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Nach Bayerischem Vorbild
Wäre eine FFP2-Pflicht für alle hilfreich?
Bayern führt eine Pflicht ein, in bestimmten Situationen eine FFP2-Maske zu tragen. Viele Experten finden das an sich gut, manche aber auch weniger. Vor allem: Das Tragen einer solchen Maske will gekonnt sein. Ein Experte meint, dass man sich generell von der Vorstellung freimachen müsse, dass es eine einzige Maßnahme gibt, die das Risiko einer Infektion auf null senkt.
Mehrere deutsche Experten halten die in Bayern beschlossene Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken grundsätzlich für sinnvoll. Andere aber auch nicht, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet. Das Kabinett in Bayern hatte am Dienstag beschlossen, dass Menschen im öffentlichen Nahverkehr und im Einzelhandel ab kommenden Montag sogenannte FFP2-Masken tragen müssen. Der gängige Mund-Nasen-Schutz – oftmals selbstgenäht – kann Experten zufolge nur andere Menschen bedingt schützen, FFP2-Masken schützen auch den Träger selbst.
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Wie lange darf eine FFP2-Maske getragen werden – Stunden, Tage, Wochen?
Die Maßnahme aus Bayern ist dem Virologen Jonas Schmidt-Chanasit zufolge sehr wahrscheinlich bisher einmalig auf der Welt. „Prinzipiell finde ich die Idee gut“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Es müssten aber zwingend Angebote damit verbunden sein: zum einen der kostenlose Zugang zu solchen medizinischen Masken, zum anderen Anleitungen zur richtigen Benutzung. „Ohne solche Angebote sehe ich das kritisch.“ Auch eine FFP2-Maske schütze nur, wenn sie korrekt angelegt und verwendet werde, betonte Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Sie müsse dicht abschließen, die Außenfläche dürfe auch beim Ablegen nicht berührt werden. Korrekt verwendet biete eine solche Maske anders als die einfachen Einweg- und Baumwollmasken viel Eigenschutz. „Ich kann mich selbst schützen und bin weniger darauf angewiesen, dass die Menschen in meiner Umgebung sich richtig verhalten.“
Spekulationen über (positive) Folgen
Kaum beurteilen lasse sich allerdings, wie viel weniger Infektionen es etwa in einem Bus geben würde, trügen die Menschen darin alle korrekt angelegte FFP2-Masken anstelle korrekt angelegter einfacher Einwegmasken, sagte Schmidt-Chanasit. „Das ist spekulativ, dazu gibt es keine Daten.“
Auch der Virologe Alexander Kekulé hält die Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken im öffentlichen Nahverkehr und Einzelhandel grundsätzlich für sinnvoll. „Natürlich ist eine FFP2-Maske deutlich sicherer als ein Mund-Nasen-Schutz, der oft auch nur sehr locker getragen wird.“
Umfrage
FFP2-Masken böten einen nachweislich besseren Eigenschutz als die einfache chirurgische Mund-Nasen-Bedeckung, erklärte Gérard Krause vom Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig. Zudem scheine die Bandbreite bei der Qualität einfacher Mund-Nasen-Bedeckungen sehr variabel zu sein – und die Art, diese zu tragen, oft nicht adäquat. „Bei FFP2-Masken scheinen diese beiden Schwierigkeiten nicht so ausgeprägt, sodass auch deswegen eine bessere Wirksamkeit zu erwarten ist.“ Auch Krause betonte dabei: „Eine ausreichende und gerechte Verfügbarkeit für jeden Menschen erscheint mir eine wesentliche Bedingung für diese Maßnahme.“
Skeptische Stimmen zur FFP2-Pflicht: „Im schlimmsten Fall kann sich die Lage sogar verschlechtern“
Es gibt aber auch skeptischere Stimmen zur FFP2-Pflicht. „Ich glaube nicht, dass das einen großen Unterschied macht“, sagte Johannes Knobloch, Leiter des Bereichs Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, der Deutschen Presse-Agentur. „Im schlimmsten Fall kann sich die Lage sogar verschlechtern, weil sich die Leute geschützter fühlen und weniger vorsichtig sind.“ Es bedürfe bei einer FFP2-Maske großer Expertise, sie komme aus dem Arbeitsschutz und sei nicht für Laien gedacht. „Wenn sie nicht absolut dicht aufgesetzt wird, wirkt sie nicht besser als eine einfache Einwegmaske“, so Knobloch. Der Atemwiderstand sei bei den dichteren FFP2-Masken größer als bei den einfachen Kunststoff- oder selbstgenähten Stoffmasken. „Durch eine Stoffmaske atme ich immer zumindest zum Teil hindurch, aber wenn bei einer FFP2-Maske irgendwo am Gesicht eine kleine Lücke bleibt, geht fast alle Luft dort hindurch – und mit ihr das Virus.“
Männer müssten sich rasieren
Unklar sei vielen Menschen auch, dass sich Bartträger eine FFP2-Maske nicht dicht aufsetzen können, erklärte Knobloch. „Sie ist bei Männern nur mit glattrasierter Haut zu tragen.“ Schon beginnender Bartwuchs könne ein Problem darstellen, weil sich ein Abstand zwischen Haut und Maske bilde, durch die Luft ungefiltert ein- und ausströme. „Bei einer FFP2-Pflicht dürften Bartträger in Läden und öffentlichen Verkehrsmitteln also eigentlich nicht zugelassen werden.“ Die Maßnahme sei vielleicht gut gemeint, letztlich helfe aber nur eines wirklich gut: zu Hause bleiben.
