Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

10.01.2021, 07:44 Uhr

„Vertrauen unter Stress" – darum bittet unser Bundesgesundheitsminister in Sachen Corona-Impfung. Gerne, wir tun was wir können. (Foto: Alex Schelbert)

„Vertrauen unter Stress" – darum bittet unser Bundesgesundheitsminister in Sachen Corona-Impfung. Gerne, wir tun was wir können. (Foto: Alex Schelbert)


Kaum zwei Wochen alt, geht’s schon wieder rund im neuen Jahr. Eigentlich haben die Versicherten ab 1. Januar Anspruch auf ihre elektronische Patientenakte. Aber derzeit gibt’s nur Testregionen und für uns Apothekers fehlt noch das Honorar fürs Befüllen der Akte. Macht nichts, wir müssen erst noch mehr Masken verteilen – wenn denn die Versicherten ihre Coupons schon hätten. Derweil beruhigen und beraten wir unsere Kundinnen und Kunden pro Corona-Schutzimpfung, hofft Spahn: Das Impfchaos löst sich langsam auf, es gibt genug Impfstoff, die Terminvergabe klappt langsam besser und bis zum Sommer sind wir alle durchgeimpft. Heureka, dann können wir Apothekers unseren ersten Apothekertag nach Corona im September besuchen, live und in Farbe – unsere neue Präsidentin hat ihn schon eingeplant. 

4. Januar 2021

Endlich, 70 Jahre nach Gründung der berufspolitischen Dachorganisation ABDA, steht eine Frau an der Spitze einer Organisation, die eine Berufsgruppe mit über 80 Prozent Frauen vertritt. Danke, Frau Overwiening, dass Sie sich für dieses Amt zur Verfügung gestellt haben. Nun, mein liebes Tagebuch, allein die Tatsache, dass unsere neue Spitze eine Frau ist, ist natürlich noch kein Verdienst. Was erstmal zählt: Sie macht es – und das wird angesichts der gesundheitspolitischen Herausforderungen, aber auch der – wie es so treffend beschrieben wird – verkrusteten Strukturen der ABDA nicht einfach werden. Aber genau da könnten weibliche Führungsqualitäten helfen. Also, wir wünschen viel Erfolg, inspirierende Ideen und Durchsetzungskraft.

 

Die Apothekengewerkschaft Adexa erinnert daran: Ab Januar gibt es mehr Gehalt für Apothekenmitarbeiter:innen. Mein liebes Tagebuch, 1,5 Prozent mehr ist nicht die Welt, aber besser als nichts. Und Adexa erinnert auch an den Corona-Bonus: Apothekenleiter, die ihren Mitarbeiter:innen für die erschwerten Arbeitsbedingungen in Corona-Zeiten nicht nur mit schönen Worten, sondern auch finanziell danken möchten, können, falls noch nicht geschehen, einen Bonus bis zu 1.500 Euro auszahlen, steuerfrei noch bis zum 31. Juni 2021 – der Bundesfinanzminister war so freundlich, diese Frist bis Jahresmitte zu verlängern. Also, das ist doch ein Zeichen.

 

Ab 1. Januar sollte die elektronische Patientenakte (ePA) eigentlich allen Versicherten zur Verfügung stehen. Eigentlich. Doch wie das mit der Digitalisierung so ist, gibt es da erstmal eine holprige „Startphase“: ePA nur in den ausgewählten Testregionen Berlin und Westfalen. So richtig soll es dann erst am 1. Juli beginnen. Mein liebes Tagebuch, schau'n wir mal. Aufgabe des Gematikchefs Markus Leyck Dieken ist es nun, Optimismus zu verbreiten, was er in einem Interview mit dem Handelsblatt versucht: „Schon die Daten, die der Patient selbst einstellen kann, können einen Mehrwert bringen, weil sie erstmals zusammengeführt werden.“ Je mehr Daten die Patientenakte enthält, um so größer der Mehrwert – wie wahr, bloß wissen die wenigsten Patientinnen und Patienten derzeit, dass es überhaupt eine elektronische Patientenakte gibt, was sie will, was sie kann, wie sie funktioniert und all das Pipapo. Mein liebes Tagebuch, da ist bis Mitte des Jahres noch viel Kommunikationsarbeit notwendig – und vor allem Überzeugungsarbeit: Warum sollte man seine intimsten Gesundheitsdaten „dem Internet“ anvertrauen?

