Weiterer Grund für reduzierten Einsatz?

Antibiotika könnten entzündliche Darmerkrankungen begünstigen

Stuttgart - 20.08.2020, 15:45 Uhr

Aus einem Datenvergleich geht hervor, dass eine Antibiotikaeinnahme in der Vergangenheit (niemals versus mindestens einmal) mit einem fast zweifach erhöhten Risiko verbunden sein könnte, an einer CED zu erkranken. (c / Foto: Juan Gärtner / stock.adobe.com)

Aus einem Datenvergleich geht hervor, dass eine Antibiotikaeinnahme in der Vergangenheit (niemals versus mindestens einmal) mit einem fast zweifach erhöhten Risiko verbunden sein könnte, an einer CED zu erkranken. 
(c / Foto: Juan Gärtner / stock.adobe.com)


Risiko für CED steigt mit Anzahl der Antibiotikagaben

Die Wissenschaftler machten sich für ihre Studie die „Epidemiology Strengthened by histoPathology Reports in Sweden“ (ESPRESSO) zunutze und identifizierten in den gesammelten Darmbiopsie-Daten fast 16.000 Fälle von Colitis ulcerosa und fast 8.000 Morbus-Crohn-Fälle (Diagnosestellung zwischen Januar 2007 und Dezember 2016). Diese Fälle verglichen sie mit rund 28.000 gesunden Geschwistern und 117.000 Kontrollpersonen aus der allgemeinen Bevölkerung. Dazu nahmen sie das „Swedish Patient Register“ und „Prescribed Drug Register“ zu Hilfe. 

Aus dem Datenvergleich gehe hervor, dass eine Antibiotikaeinnahme in der Vergangenheit (niemals versus mindestens einmal) mit einem fast zweifach erhöhten Risiko verbunden sei, an einer CED zu erkranken. Dabei wurde sowohl für Colitis ulcerosa als auch Morbus Crohn ein erhöhtes Risiko festgestellt – vor allem dann, wenn Breitspektrumantibiotika zum Einsatz kamen. Für einen kausalen Zusammenhang spricht, dass das Risiko, eine CED zu entwickeln, offenbar mit der Anzahl der Antibiotika-Anwendungen steigt.

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Bemerkenswert an der Studie sei, dass die Probanden als Teil der bevölkerungsweiten schwedischen Register über zehn Jahre beobachtet werden konnten. Der leitende Autor der Studie, Professor Jonas F. Ludvigsson, Kinderarzt am Universitätskrankenhaus Örebro und Professor an der Abteilung für medizinische Epidemiologie und Biostatistik des Karolinska Instituts, erklärt zum Hintergrund, dass die Medikation der Menschen in Schweden komplett digital dokumentiert wird, was die schwedischen Register ideal für die Untersuchung von Risikofaktoren für CED mache. 

Laut Ludvigsson liefert die Studie nun nicht nur ein weiteres Puzzle-Teil auf der Suche nach Präventionsmöglichkeiten zum Schutz vor CED, sondern auch einen weiteren Grund, unnötigen Antibiotika-Einsatz zu vermeiden. Im Abstract zur Studie heißt es ein wenig zurückhaltender formuliert: „Unsere Ergebnisse, sofern sie durch längerfristige prospektive Studien am Menschen oder mechanistische präklinische Untersuchungen untermauert werden, legen die Notwendigkeit nahe, das Antibiotic-Stewardship weiter zu stärken, um den Anstieg dysbiosebedingter chronischer Krankheiten, einschließlich CED, zu verhindern.“



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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