Kuba als Vorbild?

Postwachstum: Gefahr oder Chance für das Gesundheitswesen?

Dießen am Ammersee - 11.12.2020, 09:15 Uhr


Gefahren der Wohlstandsgesellschaft – Chancen der COVID-19-Pandemie 

Der Übergang zu einer Post-Wachstum-Wirtschaft würde die Gelegenheit bieten, wirksam auf die sozialen Faktoren der Gesundheit einzuwirken. Um innerhalb der planetarischen Grenzen zu wirtschaften, werden wir nicht umhinkommen unseren Konsum zu reduzieren – und können damit gleichzeitig etwas für unsere Gesundheit tun. Konsum von ungesunden Lebensmitteln, Alkohol, Suchtprodukten sowie Bewegungsmangel bis hin zu den gesundheitlichen Auswirkungen der Umweltverschmutzung in all ihren Formen belasten unser Gesundheitssystem unnötig. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO zeigt mit ihrer Liste der zehn größten Gefahren für die globale Gesundheit auf, dass viele Krankheiten und Todesfälle mit übermäßigem Konsum, Luftverschmutzung und Klimawandel in Verbindung stehen.

Laut Autorenteam werden sich die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen grundsätzlich wandeln müssen, wenn die notwendige sozial-ökologische Transformation zustande kommen soll. Es würde beispielsweise einen kulturellen und ethischen Wandel der Beschäftigten im Gesundheitssystem und der Gesellschaft an sich im Hinblick auf Heilbehandlungen voraussetzen. „Wir werden eine Kultur und Ethik entwickeln müssen, in der wir genug tun, statt zu versuchen, alles zu tun, was möglich ist“, so die Autoren.

Werden Menschen wieder generationenübergreifend zusammenleben?

Unerwartet hat die COVID-19-Pandemie, laut Henshert und Zyvert, sowohl für die Beschäftigten im Gesundheitssystem als auch für die Gesellschaft insgesamt Räume für Innovation und kulturellen Wandel eröffnet. Die Beschäftigten im Gesundheitssystem hätten neue Wege gefunden, um die Zusammenarbeit auszuweiten und ineffektive Arbeitsweisen aufzugeben. Sie hätten angesichts der Widrigkeiten ihr Engagement für die beruflichen Grundwerte erneuert, während gesellschaftlich die zentrale Bedeutung der Fähigkeiten des Gesundheitswesens anerkannt werde.

Die Erwartungen der Gesellschaft an das Gesundheitssystem und die Abhängigkeit von der institutionellen Versorgung müsse sich jedoch im Rahmen einer sozial-ökologischen Transformation verändern. So könne der Zusammenhalt in der Gemeinschaft wieder eine größere Rolle, auch in Bezug auf Geburt, Krankheit und Tod spielen. Das Autorenteam hat die Vision, dass nach und nach Familien generationenübergreifend wieder zusammenleben, um die kollektive Betreuung älterer Menschen und Kinder zu fördern, statt der derzeitigen Modelle der Altenpflege in Heimen.



Mareike Spielhofen, Autorin, DAZ.online
daz-online@deutscher-apotheker-verlag.de


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