 

Das „Impfchaos“ spitzt sich Anfang des Jahres zu: Da haben wir nun endlich einen zugelassenen Impfstoff, da stehen die perfekt eingerichteten Impfzentren – aber die Terminvergabe ruckelt gewaltig und der Impfstoff-Nachschub hakt. Es gebe zu wenig Impfstoff, so hört man, und bei der Terminvergabe werden die Impfwilligen der höchsten Priorität (z. B. über 80-Jährige) von telefonischen Warteschlangen erwürgt oder sie scheitern an einer Terminvergabe per 116117 oder per Internet. Patientenfreundlichkeit geht anders. Innerhalb der Großen Koalition rumort es bereits, Spahn steht in der Kritik: Gibt es zu wenig Impfstoff? Nein, meint unser Bundesgesundheitsminister, derzeit sollen 670.000 Dosen pro Woche geliefert werden, alles im Plan. Nun ja, Merkel machte das Thema dennoch zur Chefinnensache und ließ eine Zusammenarbeit zwischen dem kleinen Tübinger Biotech-Unternehmen Curevac und dem Pharmariesen Bayer einfädeln. Die Kooperation soll die Weiterentwicklung und Bereitstellung der Curevac-Vakzine CVnCoV voranbringen, sodass so rasch wie möglich ein weiterer Impfstoff gegen COVID-19 auf den deutschen Markt kommen kann – mit Hilfe der Erfahrung von Bayer bei Fragen der Zulassung bis hin zur Pharmakovigilanz und Lieferkettenlogistik. Na, mein liebes Tagebuch, geht doch, manchmal braucht’s einfach ein bisschen göttlichen (oder Göttinnen-?) Input von oben.

5. Januar 2021

Die Drogeriemarktkette dm scheint richtig neidisch auf die Apotheken zu sein, weil Apotheken Masken verteilen dürfen. dm würde da furchtbar gerne auch mitmischen – das lässt sich aus einer Umfrage schließen, die u. a. von der Drogeriekette in Auftrag gegeben wurde. Christoph Werner, Chef von dm, lässt in einem Interview wissen, dass sich seine Drogeriekette bereits den Landesregierungen angedient hat, sich gerne bei der Versorgung der Menschen mit FFP2-Masken einbringen zu wollen. Die Online-Abverkäufe hätten gezeigt, „dass Kunden diese Artikel bei dm  suchen und erwarten“. Mein liebes Tagebuch, die Umfrage zeigt aber auch, dass sich die Menschen in der Apotheke am sichersten fühlen (86 % der Befragten), erst weit abgeschlagen kommen Buchhandel/Büchereien und Drogerien/Drogeriemärkte (54 %) und nur 20 Prozent fühlen sich im öffentlichen Nahverkehr sicher. Es sind auch die Apotheken, die nach Meinung der Befragten (99 %) bei einem harten Lockdown auf jeden Fall offenbleiben sollten, Drogeriemärkte nannten nur 76 %. Also, mein liebes Tagebuch, unsere Kunden wissen, was sie an den Apotheken haben – da geben wir doch gerne weiterhin die Masken aus.

6. Januar 2021

Nein, das Maskenthema ist noch nicht zu Ende. Und ja, im neuen Jahr sollte alles besser laufen, noch besser. Nach dem Dreikönigstag (6. Januar) müssen Patienten einen Berechtigungsschein ihrer Krankenkasse vorweisen, um das nächste 6er-Set an Masken zu erhalten mit einer Eigenbeteiligung von 2 Euro (auf die so manche Apotheken verzichten wollen). Wie die Maskenabgabe abgerechnet wird, zeigt ein DAZ.online-Artikel. Und damit man sich im Bürokratie-Dschungel nicht verläuft, hat die ABDA extra Handlungsanweisungen ausgegeben, wie genau die Abrechnungsbelege, die über den Nacht- und Notdienstfonds des DAV laufen, auszufüllen sind – mein liebes Tagebuch, zum Glück sind wir Pharmazeutinnen und Pharmazeuten, die das alles gerne und ohne zu murren machen, frei nach dem alten Witz aus Studentenzeiten, wonach ein Pharmaziestudierender bei der Aufgabe, das Telefonbuch auswendig zu lernen, nicht fragt, ob das sinnvoll ist, sondern nur bis wann.

