Dringlichkeit bei Gesund­heitsberufen angekommen?

Klimawandel und Gesundheit: Deutschland-Bericht des „Lancet Countdown“

Dießen am Ammersee - 08.12.2020, 09:15 Uhr

Der Klimawandel hat viele Gesichter: Weltweit haben nur etwa 4 Prozent aller Waldbrände natürliche Ursachen wie beispielsweise Blitzeinschlag. In allen anderen Fällen ist der Mensch verantwortlich, berichtet die Umweltschutzorganisation WWF. (c / Foto: peter armstrong / stock.adobe.com)

Der Klimawandel hat viele Gesichter: Weltweit haben nur etwa 4 Prozent aller Waldbrände natürliche Ursachen wie beispielsweise Blitzeinschlag. In allen anderen Fällen ist der Mensch verantwortlich, berichtet die Umweltschutzorganisation WWF. (c / Foto: peter armstrong / stock.adobe.com)


Wege aus Corona-Krise als Chance für das Klima

Im Jahr 2020 habe uns die globale COVID-19-Pandemie die komplexe Vernetzung zwischen Menschen, dem Planeten und der Wirtschaft vor Augen geführt, heißt es im deutschen Policy-Paper des Lancet Countdown. „Wir sollten die Milliarden an kurzfristigen Coronahilfen für die Wirtschaft nutzen, um gleichzeitig auch etwas gegen die langfristige Klimakrise zu tun“, sagte Sabine Gabrysch, laut Deutschem Ärzteblatt. Sie hat die erste Universitäts­profes­sur für Klimawandel und Gesundheit an der Charité inne und leitet am Potsdam-Institut für Klimafolgen­forschung die Abteilung „Klimaresilienz“. Ihre Empfehlung findet sich auch in dem deutschen Bericht. Er setzt auf „Triple-win“-Maßnahmen, die das Klima stabilisieren, die Gesundheit schützen und eine nachhaltige Wirtschaft fördern sollen.

So seien auch die Nahrungsmittelproduktion und die Konsumgewohnheiten maßgebliche Risikofaktoren für die Gesundheit und für rund ein Viertel der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Mit einer gesunden Ernährung könne jeder Bürger Einfluss auf das Klima und auf die eigene Gesundheit nehmen. „Die Umsteuerung auf eine gesunde und nachhaltige Ernährungsweise ist gleichzeitig klimafreundlich“, betonte Annette Peters vom Helmholtz Zentrum München laut Ärzteblatt, bei der Vorstellung des Policy Briefs. „Gemeinsam mit mehr aktiver Bewegung kann das den hohen Anteil nicht-infektiöser Krank­heiten deutlich reduzieren.“

Das Potenzial der Städte nutzen

Lebensräume schaffen, den aktiven, nicht-motorisierten Transport begünstigen und andere Arten von körperlicher Bewegung auf allen Ebenen fördern, ist die dritte Empfehlung des deutschen Berichtes. Der motorisierte Verkehr sei für etwa ein Viertel der Treibhausgasemission in Europa verantwortlich, Hauptursache für Luftverschmutzung und ein Schlüsselfaktor dafür, dass sich die Menschen bewegen. Vorgeschlagen wird daher vom Wissenschaftsteam, die Fußgänger- und Fahrradinfrastruktur zu verbessern und aktive Mobilität zu unterstützen und zu erleichtern.

Gerade den Städten komme dabei ein enormes Potenzial zu, den transformativen Wandel zur Nachhaltigkeit voranzutreiben. Daher lautet die vierte und letzte Empfehlung der Experten, Lebensräume im urbanen Umfeld mit lokalen Maßnahmen so zu entwickeln, dass sie die Gesundheit fördern und gleichzeitig die soziale, ökologische und ökonomische Entwicklung vorantrieben. Dafür sollten Gesundheitsexperten in die multisektoralen Entwicklungsprozesse der Stadt- und Regionalplanung einbezogen werden.

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„Ziele zu formulieren, reicht nicht aus – wir müssen handeln, jetzt.“, betonte Martin Herrmann, Vorsit­zender der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) und Mitautor des Berichts, laut Ärzteblatt. Die Dringlichkeit des Themas sei bei den Gesund­heitsberufen angekommen. Die Coronapandemie habe aber auch Politik und Gesellschaft gezeigt, wie dramatisch sich die Welt verändern könne.



Mareike Spielhofen, Autorin, DAZ.online
daz-online@deutscher-apotheker-verlag.de


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