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Expertenkreis Aerosole legt Stellungnahme vor
Nur kombinierte Maßnahmen schützen wirkungsvoll vor dem Coronavirus
Obwohl sich während der Corona-Pandemie bereits eine Vielzahl von persönlichen Schutzmaßnahmen etabliert haben, herrschen in der Bevölkerung weiterhin große Unsicherheiten. Muss ich Abstand halten, wenn ich eine Maske trage? Wie oft müssen wir lüften, um die Raumluft virenfrei zu bekommen und zu halten? Ein Expertenkreis hat eine Reihe von Fragen rund um die viel diskutierten Aerosole umfassend aufgearbeitet. Sein Fazit: Nur die kombinierte Einhaltung zahlreicher wirksamer Einzelmaßnahmen mindert das Risiko einer möglichen Infektion durch belastete Aerosole bestmöglich.
Aerosole, das heißt gasgetragene flüssige oder feste Partikel, werden gegenwärtig als einer der wesentlichen Übertragungswege für SARS-CoV-2 angesehen, wobei derzeit nicht abschließend geklärt ist, welcher Anteil der Ansteckungen tatsachlich darauf zurückzuführen ist. Durch Atmen, Sprechen, Singen oder Schreien, Husten und Niesen werden Tröpfchen und zuvor eingeatmeter Feinstaub ausgestoßen, die das Virus tragen können. Der interdisziplinär zusammengesetzte „Expertenkreis Aerosole“ der Landesregierung Baden-Württemberg hat sich mit relevanten Fragenstellungen rund um „Aerosole“ befasst und hat nun eine detaillierte Stellungnahme zum luftgetragenen SARS-CoV-2-Infektionsweg vorgelegt. Die Aussagen helfen, zahlreiche Unsicherheiten der Menschen mit Blick auf den Eigen- und Fremdschutz vor dem Coronavirus zu beseitigen.
Gibt es einen Schwellenwert und eine kritische Expositionsdauer?
Wenn ich jemanden nur kurz sehe, kann doch sicher nichts passieren, oder? Nicht unbedingt, meinen die Experten. Zwar sind sowohl die Konzentration der infektiösen Viren als auch die Expositionsdauer von entscheidender Bedeutung, aber eine kritische Konzentration oder Zeit, bei deren Unterschreiten kein Risiko bestünde, lässt sich ihrer Einschätzung zufolge nicht angeben. Dasselbe gilt für eine etwaige direkte Korrelation von Virusmenge und Dauer der Exposition. Es gibt aber Hinweise darauf, dass der Krankheitsverlauf bei Exposition einer großen Virusmenge sowie in Abhängigkeit von der Penetrationstiefe im Atemwegstrakt (Partikel < 5 μm penetrieren tief in die Atemwege) schwerer sein kann. Für die Übertragungswahrscheinlichkeit ist besonders die Virusmenge im oberen Atemwegstrakt des Übertragers von Bedeutung, die auch bei asymptomatisch infizierten Personen hoch sein kann.
Wie lange schweben die Partikel in der Luft?
Wenn ich zwei Meter Abstand halte, macht das nichts, weil die infektiösen Partikel ja schnell zu Boden sinken. Das stimmt so wahrscheinlich nicht. Die WHO legt mit Blick auf die Bedeutung des Pfades „Aerosole“ für das Infektionsgeschehen eine Partikelgröße von 5 μm Durchmesser fest. Solche Partikel brauchen nach Darlegung in der Stellungnahme bei absoluter Windstille über 40 Minuten, um von einer Höhe von zwei Metern zu Boden zu sinken. Die Menge an ausgestoßenen luftgebundenen Aerosolen variiert außerdem stark von Person zu Person. Beim Atmen durch die Nase wurden circa 25 Partikel, beim Sprechen circa 200 Partikel und beim Singen etwa 2.000 Partikel, jeweils pro Sekunde, gemessen. Beim Husten liegt der Partikelausstoß noch deutlich höher.
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