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Wenn Wissen versandet
Mehr als 170 wissenschaftliche Zeitschriften sind aus dem Internet verschwunden
Wissenschaftliche Zeitschriften sollen eigentlich fortlaufend widerspiegeln, wie sich der Stand der Erkenntnisse weiterentwickelt. Manche schaffen das über einige Jahrzehnte, wenn nicht mehr als ein Jahrhundert. In unserem schnelllebigen Internet-Zeitalter geht allerdings einiges an wertvollem Wissen oft völlig unbemerkt verloren. Nach einer neuen Analyse sind in den letzten zwei Jahrzehnten 176 Open-Access-Zeitschriften aus dem Internet verschwunden.
Die Bewahrung wissenschaftlicher Aufzeichnungen ist seit Beginn der Wissensproduktion eine große Herausforderung. Bei Printpublikationen liegt die Verantwortung dafür in erster Linie bei Bibliothekaren, aber der Übergang zum digitalen Publishing und besonders die Einführung von Open Access (OA) haben die Sache verkompliziert, so praktisch und wünschenswert diese neuen Optionen auch sein mögen. Denn während man das, „was man schwarz auf weiß besitzt“, bekanntermaßen „getrost nach Hause tragen kann“, ist der langfristige Online-Zugang zu Zeitschriften im Internet nicht immer gewährleistet. Sie können sogar vollständig aus dem Web verschwinden.
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Minutiöse Rückverfolgung
Für die Analyse konsultierten die Forscher mehrere wichtige bibliografische Indizes, wie
- Scopus
- Ulrichsweb und
- das Verzeichnis der Open Access Journals (DOAJ)
und verfolgten die Zeitschriften über die Wayback Machine des Internet-Archivs zurück, um zu sehen, wann sie zuletzt veröffentlicht wurden und wann der Inhalt zuletzt im Internet verfügbar war. Zeitschriften wurden als „verschwunden" betrachtet, wenn nur noch weniger als fünfzig Prozent ihrer Inhalte online frei verfügbar waren. Sie fanden 176 Open Access-Zeitschriften, deren Online-Präsenz mangels umfassender und offener Archive zwischen 2000 und 2019 aus dem Netz verschwunden sind.
Weitere 900 inaktive Open-Access-Zeitschriften könnten verschwinden
Mehr als die Hälfte der Zeitschriften war in den Sozial- und Geisteswissenschaften angesiedelt, aber auch die Biowissenschaften, Gesundheitswissenschaften, Physik und Mathematik waren vertreten. Achtundachtzig waren einer wissenschaftlichen Gesellschaft oder einer Forschungseinrichtung angeschlossen. Die Mehrheit der Zeitschriften war innerhalb von fünf Jahren verschwunden, nachdem sie inaktiv geworden waren, der Punkt, an dem sie aufhörten, Papiere zu veröffentlichen. Etwa ein Drittel verschwand innerhalb eines Jahres nach der letzten Veröffentlichung. Aus diesem Lebenszyklus leiten die Forscher die Schätzung ab, dass in naher Zukunft weitere 900 inaktive Open-Access-Zeitschriften nicht mehr verfügbar sein könnten.
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