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Spironolacton wird wegen seiner antiandrogenen Wirkung häufiger gegen Akne vulgaris bei Frauen eingesetzt. Während die Wirkung bei erwachsenen Frauen durch Studien gut belegt ist, liegen zum Einsatz bei Jugendlichen noch wenig Erkenntnisse vor. Jetzt wurde die Anwendung bei unter 21-Jährigen untersucht.
Der Aldosteron-Antagonist Spironolacton wird normalerweise als kaliumsparendes Diuretikum zum Beispiel bei Herzinsuffizienz oder Bluthochdruck angewendet. Seine moderat antiandrogene Wirkung ermöglicht aber auch den Einsatz bei Hauterkrankungen, die durch vermehrte Androgenwirkung hervorgerufen werden. Dazu gehört Akne vulgaris bei Frauen. Etliche Studien haben bei erwachsenen Frauen bereits eine gute Wirksamkeit und Verträglichkeit gezeigt, doch bei Jugendlichen war die Datenlage bislang noch unklar. Um die Anwendungsmöglichkeiten bei dieser besonders betroffenen Gruppe zu beleuchten, hat ein Team der US-amerikanischen Mayo Clinic die Behandlungsergebnisse in ihrer Klinik rückblickend analysiert.
Thema: Dermatologie
Akne
Zwischen 2007 und 2017 waren 80 Patientinnen unter 21 Jahren für mindestens drei Monate wegen Akne mit Spironolacton behandelt worden. Die Patientinnen wurden nach Behandlungsergebnis klassifiziert. Ein vollständiges Ansprechen entsprach dabei einer über 90-prozentigen Verbesserung des Hautbilds, ein teilweises Ansprechen einer über 50-prozentigen oder unter 50-prozentigen Verbesserung und ein Nicht-Ansprechen keiner Verbesserung.
Durchschnittlich nahmen die Patientinnen über sieben Monate hinweg einmal täglich 100 mg Spironolacton ein. Beinahe alle Probandinnen (93,8 Prozent) hatten zuvor nicht auf andere systemische Therapien (orale Antibiotika, Kontrazeptiva oder Isotretinoin) angesprochen. Ein Teil der Patientinnen wurde während der Spironolacton-Therapie mit weiteren Arzneimitteln behandelt. Dazu gehörten topische Präparate, orale Antibiotika und orale Kontrazeptiva sowie Kombinationen aus diesen.
Mangelnde Therapietreue?
80 Prozent der Patientinnen erfreuten sich nach der Spironolacton-Therapie über ein verbessertes Hautbild: Fast ein Viertel (22,8 Prozent) sprach vollständig auf die Behandlung an, und über die Hälfte (58,8 Prozent) hatte eine Verbesserung von über 50 Prozent. Etwa jede fünfte Jugendliche (21,3 Prozent) sprach unter 50 Prozent an und ein weiteres Fünftel gar nicht. Erste hautbildverfeinernde Ergebnisse konnten dabei meist nach drei Monaten beobachtet werden, bis zum maximalen Therapieeffekt mussten die Jugendlichen etwa fünf Monate warten. Patientinnen, die auf Spironolacton ansprachen, hatten häufiger ein Zyklus-abhängiges Krankheitsbild und wiesen häufiger Unreinheiten im Bereich des Unterkiefers auf. Drei Patientinnen klagten über Nebenwirkungen wie Ausschläge, Spannen in der Brust, Durchfall und Kopfschmerzen. Keine der jungen Frauen zeigte Symptome einer Hyperkaliämie. Hypotonie-Symptome waren selten.
Im Vergleich zu den zuvor publizierten Studienergebnissen bei erwachsenen Frauen war der Anteil, der bei gleicher Durchschnittsdosis vollständig auf die Therapie ansprach, viel geringer (22,5 Prozent vs. 66,1 Prozent). Auch war die Nebenwirkungsrate unter den Jugendlichen geringer als unter den Erwachsenen (3,8 Prozent vs. 10,4 Prozent). Dieser Unterschied könnte durch mangelnde Therapietreue und die kürzere Behandlungsdauer zu erklären sein. Während die Erwachsenen im Durchschnitt 13 Monate lang Spironolacton einnahmen, lag die durchschnittliche Dauer bei den Jugendlichen bei nur sieben Monaten. Da Verbesserungen oft erst nach mehreren Monaten sichtbar wurden, vermuten die Forscher einen zu frühen Therapieabbruch durch die Patientinnen. Die Studie legt nahe, dass Spironolacton als zweite Wahl nach topischen Präparaten für die Behandlung von Akne bei jungen Frauen eingesetzt werden kann.
Ein Therapieversuch über mindestens sechs Monate könnte eine Alternative zur Verschreibung von oralen Antibiotika sein und so das Risiko für Resistenzbildung reduzieren. Allerdings sind weitere prospektive Studien nötig, um den Effekt von Spironolacton genauer zu untersuchen. Viele Patientinnen in dieser Studie wurden neben Spironolacton mit weiteren Arzneimitteln behandelt. Zukünftige Untersuchungen könnten Klarheit über die Wirksamkeit einer reinen Spironolacton-Therapie bringen. Ebenso sollte genauer untersucht werden, welche individuellen Faktoren das Ansprechen beeinflussen und ob die Therapie für bestimmte Akne-Subtypen besonders geeignet ist.
Literatur
Roberts EE, Use of spironolactone to treat acne in adolescent females, Pediatric Dermatology, 3. Oktober 2020
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