Corona-Monitor des BfR

Angst vor psychischen Folgen wächst

Stuttgart - 11.03.2021, 09:15 Uhr

Die andauernden Kontaktbeschränkungen empfinden Bürger:innen zunehmend nicht mehr als angemessen. (s / Foto: didesign / stock.adobe.com)

Die andauernden Kontaktbeschränkungen empfinden Bürger:innen zunehmend nicht mehr als angemessen. (s / Foto: didesign / stock.adobe.com)


Kontaktbeschränkungen nicht mehr angemessen

Auf weniger Verständnis treffen mittlerweile jedoch die Kontaktbeschränkungen: Nur noch zwei von drei Befragten (65 Prozent) finden diese aktuell noch angemessen, vor einem Jahr war es tatsächlich noch fast jeder (92 Prozent). Auch das Schließen von Kultureinrichtungen und das Absagen von Veranstaltungen empfinden zum jetzigen Zeitpunkt weniger Menschen angebracht, der Zuspruch sank von je 97 Prozent auf 60 (Kultureinrichtungen) beziehungsweise 84 Prozent (Veranstaltungen). Und nur noch stark jeder Dritte (37 Prozent) äußert Verständnis, dass Geschäfte geschlossen sind, im März 2020 waren es noch 86 Prozent.

Weniger gut informiert

Interessant ist auch, dass sich die Befragten nun weniger gut informiert fühlen als noch vor einem Jahr: Aktuell gibt nur noch knapp die Hälfte (46 Prozent) an, sehr gut informiert zu werden – vor einem Jahr gab es die Bestnote noch von 72 Prozent der Bürger:innen.

Größte Ansteckungsgefahr durch andere Menschen

Nach wie vor denken die meisten (67 Prozent) Befragten, dass die größte Ansteckungsgefahr von der Nähe zu anderen Menschen ausgeht. Türklinken und Bargeld haben als Überträger an Überzeugung eingebüßt: Doch 43 Prozent und 27 Prozent der Bürger:innen sehen auch jetzt noch eine hohe Ansteckungsgefahr für SARS-CoV-2 über Türklinken und Bargeld, noch vor einem Jahr waren es aber 61 und 45 Prozent. Dem BfR sind eigenen Angaben zufolge allerdings keine Infektionen mit SARS-CoV-2 über diesen Übertragungsweg bekannt. Grundsätzlich könnten Coronaviren durch direktes Niesen oder Husten einer infizierten Person auf Oberflächen gelangen und dort auch eine Zeit lang infektiös bleiben. Das BfR räumt ein, dass eine Schmierinfektion einer Person möglich erscheine, wenn das Virus kurz danach über die Hände auf die Schleimhäute von Nase oder Augen übertragen werde. Umso wichtiger sei es deswegen, die Hygieneregeln einzuhalten. In der Tat fanden australischer Wissenschaftler:innen im letzten Jahr, dass SARS-CoV-2 auf glatten Oberflächen wie Glas und Edelstahl recht robust ist und bis zu 28 Tage lang infektiös bleiben kann und so Touchscreen-Geräte eine mögliche Übertragungsquelle darstellen könnten. Die Wissenschaftler:innen empfahlen, diese somit regelmäßig zu desinfizieren. Ob sich ein Mensch je über solche Oberflächen angesteckt hat, ist nicht bekannt. Zur Ansteckungsgefahr durch Lebensmittel schreibt das BfR aber, dass eine Übertragung von SARS-CoV-2 über Lebensmittel bisher nicht nachgewiesen worden ist.

Corona-Monitor des BfR

Seit dem 24. März 2020 hat das Bundesinstitut für Risikobewertung jede Woche etwa 500 zufällig ausgewählte Menschen per Telefon zum Thema Corona befragt. Den wöchentlichen Turnus änderte das BfR ab Juni 2020: Nun erhebt das BfR die Stimmungslage alle zwei Wochen, dafür aber an 1.000 zufällig ausgewählten Personen. Fragen, die das BfR interessieren, sind beispielsweise: „Wie schätzen diese die Gefahr einer COVID-19-Erkrankung im Vergleich zu Grippe oder Krebs ein? Wie gut fühlen sich die Menschen über Corona informiert, welche Haupt-Informationsquellen nutzen sie? Wie stehen die Befragten zu Maßnahmen der Infektions-Eindämmung – ist das Einschränken der Reiseaktivitäten ok und das Absagen von Veranstaltungen? Wie steht die Bevölkerung zur Abstandsregelung? Ergibt die Begrenzung der Kundenzahl und die Maskenpflicht beim Einkaufen Sinn? Was halten die Menschen von geschlossenen Kitas und Schulen? Und wie schützen sich die Befragten selbst?“ Interessant ist hier vor allem auch die zeitliche Entwicklung der einzelnen Befragungswellen. Insgesamt hat das BfR seit dem 24. März 30 Befragungen durchgeführt.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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