Wahlen an der ABDA-Spitze

Posten verteilt, Proporz geglückt

Stuttgart - 04.09.2020, 10:30 Uhr

Thomas Benkert will Präsident der Bundesapothekerkammer werden. Ursula Funke aus Hessen hat Ambitionen auf die Vizepräsidentschaft. (c / Foto: ABDA)

Thomas Benkert will Präsident der Bundesapothekerkammer werden. Ursula Funke aus Hessen hat Ambitionen auf die Vizepräsidentschaft. (c / Foto: ABDA)


Bayerische Doppelspitze wäre auch zulässig gewesen

Zwischenzeitlich hieß es, mit dem Rückzug Fritz Beckers an der Spitze des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) habe sich Dr. Hans-Peter Hubmann als Nachfolger positioniert. Mit ihm und Benkert als BAK-Chef hätte eine bayerische Dominanz in der ABDA gedroht. Doch Hubmann gab am vergangenen Mittwoch bekannt, auch als stellvertretender Vorsitzender weiterhin für den DAV aktiv sein zu wollen. „Wir Apothekerinnen und Apotheker brauchen dringend ein gutes und solides wirtschaftliches Fundament und verlässliche vertragliche Rahmenbedingungen. Daher müssen unter anderem die Vergütung des Botendienstes entfristet und einige Erleichterungen bei den Abgaberegelungen in die Regelversorgung übernommen werden“, erklärte er per Mitteilung. Um das Amt des DAV-Vorsitzenden wird es also voraussichtlich auch keinen echten Wahlkampf geben: Einen Gegenkandidaten für Thomas Dittrich aus Sachsen sucht man vergebens.

Übrigens hätte gegen eine Bayerische Mehrheit an der ABDA-Spitze – wenn Benkert für die BAK- und Hubmann für die DAV-Spitze kandidiert hätten – keine Satzungsregelung gesprochen. „Nach meinem Dafürhalten hätte überhaupt nichts dagegen gesprochen, wenn zwei Personen aus einem Bundesland auch auf Bundesebene Verantwortung übernehmen. Das hat es schon in der Vergangenheit gegeben. Erinnern wir uns nur an die gemeinsame Amtszeit von Heinz-Günter Wolf als ABDA-Präsident und Magdalene Linz als BAK-Präsidentin“, erklärt Benkert im Gespräch. Rein theoretisch dürften die einzelnen Posten also auch von Standesvertretern aus demselben Bundesland besetzt werden. Wolf und Linz kamen damals aus Niedersachsen.

Nach wie vor völlig offen ist, wer Ambitionen auf die ABDA-Vizepräsidentschaft hat. Auch die Zukunft des amtierenden Vizepräsidenten Mathias Arnold bleibt unklar. Hinter vorgehaltener Hand wird ihm ein standespolitisches Engagement auf europäischer Ebene nachgesagt.



Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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6 Kommentare

Trash,oder ?

von Dr. Ralf Schabik am 04.09.2020 um 18:33 Uhr

"hätte eine bayerische Dominanz in der ABDA gedroht". Wie inhaltsleer ist eine solche Aussage ? Und das in einem Medium eines seriösen Verlags ?

» Auf diesen Kommentar antworten | 4 Antworten

AW: Trash,oder

von Andreas Hofer am 04.09.2020 um 19:59 Uhr

Was genau verstehen Sie nicht unter „bayerischer Dominanz“?

Nicht alle Apotheker in der Republik wollen und können sich den Bayerischen Kammerpräsidenten und den Bayerischen Verbandsvorsitzenden als BAK- und DAV-Chef vorstellen.

Ein Proporz sollte bei 34 MOs doch möglich und die Regel sein...

AW: Trash,oder

von Ralf Schabik am 04.09.2020 um 20:29 Uhr

@ Andreas Hofer: Reden wir über Proporz-Mimimi oder über die besten Menschen für Positionen ? Die Fragestellung kann doch wohl nicht ernsthaft lauten, ob zwei Kandidaten zufällig aus einem Bundesland kommen, sondern muss doch eher lauten, wofür diese Kandidaten stehen. Diese Frage vermisse ich übrigens. Was ist denn "Proporz" bei 34 MO ??? Wenn wir das konsequent betreiben, fangen wir bei m/w/d an, gehen über das Alter hin zum Regionalproporz, schauen dann mal die Thematik Stadt/Land/Fluss an, suchen jemanden mit Migrationshintergrund und achten auf Glaubenszugehörigkeit und so weiter. Ich mache das jetzt bewusst sarkastisch, weil diverse politische Parteien uns doch schmerzvoll vorgemacht haben, was passiert, wenn sachorientierte Kompetenz das hinterletzte Kriterium für Listen ist.

Begründete, idealerweise sachliche Kritik an Kandidaten ist gelebte Demokratie. Aber ich wiederhole mich: Eine "bayerische Dominanz" zu thematisieren ist peinlich. Zumal auch in Bayern Kammer und Verband weiß Gott nicht immer einer Meinung sind. Glücklicherweise !

