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Kandidatin für das ABDA-Präsidentenamt
Overwiening für pharmazeutischen Aufbruch und wertschätzende Honorierung
Die einzige Kandidatin für das ABDA-Präsidentenamt, Gabriele Regina Overwiening, hat deutlich gemacht, was sie in ihrem neuen Amt erreichen möchte. Sie wünscht sich eine starke ABDA, die sich traut, an die Spitze der Digitalisierung zu gehen. Gesellschaftlicher Umbruch sollte für pharmazeutischen Aufbruch genutzt werden. Die Apotheke vor Ort sei das Fundament für diese Arbeit und darum müsse sie durch eine wertschätzende Honorierung gestärkt werden – dafür werde sie kämpfen, erklärte Overwiening bei einer Präsentation ihrer Ziele.
Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, ist die einzige Kandidatin für die Wahl des ABDA-Präsidenten am 9. Dezember. Bei der Online-Kammerversammlung der Apothekerkammer Schleswig-Holstein am gestrigen Mittwoch stellte sie ihre Ziele und Ideen für ihre erwartete neue Arbeit in einem engagierten Vortrag vor. Die Delegierten zeigten sich beeindruckt, soweit dies im Online-Format erkennbar war. Overwiening beschrieb ihre Grundhaltung mit dem Sartre-Zitat, sie wolle „der Wirklichkeit zur Wirksamkeit verhelfen“. Denn die Wirklichkeit der Arbeit der Apotheker scheine in der Politik und der Öffentlichkeit nicht immer wirksam zu werden. Dabei habe sie sechs Kernthemen.
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„Die ABDA muss transparenter und sichtbarer werden“
Erstens beklagte sie die Bagatellisierung des Arzneimittels. Viele würden nur den Preis als Qualität wahrnehmen und bekämen es gerne bequem auf die Couch geliefert. Doch Arzneimittelversorgung sei Daseinsvorsorge und Staatsauftrag. Darum müsse auch der Staat gegen die Bagatellisierung eintreten.
Digitalisierung zum Nutzen von Patienten und Apotheken
Zweitens möchte die angehende ABDA-Präsidentin den gesellschaftlichen und technologischen Umbruch für einen pharmazeutischen Aufbruch nutzen. Angesichts immer komplexerer Arzneitherapien sei die Zeit reif. „Man braucht uns dafür“, erklärte Overwiening im Zusammenhang mit der Arzneimitteltherapiesicherheit.
Drittens möchte sie „den Nutzen der Digitalisierung für die Apotheken heben“. Die Patienten sollten so besser versorgt und mehr an die Apotheken gebunden werden. Die Digitalisierung solle die Apotheker in die häusliche Umgebung der Patienten bringen. „Dafür ist eine starke ABDA nötig, die sich traut, an die Spitze der Digitalisierung zu gehen“, erklärte Overwiening. Die ABDA müsse selbst Innovationsmotor sein. Die Apotheker sollten die Angst vor nicht steuerbaren disruptiven Prozessen ablegen, forderte Overwiening. Stattdessen sei Begeisterung für die Digitalisierung gefragt.
Honorierung als Basis für unverzichtbare Arbeit
Viertens betonte Overwiening, die Apotheke vor Ort sei das Fundament für diese Arbeit. Sie müsse stabilisiert werden, um den Versorgungsauftrag erfüllen zu können. Die Gesellschaft brauche Apotheken in der Fläche mit niedriger Erreichbarkeitsschwelle, aber sie würden als selbstverständlich empfunden und darum oft nicht wahrgenommen. „Wir sind der Fels in der Brandung“ und „immer da, wie Strom aus der Steckdose“, erklärte Overwiening. Um die Apotheken zu stabilisieren, sei auch eine Dynamisierung des Honorars nötig. Apotheken müssten an der wirtschaftlichen Entwicklung teilnehmen. Zur Wertschätzung gehöre auch eine wertschätzende Honorierung. „Dafür werde ich kämpfen“, versicherte die angehende ABDA-Präsidentin. Dabei sollten die Bundesapothekerkammer und der Deutsche Apothekerverband getrennte Aufgaben erfüllen, aber das gleiche Ziel verfolgen.
