Zur Rose-Gruppe

DocMorris-Mutter meldet deutlichen Umsatzzuwachs im dritten Quartal

Süsel - 21.10.2020, 12:15 Uhr

Wie die aktuellen Quartalszahlen zeigen, kann der DocMorris-Mutterkonzern Zur Rose dem erwarteten Wirtschaftswachstum gerecht werden. Das Deutschlandgeschäft bildet den größten Anteil an der Arbeit der Gruppe. (m / Foto: Roman Weyeneth)

Wie die aktuellen Quartalszahlen zeigen, kann der DocMorris-Mutterkonzern Zur Rose dem erwarteten Wirtschaftswachstum gerecht werden. Das Deutschlandgeschäft bildet den größten Anteil an der Arbeit der Gruppe. 
(m / Foto: Roman Weyeneth)


Die Muttergesellschaft des Versandhändlers DocMorris, die schweizerische Zur Rose-Gruppe, berichtet für das dritte Quartal über kräftiges Wachstum. In allen Bereichen seien die Umsätze gestiegen und auch für die Zukunft bekräftigt die Gruppe ihre Wachstumspläne. Offenbar spielen die geplante Plattform und das E-Rezept in Deutschland dabei eine große Rolle.

In ihrer Mitteilung über die Geschäftsergebnisse des dritten Quartals 2020 meldet die Zur Rose-Gruppe ein Umsatzwachstum von 15,3 Prozent und damit eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorquartal. Der Umsatz habe 435,3 Millionen Schweizer Franken (ca. 406 Millionen Euro) im dritten Quartal und 1.245,2 Millionen Schweizer Franken (ca. 1.162 Millionen Euro) in den ersten neun Monaten des Jahres betragen.

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Letzteres entspreche einem Wachstum von 7,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, in Landeswährung sogar 11,2 Prozent. Die Zahl aktiver Kunden der gesamten Unternehmensgruppe sei auf 9,8 Millionen gestiegen. In diese Zahlen geht die Versandapotheke Apotal ein. Die Gruppe hat das Versandgeschäft von Apotal im August 2020 übernommen. Daraufhin sei der Anteil der Gruppe am Versandapothekenmarkt in Deutschland auf 43 Prozent gestiegen.

Deutschland liefert größten Umsatzanteil

Doch auch ohne Übernahmen zeigen die veröffentlichten Zahlen ein deutliches Umsatzwachstum. Demnach stieg der Umsatz von Zur Rose ohne die Übernahmen Medpex und Apotal im dritten Quartal gegenüber dem dritten Quartal 2019 um 
11,0 Prozent (in Landeswährung sogar um 13,1 Prozent) auf 368,5 Millionen Schweizer Franken. Der Umsatz in Deutschland stieg nach Angaben des Unternehmens ohne die Übernahmen um 11,7 Prozent gegenüber dem dritten Quartal 2019 auf 207,9 Millionen Schweizer Franken. 

Für die ganze Gruppe inklusive Medpex und Apotal sei der Umsatz in Deutschland um 14,6 Prozent auf 274,7 Millionen Schweizer Franken gestiegen. In der Schweiz habe das Unternehmen 146,1 Millionen Schweizer Franken und damit 7,3 Prozent mehr umgesetzt. Das restliche Europa trug 15,6 Millionen Schweizer Franken zum Umsatz bei. Allerdings sei dieses „Marktplatzgeschäft“ um 54,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal gewachsen. Insgesamt machen diese Zahlen deutlich, dass das Deutschlandgeschäft den größten Anteil an der Arbeit der Gruppe hat.

Wachstumspläne mit Plattformstrategie

Das Unternehmen weist allerdings nur Umsätze und keine Roherträge oder gar Gewinne aus. Doch berichtet die Zur Rose-Gruppe über ihre Geschäftsaktivitäten. Zur Rose und Medbase, die Healthcare-Providerin des Migros-Konzerns, würden das Shop-in-Shop-Konzept mit einem Fokus auf die Westschweiz umsetzen. Im Dezember werde dort die erste Shop-in-Shop-Apotheke eröffnet. Außerdem werde die Plattformstrategie in Deutschland und in der Schweiz zügig umgesetzt. Dazu verweist Zur Rose auch auf die Ende Juli übernommene Teleclinic in Deutschland. Im dritten Quartal 2020 habe die Teleclinic rund 18.000 Arztkonsultationen und damit fünfmal so viele wie im Vorjahreszeitraum verzeichnet.

Noch im vierten Quartal 2020 sei die Einführung einer ersten Version der DocMorris-Marktplatz-App geplant. Damit könnten Kunden letztlich E-Rezepte in Vor-Ort- oder Online-Apotheken einlösen. Zugleich erhielten die Apothekenpartner damit einen direkten Zugang zum E-Commerce. Im nächsten Jahr solle das Marktplatzmodell in der Schweiz eingeführt werden.