Also, der Maskenball dreht sich weiter – nur hat bis heute noch keiner der Bezugsberechtigten den fälschungssicheren Coupon von seiner Krankenkasse bekommen. Oh Gott, wo bleiben sie denn? Ja, die Corona-Schutzmaskenverordnung hat nicht nur uns Apothekers, sondern auch die Krankenkassen und die Bundesdruckerei, die diese Masken-Coupons druckt, an ihre Grenzen gebracht. Wie man hört, soll die Aussendung nun anlaufen. Hoffentlich rasch, bevor fordernde Bürgerinnen und Bürger die Apotheken mit Anfragen nach dem Verbleib der Coupons bombardieren und unsere Beratungsleistungen dafür in Anspruch nehmen. Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein, schlägt sogar vor, die Bundesregierung solle den Menschen als Interimslösung noch drei weitere kostenlose Masken zur Verfügung stellen. Mein liebes Tagebuch, oh Gott, ob das so eine gute Idee ist?

 

Schade, dass sie gehen musste: Melanie Huml, Bayerns Gesundheitsministerin. Die Bamberger Ärztin wird auf Geheiß von Markus Söder fortan in der Bayerischen Staatskanzlei arbeiten. Huml hatte in den Coronawirren nicht die glücklichste Figur gemacht, heißt es. So hatten bei den Corona-Tests für Rückkehrer positiv Getestete nicht von ihren Testergebnissen erfahren und die Impfkampagne in Bayern hatte schleppend begonnen. Schade, wir Apothekers hatten uns mit Huml immer gut verstanden, sie hatte ein Herz für uns und kämpfte, wenn auch vergeblich, gegen den Rx-Versandhandel. In Zukunft wird Klaus Holetschek (CSU), Staatssekretär und Leiter der Corona-Task-Force, dem Gesundheitsministerium in Bayern vorstehen. Hoffen wir mal, dass er unsere Arbeit ebenso schätzen wird, wie es seine Vorgängerin getan hat.

7. Januar 2021

Das Oligopolisierungskarussell des deutschen Pharma-Großhandelsmarkt dreht sich weiter: Anfang November 2020 war die Fusion von Gehe Pharmahandel (McKesson) und Alliance Healthcare Deutschland (Walgreens Boots Alliance) angesagt – ein Coup, der es in sich hat. Und nun ist wieder mal ein privater Großhändler dran: Der inhabergeführte Pharmahändler Leopold Fiebig, Rheinstetten, wird von der Genossenschaft Sanacorp übernommen. Das 1898 gegründete Unternehmen Leopold Fiebig war in den letzten Jahren noch expandiert und hatte sämtliche Unternehmensanteile des Pharmahändlers Ebert und Jacobi Holdermann übernommen, es entstand die Fiebig-Gruppe. Das Unternehmen war zudem Mitglied von Pharma Privat, einer Kooperation inhabergeführter privater Pharma-Großhandlungen. Auch wenn sich für Fiebig-Kunden durch die Sanacorp-Übernahme nichts ändern soll, wie verlautbart wurde, gibt es doch eine Änderung: Da Fiebig nun kein Mitglied mehr von Pharma Privat ist, diese Kooperation aber am Zukunftspakt von Noweda und Burda beteiligt ist, scheidet Fiebig aus dem Zukunftspakt aus, was bereits geschehen ist. Sanacorp ist dagegen Mitinitiator vom „Konkurrenzbündnis“ ProAvO, das das neue deutsche Gesundheitsportal bauen will zusammen mit Gehe, BD Rowa, Wort&Bild-Verlag und Noventi. Die ehemaligen Fiebig-Kunden werden somit der Initiative ProAvO automatisch näher stehen. Mein liebes Tagebuch, und mit dieser Übernahme und diesen Veränderungen wird in diesem Großhandelsmarkt, der ständig für Überraschungen gut ist, noch lange nicht Schluss sein – auch nicht auf dem Markt der Gesundheitsportale.

