Apothekerkammer Niedersachsen

Gesundheitsinformation in der digitalen Welt – die Rolle des Apothekers

Berlin - 26.10.2020, 12:30 Uhr

Senioren haben oft einen besonderen Beratungsbedarf, wenn es um die Suche von gesundheitsbezogenen Informationen im Internet geht. (p / Foto: imago images / Westend61)

Senioren haben oft einen besonderen Beratungsbedarf, wenn es um die Suche von gesundheitsbezogenen Informationen im Internet geht. (p / Foto: imago images / Westend61)


Checkliste für die Apotheke

Dierks verwies auf einen Leitfaden aus den USA, mit dessen Hilfe Apotheken überprüfen können, wie gut sie aufgestellt sind, um in puncto Gesundheitskompetenz Hilfestellung zu leisten. Neben einem wertschätzenden Umgang mit den Patienten und der Bereitschaft, sich auch auf Gesprächspartner mit eingeschränkter Gesundheitskompetenz einzustellen, ist ein Kriterium, wie gut die Apotheke über ihre eigenen Dienstleistungen informiert. Auch auf die Verständlichkeit von Dosieranweisungen auf den Arzneimittelpackungen sowie Beratungsangebote in Fremdsprachen stellt der Leitfaden ab. Offizinen, die ihr Repertoire darüber hinaus erweitern wollen, schlägt die Expertin vor, zum Beispiel Selbstmanagementkurse für Chroniker einzurichten.

Ältere mit besonderem Bedarf

Insbesondere Senioren, die in Gesundheitsfragen häufig einen hohen Informationsbedarf haben, drohen bei zunehmender Verlagerung von Informationsflüssen auf das Internet abgehängt zu werden. Zwar kann der Apotheker zu gesundheitsbezogenen Aspekten beraten, Um ältere Mitmenschen jedoch fit zu machen für die digitale Welt, gilt es, auch die Medienkompetenz in den Blick zu nehmen. Zu diesem Zweck hat die BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen gemeinsam mit weiteren Partnern den sogenannten Digital-Kompass entwickelt. Bis 2021 sollen bundesweit an 75 Standorten Kurse für Senioren angeboten werden, die im Umgang mit dem Internet Unterstützung suchen. Darüber hinaus haben Dierks und Kollegen den Pfad-Finder Gesundheit geschaffen, der als Orientierungshilfe dient und sowohl im Internet abrufbar ist als auch in einer gedruckten Version in den Apotheken ausgelegt werden kann.

Staatssekretär Heiger Scholz vom Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung hob in seinem Grußwort hervor, dass diejenigen, die mit digitalen Angeboten eher weniger vertraut sind, gerade während der aktuell grassierenden Pandemie besondere Aufmerksamkeit benötigen. „Wir sind in einem Dilemma: Es gibt eine große Anzahl von digitalen Informationsangeboten im Gesundheitsbereich und auch zur aktuellen COVID-19-Pandemie, allerdings haben gerade die Menschen, für die diese Informationen besonders wichtig sind, oftmals nur einen erschwerten Zugang zu den digitalen Angeboten“, bemängelte er. „Es fehlt an technischer Ausstattung, Medienkompetenz und auch an Kompetenz, die Informationen zu verstehen, zu gewichten und schließlich anzuwenden. Das Land Niedersachsen hat eine große Aufgabe vor sich, die noch nicht gelöst ist. Viele Bevölkerungsschichten müssen mit der Technik noch stärker vertraut gemacht und die Akzeptanz verbessert werden.“

Burs: Navigation durch dicht befahrene Datenautobahnen

Die Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen, Cathrin Burs, appellierte angesichts der Informationsflut im digitalen Zeitalter und vor dem Hintergrund der Coronakrise an die Kollegen, das Gespräch mit den Kunden zu suchen. „Denn eines zeigt unsere Erfahrung aus dem Apothekenalltag: Patienten brauchen eine Navigation durch die dicht befahrenen Datenautobahnen und -nebenstraßen“, betonte sie. „In der Apotheke vor Ort müssen wir den verunsicherten Patienten beruhigen und Vertrauen aufbauen. So gilt es beispielsweise in der aktuellen Krisenzeit, ihn darin zu bestärken, die von der Bundesregierung herausgegeben Verhaltensregeln wie Abstand halten, Maske tragen, Hygieneregeln beachten und regelmäßig lüften, einzuhalten.“

Zudem sei es nötig, auch den Dialog mit anderen Berufsgruppen im Gesundheitssystem zu intensivieren. „Alle Akteure des Gesundheitswesens sollten sich gemeinsam und kontinuierlich darüber austauschen, was die Digitalisierung bedeutet, welche Chancen sich daraus entwickeln, aber auch, welche Herausforderungen bewältigt werden müssen“, sagte sie. „Wenn wir uns alle kooperativ vernetzen, können wir im Schulterschluss zum Wohle des Patienten handeln.“



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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