Komplette Infrastruktur für das E-Rezept verfügbar

Außerdem berichtet Zur Rose über die Arbeit der Tochtergesellschaft eHealth-Tec. Diese habe den Aufbau ihrer Infrastruktur für E-Rezepte im dritten Quartal abgeschlossen. Sie erfülle höchste Sicherheitsstandards und bilde die angedachte Struktur der Gematik funktionell komplett ab. Zur Rose nennt dies eine „Full-Service-Infrastruktur für das E-Rezept in Deutschland“. Diese sei ab sofort für PKV-Rezepte nutzbar. Für die GKV erwartet Zur Rose in den nächsten Monaten eine stärkere Nutzung durch das Pilotprojekt der Techniker Krankenkasse. Zur Rose-Chef Walter Oberhänsli fasst die Strategie in einem Satz zusammen: „Durch das gezielte Vorantreiben der Plattformstrategie, mit der E-Rezept-Lösung von eHealth-Tec, die von verschiedenen Akteuren im Gesundheitswesen in Modellprojekten eingesetzt wird, und fast zehn Millionen aktiven Kunden sind wir als größte Online-Apotheke Europas gut positioniert, um die langfristige Wachstumsstrategie erfolgreich umzusetzen.“

Weiteres Wachstum erwartet – auch im Rx-Bereich

In ihrem Ausblick bestätigt die Zur Rose-Gruppe ihr Ziel, den Umsatz für das Gesamtjahr 2020 um 10 Prozent zu steigern. Mittelfristig erwarte die Gruppe einen Umsatz von 3 Milliarden Schweizer Franken. An dieser Stelle gibt es immerhin einen kleinen Hinweis auf die erwarteten Erträge. Mittelfristig liege die um Wachstumsaktivitäten bereinigte EBITDA-Zielmarge bei rund 8 Prozent. Aus dieser Formulierung lässt sich folgern, dass auch in Zukunft viel Geld für Wachstum ausgegeben werden soll, während die erwirtschafteten Gewinne kurzfristig eher nicht im Blickfeld stehen. Weiter heißt es, die verpflichtende Einführung des E-Rezepts im Jahr 2022 und „die Implementierung des Gesundheitsökosystems“ würden darüber hinaus relevantes Umsatz- und Ergebnispotenzial schaffen. Aus Apothekerperspektive fällt außerdem der Hinweis auf, dass die Zur Rose-Gruppe ab 2021 mit einem deutlichen Wachstum bei Rx-Arzneimitteln rechnet.



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Ökosystem? oder lieber doch eher ein menschliches?

von Benjamin Schäfer am 21.10.2020 um 14:28 Uhr

Ökosystem bedeutet aber auch immer Survival of the fittest - also in diesem Zusammenhang alle die, die gut mit digitalen Medien klarkommen. Das Gesundheitssystem ist nur deshalb bisher so erfolgreich und konnte die Lebenserwartung in den letzten 100 Jahren verdoppeln, weil es von den mitunder grausamen Gesetzmäßigkeiten der Natur und des Kapitalismus Reißaus nimmt. Aber in einer neoliberalen, Monopolistischen und Profitmaximierungs-Denkweise klingen solche Begriffe bestimmt sehr "hipp". Wenn man sich z.B. mal eine Doku über das Ökosystem Riff anguckt, dann sieht man, dass Haie elementar sind, weil sie kranke und schwache Riffbewohner regelmäßg aussortieren. Dieses Aussortieren wird mit zunehmender Verbeitung Zur Rose'scher Mentalität ("Wir müssen da unbedingt auch mitmachen") spätestens dann Realität, wenn Digitalverweigerer nicht mehr im System vorgesehen sind (also nach Wunsch von Oberhänsli ab 2022). Das Gräuel wird weitgehend unbemerkt passieren, Patienten werden einfach gefrustet zu Hause bleiben und auf ihre Therapien verzichten, wenn sie bei sich in der Gegend keinen Arzt/Apotheker mehr finden, dem sie direkt in die Augen gucken können. Es wird kein hoher Prozentsatz sein, der auf der Strecke bleibt, viele werden sich damit arrangieren, aber es bleiben immer noch genug Leidtragende, um diesem System seine Menschlichkeit absprechen zu dürfen. Also warum machen wir das nochmal? Als Sparmaßnahme? Weil wir mit Chinas Digitalisierung mithalten müssen (Was wir eh nicht mehr können)? Oder doch, weil die Konzerne und Großaktionäre schon längst in den Parlamenten sitzen und gesittete Abgeordnete nicht mehr entscheiden wo die Reise hingeht?

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