Orientierung auf die Zukunft
Fünftens mahnte Overwiening, die Apotheker sollten sich weniger auf das Geschehene fokussieren. Die ABDA-Gremien hätten sich zuletzt viel mit der Vergangenheit beschäftigt, aber die Vergangenheit sei nicht mehr zu verändern. Stattdessen gelte es, die Energie für die Zukunft einzusetzen.
Sechstens forderte die angehende ABDA-Präsidentin, den Blick auf das Miteinander in der ABDA zu richten. Das Potenzial für effizientes Teamspiel solle genutzt werden. Es solle mehr vertraulicher Austausch zwischen Haupt- und Ehrenamt sowie zwischen der ABDA und den Landesorganisationen stattfinden. Dazu gehöre Vertraulichkeit in den Gremien, die ein geschützter Raum sein sollten. Diese Vertrauenskultur könne der gestalterischen Arbeit nutzen. Overwiening forderte Arbeit „mit Effizienz und weniger Reibungsverlust“. Außerdem sollte konstruktive externe Expertise eingebracht werden.
Basishonorierung weiter über Packungen
Im Rahmen der anschließenden Diskussion ging Overwiening auf ihre Vorstellungen zur Honorierung der Apotheken ein. Wegen der Vielfalt der Apotheken seien mehrere Honorierungselemente nötig, damit sich jede Apotheke die passenden Teile zusammenbauen könne. Doch die Basisvergütung müsse weiter an die Arzneimittelpackungen geknüpft sein, weil der Umgang mit den Packungen wesentlich bleibe. Eine hohe Wertschätzung der Apotheken für ihre Arbeit sei auch die Basis, um die immer unterschiedlicheren Apotheken zu einen. Das Zusammenspiel von Patientenwohl und Wirtschaftlichkeit sei keine Besonderheit der Apotheken, sondern gelte überall im Gesundheitswesen.
Frühe Kandidatur als „Kulturbruch“
In der Diskussion wurde Overwiening gefragt, wie sie sich erkläre, dass sie bei der Wahl als ABDA-Präsidentin keinen Gegenkandidaten habe. Als möglichen Grund gab sie an, es sei ein „gewisser Kulturbruch“ gewesen, dass sie ihre Kandidatur schon im März erklärt habe. Sie habe damit ein Vakuum bis zur Wahl verhindern wollen. Vielleicht habe das auch einen Überraschungseffekt ausgelöst, und danach habe sich niemand mehr damit auseinandergesetzt, zu kandidieren.
Begeisterung durch Mitwirkung
Auf die Frage nach einem Programm für die ersten 100 Tage erklärte Overwiening, sie wolle zügig Klausurtagungen – zur Not online – abhalten, um die Gremienarbeit zu erneuern. Es gehe um einen gemeinsamen Kodex, den Auftritt in den Medien und die Ziele des Gesamtvorstandes. Es sollte geklärt werden, welche Organisation Lust auf welche Themen habe, und es sollten zügig Expertengremien etabliert werden. Als konkreten Inhalt nannte Overwiening insbesondere die bessere Honorierung. Sie betonte, wie wichtig die Anfangsphase der Arbeit sei. Der Anfang sei mehr als die Hälfte. Es sei wichtig, von Anfang an Pflöcke einzuschlagen. Dabei zeigte sie sich offen für Ideen von allen Berufsangehörigen. In Westfalen-Lippe sei bereits eine Plattform geschaffen worden, um Ideen leicht einbringen zu können. So hoffe Overwiening auf „Begeisterung durch Mitwirkung“.
1 Kommentar
Strom aus der Steckdose gibts aber nur bei bezahlter Rechnung
von Benjamin Schäfer am 19.11.2020 um 15:51 Uhr
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