Bayern

Söders Regierung nach Panne bei Corona-Tests in Bedrängnis

Berlin - 13.08.2020, 12:00 Uhr

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gerät zunehmend unter Druck. (m / Foto: imago images / Sammy Minkoff)

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gerät zunehmend unter Druck. (m / Foto: imago images / Sammy Minkoff)


Ein Rachenabstrich, eine Laboruntersuchung – doch bis Zehntausende Reiserückkehrer von den Ergebnissen ihres Corona-Tests erfahren, dauert es manchmal Tage. Die bayerische Staatsregierung gerät unter Druck und muss Konsequenzen aus dem Debakel ziehen.

Die Panne bei der Übermittlung von Corona-Testergebnissen in Bayern bringt die Staatsregierung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in Bedrängnis. Die Opposition kritisierte den CSU-Chef heftig und verlangte Konsequenzen. Söder sagte zunächst eine für diesen Donnerstag geplante Reise an die Nordsee ab. „Bayern geht vor“, schrieb er am Mittwoch auf Twitter. Wie es am Donnerstag weitergeht, war zunächst nicht abzusehen.

Am Mittwochnachmittag hatte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) in München bekanntgegeben, dass 44.000 Reiserückkehrer nach Tests in Bayern noch kein Ergebnis bekommen haben, darunter 900 nachweislich Infizierte. Letztere sollten bis Donnerstagmittag Informationen über ihren Befund bekommen. Grund für die Verzögerungen seien vor allem Probleme bei der händischen Übertragung von Daten und eine unerwartet hohe Nutzung des Angebots, erklärte der Präsident des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Andreas Zapf.

Huml sagte am Mittwochabend in den ARD-„Tagesthemen“, in dieser Dimension seien ihr die Verzögerungen nicht vorher bekannt gewesen. Auf die Frage, wer für die Panne die Verantwortung trage, sie oder Söder, antwortete Huml ausweichend. „Es ist wichtig, dass wir jetzt die Problematik erkannt haben und uns entsprechend darum kümmern und dass wir hier eben diese Verantwortung annehmen“, sagte sie. Mehr als 300 Mitarbeiter allein beim Landesamt arbeiteten nun die Nacht über, und man habe auch Unterstützung aus anderen Behörden. Bis Donnerstagmittag sollten die positiv Getesteten informiert werden.

Oppositionspolitiker von Grünen, SPD und FDP sprachen wahlweise von „eklatantem Regierungsversagen“, einer „desolaten Bilanz“ und Schlamperei. Verantwortlich machten sie in erster Linie den Regierungschef, der zuletzt als guter Krisenmanager gelobt worden war und auch in deutschlandweiten Umfragen Spitzenwerte erzielte. Selbst als beliebtester möglicher Unions-Kanzlerkandidat wurde er gehandelt.

„Söder kann Krise nicht“

Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann erklärte: „Markus Söder muss umgehend dafür sorgen, dass das Handeln seiner Ministerinnen und Minister mit seinen wortgewaltigen Ankündigungen Schritt hält. Sonst muss man an dieser Stelle festhalten: Söder kann Krise nicht.“ Der SPD-Landtagsabgeordnete Markus Rinderspacher twitterte: „Dieses Versagen erfordert Aufklärung.“ Er warf unter anderem die Fragen auf: „Wie kann das passieren? Wer steht politisch dafür gerade?“

Seit dem 25. Juli können sich Reisende bei der Ankunft an den Flughäfen München und Nürnberg testen lassen, seit Anfang August in Memmingen. Zunächst war das Angebot freiwillig. Für Urlauber aus Risikogebieten greift seit Samstag bundesweit eine Testpflicht.

Darüber hinaus hatte die Staatsregierung seit Ende Juli Teststationen an den Hauptbahnhöfen München und Nürnberg sowie an den Autobahnraststätten Hochfelln-Nord (A8), Inntal-Ost (A93) und Donautal-Ost (A3) einrichten lassen. Diese wurden zunächst von Hilfsorganisationen betrieben. Seit dieser Woche übernehmen nach und nach private Anbieter den Betrieb. Damit soll auch die Datenübertragung an allen Stellen digitalisiert werden.

Rund 85.000 Tests wurden nach Angaben von Huml bislang insgesamt gemacht. Die Übertragungsprobleme beträfen aber fast ausschließlich die Tests an Raststätten und Bahnhöfen, wo insgesamt bei knapp 60.000 Menschen Rachenabstriche genommen worden seien. Wie viele von ihnen aus welchem Land ankamen und wo sie wohnen, war zunächst unklar. Zapf sprach von einer „Panne“, Huml bedauerte die Verzögerungen.



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2 Kommentare

Schnelltests

von Julius Weitmann am 16.08.2020 um 19:35 Uhr

IN
MDR Aktuell - Kekulés Corona-Kompass
Dienstag, 11. August 2020.
Folge 93

Spricht Hr.Kekule auch über das bayrische Testgeschehen.
Und über die Schnelltests.
Dabei geht es nicht um Antikörpertests sondern um den Nachweis
einer aktuellen Infektion.
the move from highly sensitive PCR-based viral tests to more rapid, cheaper, and less sensitive tests

Es geht darum dass sich möglichst viele pre- und asymtomatisch Infizierte selbst schnell diagnostizieren konnen.

Eine Studie zur epidemiologische Effektivität gibt es bei
medRxiv
Test sensitivity is secondary to frequency and turnaround time for COVID-19 surveillance

Und auf YouTube einige Berichte
MedCram 20.07.2020
Coronavirus Pandemic Update 98: Home COVID-19 Testing - A Possible Breakthrough (Daily Quick Tests)

TWiV 647: Testing is our way out of this crisis
30.07.2020

UCSF School of Medicine New Approaches to Covid-19: Rapid Testing 14.08.2020

Drbeen Medical Lectures
Paper-based Testing and More
16,08 2020

mit freundlichen Grüßen jw

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Politik

von Julius Weitmann am 14.08.2020 um 17:17 Uhr

Der Bayrische Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann wird hier als Kritiker hervorgehoben
Ein Zitat von seiner Webseite
Deutschlandweit größte Fehlleistung bei der Pandemiebekämpfung

Mir persohnlich fallen da noch einige größere Fehlleistungen ein, die nicht Markus Söder zu verantworten hat.

Ebenso der SPD-Landtagsabgeordnete Markus Rinderspacher
der zumindestens auf seiner Webseite jedenfalls in den letzen zwei Jahren nichts nennenswertes zu sagen hatte .?

Allso wenn Sie als Apotheker schon Politik machen wollen, dann benenne Sie doch bitte Wo das konkrette Problem aufgetreten ist.
Oder setzen Sie sich dafür ein, daß möglichst schnell die sogenannten Schnelltests massenhaft eingesetzt werden.
Die z.B Herr Kekule auf dem Podcast des MDR empfohlen hat.
Die können das Problem der Datenverarbeitung und viele weitere lösen.
Es bleibt also nur eine Frage. Wollen Sie das oder nicht ?

mit freundlichen Grüßen.

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