 

Die elektronische Patientenakte (ePA) geht so ganz langsam an den Start. Seit dem 1. Januar haben die GKV-Versicherten sogar einen Anspruch auf die ePA, in der künftig alle wichtigen Gesundheitsdaten gebündelt werden sollen. Aber noch läuft in der Praxis nichts, zunächst gibt es erst zwei Testregionen (Berlin und Westfalen), allenfalls ab Mitte des Jahres ist wohl daran zu denken, dass alle Versicherten Daten in die ePA eingeben können. Bei dieser Befüllung der elektronischen Akte sollen auch die Apotheker:innen – auf Verlangen der Versicherten – unterstützend tätig sein: Sie sollen bei der Abgabe eines Arzneimittels die Versicherten bei der Verarbeitung arzneimittelbezogener Daten in der elektronischen Patientenakte unterstützen. Fein, mein liebes Tagebuch, da kommt also noch was auf Apothekers zu, wenn’s denn mal soweit ist. Und wir sollen für diese Tätigkeit vergütet werden, heißt es im Gesetz. Voraussetzung ist, dass sich der GKV-Spitzenverband und der Deutsche Apothekerverband (DAV) darüber hätten einig werden und das Nähere zu den Abrechnungsvoraussetzungen mit Wirkung zum 1. Januar 2021 hätten regeln sollen. Passiert ist da allerdings noch nichts, es werde zurzeit weiter verhandelt, sagt ein Sprecher des DAV, die Zeit vom Inkrafttreten des Patientendatenschutzgesetzes im Oktober bis zum Januar sei eben zu kurz gewesen. Und letztlich sei das auch nicht so schlimm, da es technisch sowieso noch keinen Zugriff auf die ePA gibt. Wie wahr, mein liebes Tagebuch, also, dann wünschen wir erstmal weiterhin ein gutes Verhandeln, lieber DAV, lasst euch nicht über den Tisch ziehen – wir Apothekers haben ein angemessenes Honorar für unsere Mitwirkung bei der ePA verdient. Und wenn alle Stricke reißen, geht die Verhandlung – ja, sehr richtig, wir kennen das schon – wieder einmal vor die Schiedsstelle.                                                            

8. Januar 2021

Das ist Optimismus: Die ABDA veröffentlicht ihren Termin für den Deutschen Apothekertag, er soll, sofern die Pandemie es zulässt, vom 22. bis 24. September in Düsseldorf stattfinden. Mein liebes Tagebuch, dann drücken wir mal ganz fest die Daumen, dass ein Live-Treffen vor Ort wieder möglich sein wird. Und falls wider Erwarten nicht: Mittlerweile hat man doch so viel Erfahrung gesammelt und es gibt so gute Beispiele dafür, wie man auch ein politisches Treffen virtuell oder als Hybridveranstaltung durchziehen kann. Das wird dann hoffentlich auch unsere neue Präsidentin akzeptieren. 

