Alzheimer-Krankheit

Vielversprechender Biomarker liefert genaue Diagnose

Remagen - 20.08.2020, 07:00 Uhr

In einer Studie gelang es, Alzheimer-Patienten und sogar Träger einer Mutation, die zu Alzheimer führen kann, über pTau217 mit einer hohen Spezifität zu identifizieren. (s / Foto: imago images / Science Photo Library)

In einer Studie gelang es, Alzheimer-Patienten und sogar Träger einer Mutation, die zu Alzheimer führen kann, über pTau217 mit einer hohen Spezifität zu identifizieren. (s / Foto: imago images / Science Photo Library)


Eignet sich das Tau-Protein als Biomarker?

Einer der auslösenden Mechanismen der Alzheimer-Krankheit ist die krankhafte Veränderung des Strukturproteins Tau, das sich in den Fasern der Nervenzellen ablagert und zu deren Untergang beiträgt. Bei Alzheimer-Patienten werden deshalb typischerweise erhöhte Tau-Protein-Konzentrationen gefunden. Ein erhöhtes Gesamt-Tau ist allerdings nicht sehr spezifisch für eine Alzheimer-Diagnose, denn erhöhte Werte können auch bei anderen Krankheiten wie zum Beispiel der Creutzfeld-Jakob-Erkrankung vorkommen. Deshalb hat die Forschung nach exakteren Markern Ausschau gehalten. Untersucht wurden in der Vergangenheit unter anderem das an Position 181 hyperphosphorylierte Tau-Protein (Phospho-Tau181/ pTau181) und der Marker Neurofilament (Nfl) im Blut, aber beide erwiesen sich nicht als ausreichend genau.

Hohe Treffsicherheit und Genauigkeit

Die Studiengruppe aus den USA, Schweden, Großbritannien und Kolumbien hat nun Ergebnisse für das an Position 217 hyperphosphorylierte Tau-Protein (pTau217) als Biomarker vorgelegt. Sie wurden Ende Juli in JAMA veröffentlicht.

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Totgesagte leben länger

Die Wissenschaftler testeten den Biomarker an drei unterschiedlichen Alterskohorten mit insgesamt 1.402 Personen. In Kohorte 1 betrug das Durchschnittsalter 83,5 Jahre, in Kohorte 2 lag es bei 69,1 Jahren und in Kohorte 3 bei 35,8 Jahren. In allen drei Kohorten konnten Alzheimer-Patienten und sogar Träger einer Mutation, die zu Alzheimer führen kann, über pTau217 mit einer hohen Spezifität identifiziert werden. Die Treffsicherheit war signifikant höher als bei pTau181 und NfL und die Genauigkeit vergleichbar mit der der Liquor-Untersuchung oder eines PET-Scans.

„Alzheimer-Kandidaten“ frühzeitig herausfiltern

„Die Studienautoren verweisen darauf, dass weitere Untersuchungen durchgeführt werden müssen, aber die vorliegenden Daten bestätigen, dass pTau217 ein vielversprechender Biomarker sein könnte, der eine frühzeitige Diagnose ermöglicht“, kommentiert Richard Dodel, Neurologe und Inhaber des Lehrstuhls für Geriatrie an der Universität Duisburg-Essen, die Ergebnisse. Angesichts dessen, dass es im Moment keinen Wirkstoff zur Heilung der Alzheimer-Demenz gebe, komme es wesentlich auf die Prävention, das heißt die Beeinflussung von Risikofaktoren für eine Demenz wie Bluthochdruck, Übergewicht, Rauchen, körperliche Inaktivität oder Diabetes mellitus an, ebenso wie auf die Früherkennung, erklärt Dodel. Zu wissen, dass man ein „Alzheimer-Kandidat“ sei, werde viele Menschen zu einem gesünderen Lebensstil motivieren. Ein Alzheimer-Frühtest könne somit perspektivisch die Krankheitslast senken, hofft der Neurologe.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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