Interview mit Thomas Benkert

„Wir brauchen bei der Versorgung der Patienten mit Fertigarzneimitteln freie Hand"

Stuttgart - 14.09.2020, 07:00 Uhr

Thomas Benkert aus Bayern will Präsident der Bundesapothekerkammer werden. Mit der DAZ sprach er über seine Ziele. (Foto: ABDA)

Thomas Benkert aus Bayern will Präsident der Bundesapothekerkammer werden. Mit der DAZ sprach er über seine Ziele. (Foto: ABDA)


Der amtierende Vizepräsident der Bundesapothekerkammer, Thomas Benkert aus Bayern, will nach der Wahl am 26. November dieses Jahres an der Spitze der BAK stehen. Im Gespräch mit der DAZ erläutert er seine Ziele für eine mögliche Amtszeit.

DAZ: Herr Benkert, Sie kandidieren für die Wahl zum nächsten Präsidenten der Bundesapothekerkammer. Erklären Sie uns bitte kurz, wie es zu der Entscheidung kam.

Benkert: Seit acht Jahren konnte ich als Vizepräsident viel Erfahrung sammeln, mich bei etlichen Projekten einbringen mit dem Ziel, unseren Berufsstand zukunftsfähig zu machen und erfolgreich weiterzuentwickeln. Als Dr. Andreas Kiefer im August seinen Rückzug aus der Standespolitik auf Bundesebene bekannt gab, stand meine Entscheidung fest: An der Spitze der BAK möchte ich in den nächsten Jahren an den zahlreichen Heraus­forderungen wie der Umsetzung des E-Rezepts, der Etablierung honorierter pharmazeutischer Dienstleistungen, der Novellierung der Approbations­ordnung und dem Abbau überbordender Bürokratie im Apothekenbereich mitwirken.

DAZ: Mit dem Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz (VOASG) soll der historische Schritt hin zu den vergüteten pharmazeutischen Dienstleistungen gelingen. Das würde für die BAK bedeuten, dass über die konkreten Tätigkeiten öffentlich gesprochen und mit den Krankenkassen verhandelt werden muss. Wie sieht denn der konkrete Fahrplan aus? Wann können wir damit rechnen, dass ein entsprechender Katalog endlich den politischen Entscheidern vorgelegt wird?

Benkert: Der für mich wichtigste Punkt im VOASG ist zunächst einmal die Umsetzung der Gleichpreisigkeit bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. Und das nicht nur in der GKV, sondern ganz entscheidend auch in der PKV und für Selbstzahler. Hier müssen wir alle das parlamentarische Gesetzgebungsverfahren weiterhin konstruktiv-kritisch begleiten. Natürlich ist auch im Sinne der Weiterentwicklung des Berufsstands die Einführung honorierter pharmazeutischer Dienstleistungen entscheidend. Nun sollen ja auch die vergüteten Botendienste aus der Coronakrise verstetigt werden. Allerdings muss es uns hier ganz klar gelingen, dass die neue Botendiensthonorierung nicht die für Dienstleistungen vorgesehenen Mittel mindert!

DAZ: Werden wir noch vor Ihrer möglichen Amtszeit über konkrete pharmazeutische Dienstleistungen sprechen können?

Benkert: Der von der BAK erstellte Katalog mit für eine Honorierung geeigneten pharmazeutischen Dienstleistungen wird voraussichtlich Ende Oktober im ABDA-Gesamtvorstand diskutiert. Oberstes Gebot ist, dass diese Dienstleistungen für möglichst viele Apotheken auch umsetzbar sein müssen. Es soll keine „Leuchtturm-Dienstleistungen“ geben, die nur sehr wenige Apotheken schultern können.

Coronakrise, E-Rezept und ABDA-Wahlen

DAZ: Nächstes und sehr aktuelles Thema für die BAK sind sicher, die Erfahrungen aus der Coronakrise in die Regelversorgung in den Apotheken zu transferieren. Welche Forderungen stellen Sie hierbei auf?

Benkert: Die Herstellung von Desinfektionsmitteln muss unkompliziert und unbürokratisch in den Apotheken stattfinden können – und zwar jederzeit und ohne Ausnahmegenehmigungen. Das heißt, die Desinfektionsmittel müssen raus aus der Biozid-Verordnung und wieder dem Arzneimittelbereich zugeordnet werden. Weiterhin brauchen wir für die Versorgung der Patienten mit Fertigarzneimitteln freie Hand. Auch hier müssen die Erleichterungen beim Austausch von nicht verfügbaren Rabattarzneimitteln verstetigt werden. Über das Botendiensthonorar haben wir ja bereits vorhin gesprochen.

DAZ: Stichwort: E-Rezept – welche Baustellen sind hier noch offen?

Benkert: Ganz klar die technische Absicherung des Makelverbots! Wir fordern unmissverständlich, dass ein Geschäftemachen mit der Weiter­leitung von E-Rezepten technisch unmöglich gemacht werden muss.

