Superfoods – Beratungswissen Teil 4

Quinoa und Amaranth – glutenfreie „Wunderkörner“

Stuttgart - 30.09.2020, 17:50 Uhr

Quinoa ist etwas gröber, Amaranth feinkörniger – beide gehören in die Gruppe der Pseudogetreide. (Foto: Moving Moment | One Pixel Studio / stock.adobe.com)

Quinoa ist etwas gröber, Amaranth feinkörniger – beide gehören in die Gruppe der Pseudogetreide. (Foto: Moving Moment | One Pixel Studio / stock.adobe.com)


Was im Internet kursiert 

„Urgetreide aus der Ferne“, „Nährstoffwunder aus den Anden“, „Inka-Weizen“ oder „Inka-Gold“ – so werden die Quinoa- und Amaranth-Körner in werbenden Artikeln bezeichnet. Man liest auch von „Eiweißbomben“ und den „Körnchen für eiserne Nerven“. Manche Autoren scheuen nicht davor zurück, die Aminosäuren in Quinoa und Amaranth als krebsvorbeugend zu bezeichnen. Der Aminosäure Tryptophan wird eine Wirkung gegen Depressionen zugeschrieben, weswegen die „Wunderkörner“ als „Mittel für die Seele“ angepriesen werden. Der regelmäßige Verzehr von Amaranth soll bei chronischen Kopfschmerzen und Migräne helfen, die Atemwege stärken, sogar den Alterungsprozess verzögern. Natürlich dürfen keine gesundheitsbezogenen Aussagen auf den Verkaufsverpackungen stehen. Obwohl keine einzige der im Internet kursierenden „Wirkungen“ wissenschaftlich belegt ist, glauben viele Menschen offenbar noch gerne an „Wundermittel“.

Unverzichtbar für eine gesunde Ernährung? 

Bei einer glutenfreien und/oder vegetarischen bzw. veganen Kostform stellen Amaranth und Quinoa eine gesunde Bereicherung des Speisezettels dar. Beim Einkauf sollte man auf Fairtrade-Produkte achten, die den Bauern in den Anbaugebieten einen kleinen Nutzen bieten. Grundsätzlich sollte man bedenken, dass Lebensmittel, die erst um den halben Globus fliegen müssen, bevor sie in unseren Supermärkten landen, eine eher bedenkliche Ökobilanz aufweisen. Was auch nachdenklich stimmen sollte: Die weltweit gestiegene Nachfrage nach Quinoa und Amaranth hat in den Herkunftsländern zu einer so hohen Preissteigerung geführt, dass die Einheimischen sich ihre eigenen Agrarprodukte nicht mehr leisten können und auf preisgünstige, industriell hergestellte Nahrungsmittel ausweichen müssen.

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Es lohnt sich also zu erwägen, ob nicht auch der bei uns in Europa heimische Buchweizen oder die Hirse eine Alternative zu den „Superfoods“ aus Südamerika wären. Sowohl Buchweizen als auch Hirse sind glutenfrei haben einen ähnlichen Nährwert wie Amaranth und Quinoa. Hirse ist ebenfalls ein Top-Eisenlieferant.

Das Marketing-Argument von der unschlagbaren „Natürlichkeit“ der „uralten“ Kulturpflanzen Amaranth und Quinoa ist ohnehin in Zeiten großer Anbauflächen und steigender Exportzahlen eine romantische Illusion. 250.000 Tonnen Quinoa wurden im Jahr 2017 weltweit vermarktet. Ohne moderne Agrarmethoden und Pflanzenschutzmittel wären diese Mengen wohl kaum erzeugbar. 

Inzwischen gibt es einige landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland, die Quinoa und Amaranth unter ökologischen Bedingungen anbauen, wobei der Amaranth-Anbau als sehr mühevoll beschrieben wird.

Auf einen Blick 

  • Quinoa und Amaranth sind Pseudogetreide, die in Südamerika heimisch sind, und deren Stärkekörner wie Getreide verarbeitet werden.
  • Quinoa und Amaranth zeichnen sich durch eine hohe Nährstoffdichte aus, vor allem ihr Proteingehalt ist für die menschliche Ernährung wertvoll.
  • Der hohe Gehalt an Eisen, Calcium, Magnesium, Kalium, Zink machen Amaranth und Quinoa für die vegetarische und vegane Ernährung interessant.
  • Amaranth und Quinoa sind glutenfrei.
  • Durch Schälen, Einweichen und Kochen werden die Körner verträglicher, weil schädliche Begleitstoffe auf diese Weise entfernt werden.
  • Säuglingen allerfrühestens ab dem sechsten Lebensmonat Pseudogetreide-Produkte anbieten und nur solche, die streng auf Qualität und hohe Reinheit geprüft sind.


Reinhild Berger, Apothekerin
redaktion@daz.online


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