Corona-bedingt: Die Interpharm findet 2020 ausnahmsweise online statt. Doch nicht alles hat sich deswegen geändert. Die festen Säulen – ApothekenRechtTag, Wissenschaftlicher Kongress, PTAheute-Kongress bleiben natürlich bestehen. Doch was erwartet Sie? DAZ.online hat mit Professor Thomas Herdegen vorab gesprochen, er widmet sich am 25. September der Revolution in der Behandlung psychiatrischer Erkrankungen durch die Evolution der Trizyklika.
DAZ.online: Können chemische Moleküle unsere „Seele“ und unseren „Geist“ verändern?
Herdegen: Bei aller absoluter Akzeptanz von Geist und Seele, so sind doch diese Größen, und erst recht die fassbaren kognitiven, emotionalen und humoralen Fähigkeiten des menschlichen Gehirns, an neuroanatomisch-psychologisch-biochemische Materie gebunden. Änderungen dieser biologischen Matrix führen immer zu wahrnehmbaren Änderungen des Gehirns. Und die Änderbarkeit ist eine große therapeutische Chance, zum Beispiel für unsere Neurophsychopharmaka.
DAZ.online: Was war das Revolutionäre an den Trizyklika?
Herdegen: Mit dem trizyklischen Neuroleptikum Chlorpromazin konnte man zum ersten Mal eine komplexe Hirnstörung wie die Psychose therapeutisch bessern. Damit einher ging auch eine revolutionäre Erkenntnis: wie sehr unsere Persönlichkeiten von definierbaren Molekülen gesteuert, beherrscht, dominiert und vielleicht sogar unentrinnbar geformt sind. Wir blockieren den D2-Rezeptor und die Wahnvorstellungen verschwinden. Wir blockieren den muscarinergen ACh-Rezeptor und provozieren einen iatrogenen Morbus Alzheimer.
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