Heimtückische Attacken erfolgreich abgewehrt
Dauerbrenner Corona – Was uns COVID-19 lehrt
Dr. Verena Stahl, Prof. Dr. Leif Erik Sander
Freitag, 25. September 2020; 16 Uhr Wissenschaftlicher eKongress
DAZ.online: Sie werden auch darüber diskutieren, ob eine vorangegangene Infektion mit harmlosen Erkältungs-Coronaviren möglicherweise schützend wirkt. Was weiß man darüber?
Stahl: Gleich mehrere Forscherteams haben sich mit der sogenannten Kreuzreaktivität beschäftigt. Interessanterweise waren bei 30 bis 40 Prozent SARS-CoV-2-naiver Probanden, die nachweislich eine frühere Exposition mit humanen endemischen Coronaviren hatten, T-Gedächtniszellen vorhanden, die auch in der Lage sind, bestimmte Epitope von SARS-CoV-2 zu erkennen. Der Schluss liegt nahe, dass diese Personen besser vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 geschützt sind. Und so war es wenig verwunderlich, dass Boulevard-Medien bereits triumphierend äußerten, ein Drittel der Bevölkerung sei immun. Dieser Rückschluss ist aber nicht zulässig und man kann von einem guten (negativem) Beispiel sprechen, wie abermals wissenschaftliche Erkenntnisse missinterpretiert wurden. Tatsächlich ist noch vollkommen unklar, was diese Kreuzreaktivität bewirken kann und ob es nicht auch Nachteile mit sich bringt.
DAZ.online: Ergaben sich denn aus diesen Untersuchungen neue Erkenntnisse für die Impfstoffforschung?
Stahl: Diese Frage werde ich gerne an unseren Experten richten, schließlich kann es große Auswirkungen für die Impfstrategie haben, falls eine mögliche Hintergrundimmunität in der Bevölkerung vorliegen sollte. Auf den zweiten Blick haben die Untersuchungen aber auch dazu beitragen können, mehr über die antigenen Strukturen zu wissen, die von unserem Immunsystem erkannt werden. Das Virus weist schließlich noch andere interessante Epitope neben denen des allseits bekannten Spike-Proteins auf.
DAZ.online: Dennoch setzt der Hauptteil der Forschungsaktivitäten eines COVID-19-Impfstoffs auf das gleiche Pferd, eben jenes Spike-Protein – ein Fehler?
Stahl: Sicherlich wäre es sinnvoller, noch mehr Epitope anzusprechen. Noch ist es – auch aufgrund der Kürze der Zeit – nicht vollständig verstanden, was alles eine Immunität vermittelt, die neben der humoralen auch die T-Zell-Antwort einschließen muss. Es wird sich hoffentlich bald zeigen, ob die Immunantwort, die allein durch das Spike-Protein getriggert wird, robust genug ist, um vor einer Infektion zu schützen. Welche Vor- und Nachteile ergeben sich daraus für die Impfstoffkandidaten – auch dem wollen wir bei der Interpharm auf den Grund gehen.
Heimtückische Attacken erfolgreich abgewehrt
Dr. Verena Stahl, Prof. Dr. Leif Erik Sander
Freitag, 25. September 2020; 16 Uhr Wissenschaftlicher eKongress
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