag mit 25 Prozent um 6 Prozentpunkte über der der Frauen (19 Prozent). Unabhängig vom Geschlecht war die Mortalität bei den älteren Patienten sehr hoch: 27 Prozent verstarben in der Altersgruppe der 70- bis 79-Jährigen, 38 Prozent in der Gruppe der Menschen ab 80 Jahren. Die höchsten Sterblichkeitsraten waren bei beatmeten Patienten in der Altersgruppe von 70 bis 79 Jahren (63 Prozent) sowie bei den Patienten ab 80 Jahren (72 Prozent) zu verzeichnen. Auch bei den beatmeten Patienten, die während des Krankenhausaufenthalts wegen eines Nierenversagens zusätzlich dialysepflichtig waren (27 Prozent aller beatmeten Patienten), lag die Sterblichkeit mit 73 Prozent sehr hoch.
Beatmete Patienten haben häufiger Begleiterkrankungen
Weiterhin zeigt die Studie, dass stationär behandelte COVID-19-Patienten häufig eine Reihe von Begleiterkrankungen aufweisen. Dabei liegt der Anteil der Patienten mit Begleiterkrankungen bei den Patienten mit Beatmung deutlich höher als bei jenen ohne Beatmung. So hatten beispielsweise 24 Prozent der Patienten ohne Beatmung Herzrhythmusstörungen; bei den Patienten mit Beatmung waren es 43 Prozent. Eine Diabetes-Erkrankung lag bei 26 Prozent der Patienten ohne Beatmung und bei 39 Prozent der Patienten mit Beatmung vor.
„Die hohen Sterblichkeitsraten machen deutlich, dass in den Kliniken relativ viele Patienten mit einem sehr schweren Krankheitsverlauf behandelt wurden. Diese schweren Verläufe betreffen eher ältere und gesundheitlich bereits beeinträchtigte Menschen, kommen aber auch bei jüngeren Patienten vor“, erklärt WIdO-Geschäftsführer Jürgen Klauber. Er appelliert an die Bürger, nicht nachlässig bei den Schutzmaßnahmen zu werden: „Auch wenn die Infektionszahlen in Deutschland im Moment niedrig sind, sollten weiterhin alle nötigen Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden, um das Infektionsrisiko in der Bevölkerung so gering wie möglich zu halten.“
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