9. Januar 2021

Die Bitte um „Vertrauen unter Stress“ war Jens Spahns abschließende Botschaft in einer zweistündigen Live-Diskussion am Samstagnachmittag, die sich im Rahmen der Kampagne „Zusammen gegen Corona“ dieses Mal ans Fachpublikum richtete, an Ärzt:innen und Apotheker:innen. Spahn und drei Professores, (Lothar Wieler vom RKI, Klaus Cichutek vom PEI und Thomas Mertens von der STIKO) beantworteten viele der über 2.000 z. T. auch vorher eingereichten Fragen rund um die Impfung gegen COVID-19. Wer die Diskussion verfolgen konnte, hat eine Menge an fachlichen Informationen und Klarstellungen mitnehmen können. Schön, mein liebes Tagebuch, dass Spahn zu Beginn der Diskussion ausdrücklich uns Apothekers mit eingeschlossen hat: Es sei ihm wichtig, dass Apothekerinnen und Apotheker zu den Impfteams in den Impfzentren gehören. Auch als Unterstützer für die Frage vieler Bürger:innen, ob man sich impfen lassen sollte, spielen Apothekerinnen und Apotheker in der öffentliche Apotheke eine große Rolle, so Spahn, ihre Meinung beeinflusse sehr stark die Impfbereitschaft in der Bevölkerung. Bei der Frage, ob Apotheken in absehbarer Zeit in die Corona-Schutzimpfung mit eingebunden werden sollen, zeigte sich Spahn zurückhaltend: Da COVID-19 eine neue Erkrankung ist, wird die Impfung vorerst den Ärzten vorbehalten sein. Spahn hob aber ausdrücklich hervor, er freue sich, dass Apotheker:innen und ihre Teams schon heute in den Impfzentren ihr pharmazeutisches Wissen einbringen z. B. bei der Zubereitung, bei der Rekonstitution des Impfstoffs, bei der Lagerung und Logistik. Und er wiederholte: Apotheker:innen spielen eine wichtige Rolle bei der Aufklärung und Information rund um das Pandemiegeschehen und zur COVID-19-Impfung. Ja, mein liebes Tagebuch, das tun wir. Und so hofft Spahn auch darauf, dass wir Apothekers angesichts der nur schleppend anlaufenden Impfungen die Bevölkerung pro Impfung einstimmen. 

Eine zentrale Erkenntnis dieser Diskussionsrunde war: Es mangelt nach wie vor an der richtigen Kommunikation und an mehr Aufklärung der Bevölkerung zu Fragen rund um diese Impfung, so Thomas Mertens. Noch immer gibt es viele falsche und verunsichernde Informationen über diese Impfung. Der Informationsbedarf über Kontraindikationen, Nebenwirkungen, zur Frage, ob es Ausschlusskriterien von dieser Impfung gibt, sei enorm hoch. Man sehe dies auch daran, dass sich weniger als die Hälfte der Pfleger:innen derzeit impfen lassen wollen. Lothar Wieler stellte heraus, dass bereits viele Informationen für Fachleute auf den Webseiten vom Robert Koch-Institut, vom Paul-Ehrlich-Institut und von der Ständigen Impfkommission vorhanden sind, er sehe da auch eine Holschuld der Fachkreise.

Mein liebes Tagebuch, aus der Fülle an Themen greifen wir hier nur mal einige wenige heraus:

  • Zum Abstand zwischen den Impfungen: Die Wirksamkeit der Impfstoffe setzt 14 Tage nach der ersten Impfung ein. Zur vollen Wirksamkeit der Impfstoffe sind allerdings unbedingt zwei Impfungen notwendig, auf die zweite darf nicht verzichtet werden. Beim Biontech-Impfstoff sollte nach 21 Tagen wieder geimpft werden, beim Moderna-Impfstoff nach 28 Tagen, bei beiden spätestens nach 42 Tagen.
  • Aus den Mehrdosenbehältnissen dürfen nun offiziell sechs Dosen pro Behältnis entnommen werden, nicht nur fünf. Eine Wahlmöglichkeit, welchen Impfstoff man möchte, hat der Impfling derzeit nicht. Das ist der Knappheit des Impfstoffs geschuldet, möglicherweise aber sei dies später möglich.
  • Die Experten verteidigten die Priorisierung der Impfberechtigten: Mertens machte deutlich, dass man sich hier streng an der wissenschaftlichen Literatur und den Daten orientiert habe. Spahn geht davon aus, dass die Personen der höchsten Priorität bereits im ersten Quartal geimpft werden, sodass mit der nächsten Stufe die Personen mit erhöhter Priorität ab dem zweiten Quartal an der Reihe sind.
  • Der Minister wiederholte sein Versprechen, dass er allen Impfwilligen spätestens im Sommer ein Impfangebot machen könne, wenn wie angekündigt weitere Impfstoffe zugelassen werden.
  • Und was die Diskussionen um ausreichende Mengen des Impfstoffs in Deutschland betrifft, versuchte Spahn zu beruhigen: Ja, es gab zu Beginn der Impfungen (ab 27. Dezember 2020) eine gewisse Knappheit, aber die bestellten Mengen werden zurzeit alle geliefert, die 12 Mio. Impfdosen fürs erste Quartal werden eintreffen.