AW: Trash,oder

von A. Hofer am 04.09.2020 um 21:12 Uhr

Herr Schabik, bei Proporz im klassischen Sinne geht es natürlich immer um die Regionalzugehörigkeit und nicht um Geschlechtergleichstellung etc. Gerade in föderalen System. Jedes Bundeskabinett wird peinlich genau dahingehend beleuchtet, welcher Minister aus Ost, West, Nord, Süd kommt. Alles andere ist dabei erstmal zweitrangig.

Warum sollten wir in unserem (kleinen) Berufsstand anders verfahren? Selbstverständlich hat es einen Einfluss auf die Arbeit an der Spitze, wenn sich Verband und Kammer in einem Bundesland eher gut oder eher schlecht vertragen. Außerdem wird man bei gewissen Themen natürlich Interessenkonflikte wittern können. Das oder allein schon der drohende Konflikt gilt es von vornherein zu verhindern.

Und: bei der nächsten ABDA Wahl geht es -Stand heute - leider nicht um den Besten oder den Schlechtesten, denn alle Funktionen haben mal wieder nur jeweils einen Kandidaten - bei 34 MOs! Damit will ich ganz bestimmt nicht über die Kolleginnen und Kollegen schimpfen, die jetzt kandidieren. Aber es braucht doch auch mal eine Diskussion über Themen und Zukunft - und bitte nicht nur aus dem Süden. :-)

AW: Trash,oder

von Dr. Ralf Schabik am 05.09.2020 um 15:17 Uhr

@ Andreas Hofer: "Verteilung von Ämtern, Sitzen nach dem Zahlenverhältnis der abgegebenen Stimmen (6a) von Parteien, nach dem Kräfteverhältnis von Konfessionen oder sonstigen Gruppen" (Quelle: Duden) Natürlich weiß ich, wie Parteipolitik abläuft und kann Ihre Argumentation ja auch nachvollziehen. Aber genau wegen "Proporz" sitzen ja auch so unendlich viele Nieten in politischen Ämtern. Weil eben aus Proporz-Gründen irgendjemand genommen werden muss - sei es regional, sei es wegen irgendwelcher "Zugehörigkeiten".
Wir könnten übrigens trefflich darüber diskutieren, ob aktuell gewisse Regionen im Osten überproportional in der ABDA vertreten sind - aber ich tue es nicht, weil ich die Kollegen, an die ich da denke, durchaus mag und schätze.

Mir ging es einfach nur um diesen total dämlichen Satz "bayerische Dominanz" ... der noch dazu falsch ist, weil erstens die "Chefs" nur sehr bedingt tun und lassen können, was sie wollen, sondern ihren Gremien berichten müssen UND die beiden bayerischen Chefs durchaus nicht in allen Punkten deckungsgleiche Meinungen haben und vor allem polyglott genug sind, über ihren freitsaatlichen Horizont zu denken.

Traurig finde ich, wie durch effekthaschende Journalisten Stimmungen getriggert werden. Und wir das in unserer eigenen Fachliteratur eigentlich nicht brauchen.

So - weg von diesem Thema ... hin zu Ihrem letzten Absatz und insbesondere Schlußsatz ... den ich ausdrücklich unterschreiben möchte. JA, wir brauchen Diskussionen, und zwar ÜBERREGIONAL. Bin voll bei Ihnen.
Allerdings muss man - und jetzt bin ich ganz ketzerisch - berücksichtigen, dass es MOs gibt, die eher etwas entfernt von Realitäten sind. Das ist gar nicht böse gemeint, aber jemand, der nur Großstadt kennt, kann sich nicht über Flächendeckung, zB im Notdienst, auslassen. Oder der Hinterwäldler nicht über Inanspruchnahme von Notdienst in der Millionenstadt. Das heisst, wir brauchen als Vertretung starke Köpfe an der Spitze und Gremien, in denen die gesamte Bandbreite unserer so unter Beschuss stehenden Berufsgruppe vertreten ist. Wobei es immer schwieriger wird, die Gremien so zu besetzen, dass sie die Vielfalt abbilden ...

Bayern an die Spitze?

von Franz Keller am 04.09.2020 um 11:10 Uhr

wenn man mal hinsieht, wie es in Bayern zugeht, dann ist das kein Weg zu: weiter so, sondern zu: noch viel schlimmer.
Die Kollegen dort werden drangsaliert, mit Bürokratie überschüttet ohne Augenmaß. Wollen wir das wirklich?
Wann bekommen wir eine DEMOKRATISCHE Spitze, die uns VERTRITT und nicht ständig Knüppel zwischen die Beine wirft, uns das Leben so sauer wie möglich macht?
Auch die anderen Kandidaten stehen nicht für Fortschritt, sondern für NICHTVERTRETEN und Eigeninteressen.

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