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Behandlung und Vorbeugung von COVID-19
Potente neutralisierende Antikörper gefunden
Über 4.000 B-Gedächtniszellen sortiert
SARS-CoV-2 kann die Wirtszellen hauptsächlich mithilfe seiner Spike-Proteine durchdringen und infizieren. Deshalb konzentrierten sich die Forscher:innen auf humane monoklonale Antikörper, die für das Spike-Protein spezifisch sind und sortierten hiernach 4.277 entsprechende B-Gedächtniszellen von 14 genesenen COVID-19-Patient:innen aus Krankenhäusern in Rom und Siena nach Einzelzellen. Nach deren Inkubierung mit Interleukinen identifizierten sie 453 neutralisierende Antikörper. Von diesen wurden 220 als Immunglobulin-G-Antikörper exprimiert, die häufigste Antikörperart im Blut, die vor bakteriellen und viralen Infektionen schützt.
Zwei Drittel der Antikörper mit geringer Potenz
Die 453 Antikörper teilten sie in vier verschiedene Gruppen ein. Die stärksten erkannten die Spike-Protein-Rezeptor-Bindungsdomäne, gefolgt von Antikörpern, die die S1-Domäne, das Spike-Protein-Trimer und die S2-Untereinheit erkannten. Die überwiegende Mehrheit der identifizierten Antikörper (65,9 Prozent) hatte eine geringe neutralisierende Potenz und benötigte mehr als 500 ng/ml, um eine 100%-ige Hemmkonzentration (IC100) zu erzielen. Ein kleinerer Teil (23,6 Prozent) mit einer mittleren neutralisierenden Potenz benötigte zwischen 100 und 500 ng/ml und 9,1 Prozent brauchten dafür zwischen 10 und 100 ng/ml.
Lediglich drei Antikörper (1,4 Prozent) wurden mit einer IC100 unter 10 ng/ml als extrem potent eingestuft. Einer davon (J08) zeigte in vitro sogar eine Neutralisationswirksamkeit in pico-molaren Konzentrationen, und zwar sowohl gegen das in Wuhan isolierte Wild-Typ SARS-CoV-2-Virus als auch gegen neu entstehende Varianten, wie D614G, E484K und N501Y. Seine prophylaktische und therapeutische Wirksamkeit konnten die Forscher:innen auch schon in einem SARS-CoV-2-Hamstermodell der Infektion belegen. Sie halten J08 deshalb für einen vielversprechenden Kandidaten für die Entwicklung eines erschwinglichen Ansatzes zur Prävention und Therapie von COVID-19.
Risiko von ADE auf jeden Fall ausschalten
Insgesamt schlussfolgern sie aus ihren Daten, dass die meisten beobachteten Neutralisationstiter bei COVID-19-Rekonvaleszenten wahrscheinlich durch Antikörper mit mittelhoher neutralisierender Potenz vermittelt werden. Weder die extrem potenten noch die Antikörper gegen die S2-Untereinheit tragen ihrer Einschätzung nach wesentlich dazu bei, weil sie zu selten sind und im letzteren Fall zu schwach neutralisierend wirken. Auf jeden Fall halten sie es für wichtig, für die klinische Entwicklung mögliche Fc-vermittelte Funktionen der Antikörper auszuschalten, um das Risiko von ADE (antikörperabhängige Verstärkung / antibody dependent enhancement) zu vermeiden.
Obwohl es keine Beweise für ADE bei SARS-CoV-2 gebe und die meisten bisher getesteten Impfstoffe und monoklonalen Antikörper sicher zu sein scheinen, sei es noch zu früh, um dazu endgültige Schlussfolgerungen zu ziehen, so ihr Fazit.
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