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Ballast statt Ertragsperle
Monsanto bringt Bayer schlechte Zahlen
Die Akquise des Saatgutherstellers Monsanto belastet den Leverkusener Pharmakonzern Bayer noch immer. Dazu kommen Einbußen aufgrund der Coronakrise. Die Verluste im dritten Quartal 2020 sind beträchtlich.
Monsanto will für Bayer einfach keine Erfolgsgeschichte werden. Die 2016 eingeleitete und 2018 abgeschlossene Übernahme durch den Leverkusener Konzern kostete 57 Milliarden Euro – eine Menge Geld, das sich bisher nicht als lohnende Investition erwies. Wie aus am Dienstag publizierten Zahlen von Bayer hervorgeht, brach der Umsatz der Agrarchemie-Sparte um fast ein Viertel auf
3 Milliarden Euro ein. Konzernchef Werner Baumann gab sich langfristig aber „sehr zuversichtlich“, wie er sagte. „Das sind wir immer gewesen, daran hat sich nichts geändert und daran ändert sich ausdrücklich nichts aufgrund der derzeitigen Krise.“
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Die aktuelle Misere liegt zum großen Teil an Monsanto, aber nicht ausschließlich. Denn Bayers „Crop Science“, wie der Bereich für Saatgut und Spritzmittel genannt wird, enthält in etwa hälftig das Geschäft von Monsanto und das Geschäft, das Bayer in der Agrarchemie schon vorher hatte. Wie genau das Geschäft des früheren Monsanto verläuft, wird nicht mehr kommuniziert – sondern nur als Teil der Gesamtzahlen von Crop Science. Und die sehen mies aus: Der operative Verlust (Ebit) im dritten Quartal erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von
180 auf 637 Millionen Euro.
Hinzu kommen negative Sondereinflüsse von 10 Milliarden Euro. Das waren Sonderkosten und vor allem Wertberichtigungen wegen der aktuellen Marktschwäche und der düsteren Perspektiven, die auch mit der Coronavirus-Pandemie zu tun hat: Landwirte bauen weniger Mais an, da die Menschen in der Pandemie eher daheim bleiben. Biokraftstoffe aus Mais sind daher weniger gefragt. Zudem ist die Konkurrenz bei Sojasaat härter geworden.
Firmenchef Baumann verwies am Dienstag bei der Begründung der aktuellen Misere auf die Coronasituation: „Wie jedes Unternehmen hat uns das Jahr 2020 mit großen Herausforderungen konfrontiert, die wir zu Beginn des Jahres nicht erwartet hatten.“ Auch ungünstige Währungsverläufe setzten den Leverkusenern zu. So verlor der Brasilianische Real massiv an Wert – Geschäfte, die in diesem wichtigen Agrarmarkt gemacht wurden, brachten nach Umrechnung in Euro zum Stichtag viel weniger ein als gedacht.
Teure Akquise
Viel Geld hat der Monsanto-Kauf damals gekostet. Der Aktienkurs ist seither stark gesunken, Anleger sind unzufrieden. 2019 verpassten sie Werner Baumann auf der Bayer-Hauptversammlung eine schallende Ohrfeige, als sie ihm die Entlastung verweigerten. Dieses Votum hatte zwar nur symbolische Bedeutung, dennoch war es starker Gegenwind gegen den Topmanager, der die umstrittene Monsanto-Übernahme durchgeboxt hatte.
War die Übernahme zu teuer? „Der Preis, den wir seinerzeit in 2016 bezahlt haben, war einer, der sich auch im Wettbewerb mehrerer Bieter ergeben hat“, sagte Baumann am Dienstag. Der damalige Monsanto-Wert auf Basis des Aktienkurses sei „nicht allzu weit entfernt gewesen“ von dem Preis, den man bezahlt habe.
Wie ein Mühlstein lasten noch immer die Zehntausenden Glyphosat-Klagen auf dem Konzern. Hier immerhin könnte es alsbald eine – teuer bezahlte – Erleichterung geben. Im Sommer wurde ein Vergleich abgeschlossen, der rund 10 Milliarden Euro kostet. Inzwischen hat sich Bayer nach Auskunft von Baumann mit 88.500 Klägern geeinigt, Verhandlungen mit knapp 40.000 weiteren Klägern laufen noch.
Ein Seitenstrang der für den Konzern enorm wichtigen Einigung ist noch offen – eine Regelung, wonach auch zukünftige Klagen in den Vergleich fallen, wurde von einem US-Gericht beanstandet. Nun arbeiten Bayer und die Klägerseite daran, wie sie diesen Part gerichtsfest formulieren können. Laut Baumann will der Konzern eine entsprechende Vereinbarung in den nächsten Wochen beim zuständigen Gericht einreichen. Der Konzernchef zeigte sich zuversichtlich, dass der Richter diesmal einverstanden sein wird mit der Formulierung.
Unter den Anteilseignern rumort es. „Die Geduld der Aktionäre wird auf eine immer härtere Probe gestellt“, meldete sich Marc Tüngler zu Wort. der Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) gehört bei den Bayer-Hauptversammlungen zu den scharfen Kritikern des Vorstands. Das Warten auf positive Nachrichten zermürbe die Aktionäre, monierte Tüngler. „Das tiefe Loch, in dem das Vertrauen und der Kurs gefallen sind, scheint man nur noch durch einen umso größeren Befreiungsschlag entspringen zu können.“ Er forderte einen „großen Wurf“ - „und der wird strategischer oder personeller Natur sein müssen“.
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