Acht Jahre ABDA-Präsident

Friedemann Schmidt – der Moderator, der verstummte

Stuttgart - 28.12.2020, 07:00 Uhr

Was bleibt nach acht turbulenten Apothekenjahren mit Schmidt an der ABDA-Spitze? (Foto: Schelbert)

Was bleibt nach acht turbulenten Apothekenjahren mit Schmidt an der ABDA-Spitze? (Foto: Schelbert)


Datenklau-Affäre, EuGH-Urteil und Minister Spahn: Der scheidende ABDA-Präsident Friedemann Schmidt hatte während seiner zwei Amtszeiten einige Herausforderungen zu bewältigen. Was bleibt nach acht turbulenten Apothekenjahren mit Schmidt an der ABDA-Spitze? DAZ-Herausgeber Dr. Benjamin Wessinger blickt zurück und zieht Bilanz.

Die ABDA steckte mitten im größten Skandal ihrer Geschichte, als Friedemann Schmidt Anfang 2013 sein Amt als ihr Präsident antrat. Im Dezember 2012 war herausgekommen, dass der ehemalige ABDA-Pressesprecher Thomas Bellartz jahrelang einen „Maulwurf“ im Bundesgesundheitsministerium hatte. Schon vorher hatte es unter den Apothekern gewaltig gebrodelt, die sogenannten „Protestapotheker“ beherrschten die (Online-)Diskussionen. Einer der Hauptgründe dafür: Nach jahrelangen Forderungen war zwar zum Jahresbeginn 2013 endlich eine Honorarerhöhung in Kraft getreten. Diese fiel jedoch mit 25 Cent pro Packung deutlich niedriger aus, als die ABDA gefordert und viele erwartet hatten.

Schmidt reicht Protest-Apothekern die Hand

In dieser schwierigen Situation übernahm ein Präsident das Ruder, der vieles anders machen wollte, auch wenn er als langjähriger ABDA-Vize durchaus kein „neues Gesicht“ in der Standespolitik war. Schmidt versprach mehr Transparenz, mehr Kommunikation, er ging auf die „Protestler“ zu, stellte sich auch im Internet der Diskussion und musste dabei mehr als nur einmal auch weit unter die Gürtellinie gehende Kommentare aushalten.

Und in der Tat war Schmidt mitten in einer „Transparenz-Offensive“. Die in der Apothekerschaft jedoch auf ein durchaus geteiltes Echo stieß. So hatte sich Schmidt im Dezember 2012 im Wirtschaftsteil der „Süddeutschen Zeitung“ für das Format „Reden wir über Geld“ interviewen lassen. Dabei bezeichnete er den Verkauf von Nahrungsergänzungsmitteln als „Geldschneiderei“ und verriet, dass das Durchschnittseinkommen eines selbstständigen Apothekers über dem eines niedergelassenen Allgemeinmediziners liege. In die hitzige Diskussion über diese Aussagen, die sich in den Kommentarspalten von DAZ.online entspann, griff Schmidt immer wieder ein. „Das kam gut an bei den Diskutanten. Der zunächst überwiegend kritische bis ablehnende Ton drehte sich. Es gab zusehends auch Anerkennung und Respekt für den neuen Stil des designierten ABDA-Präsidenten“, schrieb die DAZ damals dazu.

Neuausrichtung des Berufsstands

Das große Projekt während Schmidts erster Amtszeit ist die Weiterentwicklung des Apothekerberufs. In vielen Diskussionen, ob nun auf den Bühnen von Landesapothekertagen, bei Kammerversammlungen oder im persönlichen Gespräch, versucht Schmidt die Zweifler an einer Neuausrichtung des Berufsstands von seiner Vision zu überzeugen: Der Apotheker soll mit seinen „kognitiven Kompetenzen“ punkten, nicht mit der Logistik. Der Patient soll in den Mittelpunkt rücken, wo bisher immer das Arzneimittel als Produkt stand.



Dr. Benjamin Wessinger (wes)
redaktion@daz.online


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4 Kommentare

Nicht gehalten

von Reinhard Rodiger am 28.12.2020 um 19:55 Uhr

" ...Schmidt versprach mehr Transparenz, mehr Kommunikation, er ging auf die „Protestler“ zu,...."...

leider ohne die Versprechen ernst zu nehmen. Aus dem Präsidenten für Alle wurde einer für Wenige.Und das mit allen Mitteln.Schade, eine vergebene Chance und Verlust an Glaubwürdigkeit um deren Wiedergewinn es ging.Das geht eben nicht ohne Basis.Ihr wurde der Respekt versagt.Das hat die Politik ausgenutzt.

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AW: Nicht gehalten

von Dieter Dosquet am 28.12.2020 um 23:32 Uhr

ich ärger mich heute noch über mich, den Weg nach Berlin in diesen kalten Märztagen auf mich genommen zu haben und vor dem Bundesrat mir die kalten Füße in den Bauch gestanden zu haben. Der "Empfang" im ABDA Haus war eine farce. Dieser Kollege war von Anfang an eine Fehlbesetzung, ganz in der Tradition seines Vorgängers.

Ergebnisse verraten mehr...

von Thomas Eper am 28.12.2020 um 13:00 Uhr

"...und verriet, dass das Durchschnittseinkommen eines selbstständigen Apothekers über dem eines niedergelassenen Allgemeinmediziners liege."

Nur komisch, dass jeden Tag nicht eine "Allgemeinpraxis" schließt, sondern eine Apotheke, Herr Kollege Schmidt?

Bei so viel Kompetenz können wir ja lange auf eine Honorarerhöhung warten.
Es waren ja üppige 3% in 16 Jahren! Das muss scheinbar reichen.

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.

von Anita Peter am 28.12.2020 um 7:30 Uhr

"Aber ich frage mich, ob ein anderer Präsident unter den gegebenen Umständen wirklich bessere Ergebnisse erzielt hätte"

Das bedeutet ja, Schmidts Ergebnisse hätten noch schlechter sein können? Wow. Warum wird nicht erwähnt wie unvorbereitet die ABDA zum EUGH Verfahren gefahren ist? Gutachten brauchte man ja nicht, Herr Tisch war sich sehr siegessicher. In der freien Wirtschaft wäre so eine Person einen Tag nach dem Urteil in die Wüste geschickt worden.

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