Und zum Schluss appellierte Spahn ans Durchhaltevermögen aller: Er kann verstehen, dass es Enttäuschungen gab über die anfängliche Knappheit des Impfstoffs, über die Priorisierung, über Schwierigkeiten bei der Terminvergabe, hinzukommen die Härten für die Bürger:innen, die der Lockdown mit sich bringt – „das alles bringt auch Stress, Gereiztheit und macht dünnhäutig, aber wir sind seit dem 27. Dezember 2020 auf dem Weg raus aus der Pandemie“, frohlockte Spahn.

Es sei genug Impfstoff bestellt, bis zum Ende des ersten Quartals werden knapp 12 Mio. Impfdosen der beiden bisher zugelassenen Präparate verimpft, wahrscheinlich kommen sogar noch weitere Impfdosen hinzu. Seine Bitte: „Haben Sie Vertrauen trotz Stressbedingungen“ – mein liebes Tagebuch, es bleibt uns da auch nichts anderes übrig. Der Impfstoff ist der Gamechanger, aber was wir jetzt brauchen, ist Geduld.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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5 Kommentare

Hans Spahn in allen Gassen

von Jürgen Weinberg am 10.01.2021 um 10:38 Uhr

Oh, Hilfe, jetzt will Herr Spahn auch noch Kanzler werden. Dann dominiert der Zur Rose Konzern nicht nur unser Gesundheitswesen, sonder regiert gleich ganz Deutschland.

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Maskenabgabe

von Sabine Schneider am 10.01.2021 um 10:22 Uhr

Was ich nicht verstehe, warum können die Menschen wo die Bons so tröpfchenweise ankommen nicht beide gleichzeitig einlösen. Warum müssen die Menschen zweimal raus ? Ps: Frau v.d. Leyen ist auch endlich eine Frau an der Spitze der EU, sehe darin keinen Vorteil.

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Komm(un)ikation im Gesundheits(un)wesen ...

von Christian Timme am 10.01.2021 um 10:16 Uhr

Hätten wir keinen Jens Spahn ... wüssten wir immer noch nicht was man im Gesundheitswesen alles "richtig" machen kann.

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Komm(un)ikation im Gesundheits(un)wesen

von Bernd Jas am 10.01.2021 um 20:36 Uhr

Wieder mal gut ausgedrückt Herr Time.
"Communication Breakdown" so wie unser lockdown.
Und Corona spaltet.

AW: Komm(un)ikation im Gesundheits(un)wesen

von Dr.Diefenbach am 11.01.2021 um 10:25 Uhr

Ich gebe Herrn Jas "spaltungstechnisch"komplett Recht.Der Wunsch unseres Bundespräsidenten nach Zusammenrücken der Gesellschaft wirkt allenfalls lokal, die Gemeinschaft driftet stark auseinander, man sah und sieht es ja bereits in Kollegenkreisen beim Maskenhandel und dem teilweise auftretenden Egomanenverhalten.In der Breite hat der Einzelhandel massive Probleme, wenn wirklich ein Drittel der Betriebe unterschiedlicher Struktur Corona nicht übersteht, dann führt es zu erheblichen Neidkomponenten aufeinander.Es stellt sich ja auch wirklich allmählich die Frage,OB die Konzepte von Gastronomie und Handel nicht nach entsprechender Ausgestaltung eine Geschäftstätigkeit ermöglichen.Ich kenne genug Leute, die grossvolumig nach Lanzarote und ähnlichen Inseln reisen, dann zurückkommen und anschliessend das grosse Jammern offenbaren.Hier steigen die Zahlend,es ist auch dieser Unvernunft geschuldet.Dann BLEIBT man eben mal daheim.Übrigens schont es die Umwelt:Ich empfehle das Buch:"Die Welt neu erfinden".Auch auf diesen Seiten sieht man, dass Corona ein Spaltungstreibsatz zusätzlicher Art ist, wenn man die Ansätze betrachtet.Und die Pandemie war noch gar nicht ausgebrochen, als dieses Werk entstand.Das mal ausserhalb des Apothekenwesens

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