DAZ: Kommen wir zum Schluss nochmal zu den Wahlen an der ABDA-Spitze: Die einzelnen Personalfragen scheinen sich ja nun zu lichten. Thomas Dittrich aus Sachsen bewirbt sich als Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV). Damit wäre eine bayerische Doppel-Spitze mit Ihnen als BAK-Präsident und Dr. Hans-Peter Hubmann als DAV-Vorsitzender verhindert. Wie bewerten Sie die Verteilung der Ämter?

Benkert: Nach meinem Dafürhalten hätte überhaupt nichts dagegen gesprochen, wenn zwei Personen aus einem Bundesland auch auf Bundesebene Verantwortung übernehmen. Das hat es schon in der Vergangenheit gegeben. Erinnern wir uns nur an die gemeinsame Amtszeit von Heinz-Günter Wolf als ABDA-Präsident und Magdalene Linz als BAK-Präsidentin.

DAZ: Was sagen Sie zu allen nun bekannt gewordenen Kandidaturen?

Benkert: Zum Glück leben wir in einem Land mit demokratischen und freien Wahlen. Warten wir doch einfach ab und lassen Sie uns die, die in die Verantwortung geschickt werden, am Erfolg ihrer Arbeit messen.

 

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Hinweis: Das vollständige Interview lesen Sie in der aktuellen Printausgabe der DAZ.



Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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3 Kommentare

Zukunft verkauft!

von Reinhard Rodiger am 14.09.2020 um 21:49 Uhr

Die Zukunftsfähigkeit des Standes ist proportional zur heutigen Anerkennung.Ohne sie sind Hoffnungen auf noch nicht mal definierte oder gar durchgerechnete “neue” Dienstleistungen eine Täuschung.Der Kampf um Details - so berechtigt sie auch sind- lenkt ab.Ausserdem sind sie eigentlich Aufgabe des DAV. Weiter ohne Debatte über die wirklichen Prioritäten geht an der ausstehenden Aufgabe vorbei. Ich erwarte eine Perspektive ,die dem Ernst der Lage gewachsen ist . Nichts davon ist zu sehen. Es wird wohl auf das
Ausscheiden der ca 50-60% gebaut . Der “Rest” kann dann trotz unzureichend bezahlter Arbeit überleben
Das ist für die Mehrheit nicht mehr vorgesehen.Sonst gäbe es ja einen plausiblen Plan und
Flächendeckung wäre Gegenstand der Überlegungen.Stattdessen substanzlose Hoffnung mit Schadpoential für die Mehrheit.Das ist kein Aufbruch,sondern Abbruch. Zumunftsfähigkeit zeigt sich nicht.

So wird Zukunft verkauft.Politisch wird nur preiswert gelobt,aber nicht spürbar anerkannt.Das ist aber die Vorausetzung.DANACH ist Hoffnung möglich.

Ist solches Weitermachen wirklich alternativlos ?

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Kandidatur vom Kollegen Benkert

von Heiko Barz am 14.09.2020 um 18:22 Uhr




Wenn der Kollege Benkert schon einige Zeit als Vertreter des Präsidenten tätig war, warum hat er dann nicht Einfluß genommen auf die pharmazeutische Weichspielarbeit von F.Schmidt. .... Neuer Wein in alten Schläuchen und neue Besen kehren gut...... Wer das Schmidtsche Dilemma, wie auch immer, mitgetragen und mitverantwortet hat, der dürfte demnach diese Position nicht übernehmen.
Das was Schmidt anzukreiden ist, begann mit der katastrophalen Ausrichtung des APO-Tages 2019. die Angst vor dem Polit-Jüngling Spahn war da in jeder Phase der Gespräche zu spüren. Dann noch die vorweihnachtlichen „Absprachen“ mit Spahn in Hinterzimmerchen und die demonstrative Abkehr vom einzig berufserhaltenden- RXVV - zum juristisch sehr angezweifelten VOAS. Als Vize muß der Kollege Benkert dieses fast schon berufsvernichtende Handeln seines Chefs an den Beitragsverpflichteten mit getragen haben. Ich jedenfalls habe „Nichts“ Gegenteiliges von Herrn Benkert zu lesen oder zu hören bekommen.
Diese verbrannten „Eisen“ müssen aus dem Feuer und unbedingt durch „Unverbogene“ ersetzt werden.
Diese „Führungsriege“ hat unser wichtigstes Anliegen, - Die seit 2004 festgequarzte Honorarfrage - aus purer Angst, vor welchen Konsequenzen eigentlich, offensichtlich ausgeklammert. Und wo war da der Kollege Benkert und hat sein Veto zum Wohle derer, die er jetzt verantwortlich führen möchte, in die berufspolitische Waagschale geworfen?
Von mir ein eindeutiges NEIN zu Benkers Selbstentscheidung seiner Kandidatur.

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von Anita Peter am 14.09.2020 um 8:39 Uhr

Weiter entfernt von der Realität kann man nicht sein.

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