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Rückblick auf den 27. Januar 2020
Bühler bedankt sich – und zieht Bilanz
Heute erinnert wohl fast jedes Medium an den 27. Januar 2020 – den Tag, an dem es den ersten offiziellen Corona-Patienten in Deutschland gab. Es war derselbe Tag, an dem der Pharmaziestudent Benedikt Bühler im Petitionsausschuss des Bundestages seine Forderung nach einem Rx-Versandverbot vortrug. Nun nutzt er diesen Jahrestag, um nochmals allen Apotheker:innen, PTA und PKA zu danken, die ihn unterstützt haben – auch wenn er sein Anliegen am Ende nicht durchsetzen konnte. Schließlich hat ein Jahr Pandemie auch eines deutlich gemacht: Die Apotheken vor Ort sind unverzichtbar.
Im Sommer 2019 startete Benedikt Bühler, Pharmaziestudent in Budapest und derzeit Organisator von Corona-Schnelltests in der Apotheke seiner Mutter in Karlsruhe, eine Petition, die hohe Wellen schlug. Er sammelte Unterschriften für das Rx-Versandverbot, während die Berliner Politik nach einer anderen Antwort auf das EuGH-Urteil vom Oktober 2016 suchte. Mehr als 400.000 Mitzeichner fand Bühler – damit war nicht nur das Quorum übererfüllt, es war auch ein Rekordwert für eine Online-Petition. Das konnte der Bundestag nicht einfach abtun – der Petitionsausschuss lud den Studenten ein, sein Anliegen in einer öffentlichen Sitzung nochmals mündlich vorzutragen. Und so kam es am 27. Januar 2020 zu einem Aufeinandertreffen von Bühler und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Bühler warb zwar erneut mit Herzblut für das Rx-Versandverbot. Doch der Minister, dem dieser Weg noch nie gefiel, zeigt sich weiterhin unbeeindruckt von den Argumenten. Wir alle wissen: Ende 2020 kam das Vor-Ort-Apothekenstärkungsgesetz – ohne Versandverbot, dafür mit Rx-Boniverbot im Sozialrecht.
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Mag sich Bühler also am Ende auch nicht durchgesetzt haben – gelohnt hat sich für ihn sein Kampf allemal. Den heutigen Jahrestag nutzt er nun, um sich nochmals in einem Offenen Brief bei seinen Unterstützer:innen in den Apotheken zu bedanken. Es sei die „geschlossene Apothekerschaft“ gewesen, die die Petition zur Rekordpetition gemacht habe. Bühler dankt überdies für die Hilfe seitens der Noweda und der Pharma-Privat Gruppe: „Ich war von dem großen positiven Feedback damals mehr als überwältigt. Die Petition konnte nur durch Ihre Unterstützung so groß werden!“ Überwältigt habe ihn auch, wie viele Apotheker:innen PTA, PKA und weitere Mitarbeitende am 27. Januar 2020 aus ganz Deutschland nach Berlin gekommen sind, um mit dabei zu sein und somit weitere „mentale“ Unterstützung zu leisten. In heutigen Coronazeiten wäre das so nicht möglich gewesen.
Aber Bühler sieht in der Coronakrise auch Gutes: „In ihr konnten die Apotheken vor Ort allen deutlich machen, wie unverzichtbar sie sind. Im vergangenen März stellten sie Desinfektionsmittel her, als dieses nicht mehr auf dem Markt verfügbar war. Und auch die – wenn auch überstürzte – Verteilaktion der FFP2-Masken an Risikogruppen im Dezember funktionierte. Inzwischen testen auch viele Apotheken – die das räumlich und personell stemmen können – auch auf das Coronavirus und leisten somit einen weiteren wichtigen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie! Das wird hoffentlich auch der Bevölkerung und vor allem den Politikerinnen und Politikern im Gedächtnis bleiben.“
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Zugleich wünscht sich Bühler, dass Apotheken zusammenhalten und gerade in der Phase der Maskenverteilung keine fragwürdigen Signale setzen. Dass auch Apotheken, die die Petition unterstützt haben und damit für einen fairen Wettbewerb und eine sichere Arzneimittelversorgung stehen sollten, jetzt in eine übertriebene Preisschlacht einsteigen, stoße bei ihm „auf absolutes Unverständnis“. Er schreibt: „Die Coronavirus-Schutzmasken-Verordnung sieht ganz klar eine gesetzliche Eigenbeteiligung vor! Und auch wenn diese rechtlich umgangen werden kann – so wie dies die Versender bei gewöhnlichen Verschreibungen auch tun – ist das moralisch gesehen absolut fatal.“ Für Bühler hat ein „10 Euro Amazon Gutschein beim Einlösen eines Maskencoupons nichts mit ‚Kundenwunder‘ zu tun“. Vielmehr könne man sich die Frage stellen, warum diese Apotheke nicht gleich Gutscheine für die Versender verteilt. Wie bei Rezepten sollte auch hier der beste Service den Kunden überzeugen, meint der Student. Gegen ein „Masken-Taxi“ oder die Idee, die Eigenbeteiligung an den örtlichen Einzelhandel oder Kunst und Kultur zu spenden, hat er nichts.
Was sein ursprüngliches Anliegen betrifft, das Rx-Versandverbot, ist Bühler nicht klar, warum der Rückenwind der Petition und der Länder standespolitisch nicht genutzt wurde, um nochmals Druck auszuüben. Mit dem nun in Kraft getretenen Vor-Ort-Apothekengesetz, „welches nicht ansatzweise dem Namen gerecht wird“ stünden jedenfalls keine rosigen Aussichten bevor.
Bühlers Schlussappell: alle müssten aus der jetzigen Krise lernen. „Wie wichtig die Infrastruktur vor Ort ist und wie stark der Onlinehandel diese zerstört, müssen wir zurzeit erfahren. Ein Rx-Versandverbot in Kombination mit einer allgemeinen Onlinebestellsteuer muss nun nochmal diskutiert werden“ – und zwar gerade im Superwahljahr 2021. Sein Wunsch: „Engagieren Sie sich vor Ort, in der Kammer und im Verband! Nur so können wir gemeinsam etwas erreichen!“
2 Kommentare
Dank gilt Herrn Bühler
von Dirk Krüger am 28.01.2021 um 11:20 Uhr
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Bedanken
von Conny am 27.01.2021 um 19:32 Uhr
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