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Die Verteidiger des „Mohren“ haben einen schweren Stand: Als Namensgeber für Straßen, Apotheken oder auch als Wappen ist der Mohr noch immer vielerorts zu sehen. Steht der Begriff tatsächlich für Rassismus?
Hat der „Mohr“ jetzt wirklich ausgedient? Gerät etwas in Verruf und sollen Veränderungen her, sagen manche Menschen gern: Das war doch immer so, das hat doch gut funktioniert. Nur: Für wen hat es gut funktioniert – und wer fühlt sich verletzt? Das betrifft auch die Sprache, denn es gibt Begriffe, die diskriminierend und rassistisch sind. Aber gilt das auch für den „Mohren“, den Namensgeber für Apotheken oder Straßen, der das Logo mancher Firma ziert, mit krausem Haar, dicken Lippen und gern einem Ring im Ohr? „Es reicht aus, wenn Betroffene sagen: Das ist rassistisch“, mahnt Tahir Della von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland.
Mohren-Apotheken gibt es vielerorts in Deutschland. Das hat bundesweit für Streit gesorgt: Aktivisten in Berlin fordern seit langem, die dortige Mohrenstraße und den gleichnamigen U-Bahnhof umzubenennen. Und auch in Wolfsburg werden Rassismus-Vorwürfe gegen die dort ansässige Mohren-Apotheke erhoben.
Woher stammt der Name?
Inhaberin Petra Grünwald wehrt sich dagegen. Klar, das Wort sei auch negativ besetzt, räumt sie ein. Aber: Es habe mit der Tradition der Pharmazie zu tun, mit den Mauren, Berberstämmen aus Nordafrika, die die Medizin und Pharmazie nach Europa gebracht hätten, erklärt sie. Es sei also eine „Würdigung“ der eigenen Wurzeln, kein Apotheker würde seinem Betrieb einen Namen geben, der andere verletze, betont sie. Ihre Apotheke gebe es seit den frühen 1950er Jahren, es sei ein Wolfsburger Traditionsunternehmen.
„Man kann nicht jeden Begriff aus der Sprache ausmerzen, das löst das Problem nicht“, sagt Grünwald. Kritiker müssten akzeptieren, dass es auch andere Gründe für den Namen geben könne – eben die Würdigung der Mauren. Della wendet ein, das Problem sei nicht gelöst, indem man auf die frühere Bedeutung verweise: „Die Wortbedeutung und Wirksamkeit ändert sich.“ Fest steht für ihn: Der Begriff Mohr stehe „für eine bestimmte Rolle schwarzer Menschen“, erklärt er mit Blick auf den Kolonialismus. „Kolonialismus hat mit Rassismus zu tun.“
Kammer mahnt Sensibilität an
Della erklärt: „Sprache verändert sich permanent.“ Die Menschen bräuchten mehr Offenheit dafür, mehr Gesprächsbereitschaft und Problembewusstsein. Erschwert werde dies aus seiner Sicht, weil die Mehrheitsgesellschaft das Gefühl habe, eine kleine Gruppe von Menschen wolle ihnen vorschreiben, welche Begriffe in Ordnung seien. Immerhin: Eine Debatte über das Thema scheine möglich, die Menschen verstünden zunehmend und die Diskussion sei „nicht mehr wegwischbar“.
In Niedersachsen gebe es drei Mohren-Apotheken, gegründet 1950, 1951 und 1965, erklärt eine Sprecherin der Apothekerkammer Niedersachsen. Umbenannt worden sei nach Kenntnis der Kammer noch keine davon. Auch sie erklärt den Namen mit den Mauren und der Heilkunst der Nordafrikaner, die diese ins damals rückständige Europa gebracht hätten. Die Apothekerkammer macht aber auch klar: Rassismus und Diskriminierung sollten „mit der gebotenen Sensibilität behandelt und nicht verharmlost oder ignoriert werden“.
Umbenennen oder nicht?
Würde ein neuer Name für die Mohren-Apotheke in Wolfsburg helfen? Das sei „eine unternehmerische Ermessensentscheidung“, urteilt die Kammer. Grünwald erklärt, sie sehe keine Notwendigkeit, den Namen zu ändern, sie fühle sich unterstützt von den Wolfsburgern. Mauren-Apotheke könne eine Lösung sein, räumt sie ein. Della warnt: „Wir dürfen nicht davon ausgehen, dass der Rassismus mit der Umbenennung erledigt ist.“ Ganz klar ist für ihn aber, dass eine „Vogel-Strauß-Taktik“ nicht funktioniert: Niemand könne bei dem Thema mehr den Kopf in den Sand stecken.
16 Kommentare
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von Anita Peter am 17.08.2020 um 5:49 Uhr
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Höhere Dialektik
von Ludwig Rotlaub am 17.08.2020 um 1:03 Uhr
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@ Dinakis und Reinhold
von Reinhard Rodiger am 16.08.2020 um 23:17 Uhr
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Mohrenapotheke
von Maria Busold am 16.08.2020 um 20:26 Uhr
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Herr Dinakis
von Dr.Diefenbach am 16.08.2020 um 17:09 Uhr
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AW: Herr Dinakis
von Michael Reinhold am 16.08.2020 um 20:58 Uhr
AW: Verpasste Chance
von Conny am 15.08.2020 um 20:27 Uhr
AW: Verpasste Chance
von Anita Peter am 16.08.2020 um 8:31 Uhr
Wort "Rassismus" ist zu stark ideologisch aufgeladen
von Karl Hein am 15.08.2020 um 17:04 Uhr
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Mohren etc
von Dr.Diefenbach am 15.08.2020 um 10:07 Uhr
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Kontaminiert
von G. Wagner am 15.08.2020 um 9:58 Uhr
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AW: Kontaminiert
von Conny am 15.08.2020 um 13:26 Uhr
AW: Kontaminiert
von Anita Peter am 15.08.2020 um 17:46 Uhr
Totaler Unsinn
von Conny am 14.08.2020 um 23:02 Uhr
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AW: Totaler Unsinn
von Silke Hajdaraj am 16.08.2020 um 9:11 Uhr
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