Neue NRF-Rezeptur

Atropinsulfat-Augentropfen 0,01 Prozent – jetzt auch als NRF-Rezeptur

Stuttgart - 18.01.2021, 09:15 Uhr

Es gibt erstmals eine geprüfte Rezepturvorschrift für Atropinsulfat Augentropfen 0,01 Prozent. Diese Tropfen werden bei Kindern eingesetzt. (Foto: Davizro Photography / stock.adobe.com)

Es gibt erstmals eine geprüfte Rezepturvorschrift für Atropinsulfat Augentropfen 0,01 Prozent. Diese Tropfen werden bei Kindern eingesetzt. (Foto: Davizro Photography / stock.adobe.com)


Benzalkoniumchlorid-Stammlösung in verringerter Konzentration

Die Isotonie der fertigen Augentropfen wird durch Zugabe von Natriumchlorid erreicht, das Konservierungsmittel Benzalkoniumchlorid schützt die Zubereitung vor mikrobiellem Befall. Je nach verwendeter Benzalkoniumchlorid-Stammlösung resultiert in der Zubereitung ein pH-Wert von 4,6 oder 5,3; beide erhaltenen Werte gelten dabei als Kompromiss zwischen Verträglichkeit und Stabilität. Für das Auge wäre ein neutraler pH-Wert besser verträglich, da Atropinsulfat aber vor allem im Sauren stabil ist, würde ein solcher pH-Wert zum schnelleren Abbau des Arzneistoffs führen. 
Normalerweise wird die edetathaltige Benzalkoniumchlorid-Stammlösung in ophthalmischen Zubereitungen in einer Konzentration von 10 Prozent verwendet. In der neuen Vorschrift 15.34. wird sie nur in der halben der sonst üblichen Menge eingesetzt. Der Grund liegt darin, dass das enthaltene Natriumedetat den pH-Wert aufgrund der fehlenden Pufferwirkung der anderen Rezepturbestandteile weiter verringert. Die fertigen Augentropfen enthalten damit 0,005 Prozent Benzalkoniumchlorid und 0,05 Prozent Natriumedetat. Laut NRF ist die Halbierung der Konservierungsmittelmenge in diesem speziellen Fall zu vertreten, da die Augentropfen am gesunden Auge und immer am selben Kind angewendet werden.

Keine Borsäure

Höher konzentrierte Atropinsulfat-Augentropfen 0,5 Prozent bis 2 Prozent können in der Rezeptur schon seit längerem nach der NRF-Vorschrift 15.2. hergestellt werden. Die benötigte Menge an Wirkstoff wird dabei in Wasser für Injektionszwecke gelöst, eine Einstellung der Isotonie erfolgt mithilfe von Borsäure. Eine Herstellung der Atropinsulfat-Augentropfen 0,01 Prozent in Anlehnung an diese Vorschrift kann nicht empfohlen werden, da Bor inzwischen auch in Augenarzneimitteln bei Kindern als toxikologisch kritisch angesehen wird.



Dr. Annina Bergner, Apothekerin, Autorin PTAheute.de
redaktion@daz.online


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