Auch der Präsident der Gesellschaft für Aerosolforschung, Christof Asbach, warnt vor falschen Vorstellungen bezüglich der Sicherheit von FFP2-Masken. Diese böten selbst dann keinen hundertprozentigen Schutz, wenn sie perfekt getragen würden, sagte Asbach der Deutschen Presse-Agentur. Die Masken müssten den Anforderungen zufolge 94 Prozent der Partikel filtern – damit gingen immer noch 6 Prozent durch. „Man muss sich auch generell von der Vorstellung freimachen, dass es eine einzige Maßnahme gibt, die das Risiko einer Infektion auf null senkt.“ Wichtig sei ein Mix. Zudem biete eine FFP2-Maske auch nur dann den versprochenen Schutz, wenn sie eng anliege. Je nach Gesichtsform treffe das nicht bei jedem Modell zu. Luft – und damit auch eventuell Viren – ströme dann an den Seiten der Maske vorbei, erklärte Asbach. „Wenn die nicht sauber abschließt, ist sie nicht wirksamer als eine einfache Maske.“
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Wenig Unterschied macht es Asbach zufolge, ob die Atemschutzmasken aus den Klassen FFP2, N95 oder KN95 sind. „Das ist ein ähnlicher Standard.“ Entscheidend sei die Qualität der Masken. Immer noch gebe es nicht ausreichend geprüfte Masken auf dem Markt, die jedoch – fälschlicherweise – als solche ausgezeichnet seien. „Man sollte nicht so sehr auf den Preis achten, sondern auf eine vertrauenswürdige Quelle“, riet der Experte. Solche Masken seien für den Arbeitsschutz gemacht und hielten mindestens acht Stunden am Tag, erklärte Asbach. Das gelte auch, wenn man die Zeit beim Tragen etwa im Bus und beim Einkaufen aufaddiere. „Mit acht Stunden ist man auf der sicheren Seite“, so Asbach. Manche Masken hielten sicher auch länger.
Wurde die Pflicht nicht zu Ende gedacht?
Norbert Röttgen, Kandidat für den CDU-Parteivorsitz, hält eine bundesweite Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken im Einzelhandel und Nahverkehr für verfrüht. Man müsse den Menschen erst erklären, warum FFP2-Masken wirksamer seien und wo der Unterschied zum normalen Mund-Nase-Schutz liege, sagte er in der Sendung „Frühstart“ von RTL und ntv. „Das muss zuerst gesagt werden, dann kann man über Kontrollen reden.“ Er sei dafür, dass man vor allen Dingen die Bürger:innen mitnehme und „dass wir nicht unterstellen, dass die Bevölkerung das nicht einsieht und darum kommen Pflichten, Kontrolle und Zwang“.
In Ihrer Funktion als Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Erlangen kritisierte auch Martina Stamm-Fibich (SPD) in einer Pressemitteilung die FFP2-Pflicht in Bayern: Die gestern von der bayerischen Landesregierung erlassene Regelung sei nicht zu Ende gedacht. „Sie hat sich bereits jetzt in einer substanziellen Erhöhung der Preise für FFP2-Masken niedergeschlagen. Es werden teilweise Preise von bis zu 4,50 Euro pro Maske aufgerufen. Diese finanzielle Mehrbelastung ist für Geringverdiener nicht zu schultern“, erklärt sie. Stamm-Fibich fordert die bayerische Landesregierung deshalb dazu auf, Maßnahmen zu erlassen, die die Bürger:innen diesbezüglich spürbar entlasten.
3 Kommentare
FFP2-Maskenpflicht sinnvoll?
von Johannes-ApoTeamCO am 18.01.2021 um 17:04 Uhr
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AW: FFP2-Maskenpflicht sinnvoll
von Maxi haase am 19.01.2021 um 20:39 Uhr
FFP2-Maskenpflicht - so sinnvoll und längst überfällig!
von Raik Arsand am 13.01.2021 um 19:48 Uhr
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