DAZ.online: Sie werden auch darüber diskutieren, ob eine vorangegangene Infektion mit harmlosen Erkältungs-Coronaviren möglicherweise schützend wirkt. Was weiß man darüber?
Stahl: Gleich mehrere Forscherteams haben sich mit der sogenannten Kreuzreaktivität beschäftigt. Interessanterweise waren bei 30 bis 40 Prozent SARS-CoV-2-naiver Probanden, die nachweislich eine frühere Exposition mit humanen endemischen Coronaviren hatten, T-Gedächtniszellen vorhanden, die auch in der Lage sind, bestimmte Epitope von SARS-CoV-2 zu erkennen. Der Schluss liegt nahe, dass diese Personen besser vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 geschützt sind. Und so war es wenig verwunderlich, dass Boulevard-Medien bereits triumphierend äußerten, ein Drittel der Bevölkerung sei immun. Dieser Rückschluss ist aber nicht zulässig und man kann von einem guten (negativem) Beispiel sprechen, wie abermals wissenschaftliche Erkenntnisse missinterpretiert wurden. Tatsächlich ist noch vollkommen unklar, was diese Kreuzreaktivität bewirken kann und ob es nicht auch Nachteile mit sich bringt.
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