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Daten zu Comirnaty aus Israel
Häufung einer Myokarditis nicht erwiesen
Am Montag verunsicherte eine Meldung, dass nach Impfung von über fünf Millionen Menschen mit Comirnaty in Israel Dutzende Fälle von Herzmuskelentzündungen aufgetreten seien. Nun rudert das israelische Gesundheitsministerium zurück.
Nach Berichten über Dutzende Fälle von Herzmuskelentzündungen nach einer Corona-Impfung mit dem Biontech/Pfizer-Präparat hält Israels Gesundheitsministerium eine ungewöhnliche Häufung der Erkrankung für nicht erwiesen. Israelische Medien hatten über eine Analyse berichtet, dieser zufolge seien 62 Fälle von Myokarditis aufgetreten, vor allem bei jungen Männern im Alter von 18 bis 30 Jahren. Davon seien zwei Patienten – ein Mann und eine Frau – gestorben.
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Insgesamt haben in Israel seit Beginn der Impfkampagne vor mehr als vier Monaten fünf der neun Millionen Einwohner eine Zweitimpfung erhalten. In dem Land wurde nahezu ausschließlich mit Comirnaty® geimpft.
Kein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr
Eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums teilte am Dienstag mit, ein Expertenteam überwache alle Nebenwirkungen der Corona-Impfungen und veröffentliche regelmäßig Berichte. Die in den Medien zitierte Analyse sei aber nicht vom Ministerium veröffentlicht worden. „Sie zeigt keinen eindeutigen Anstieg der Sterblichkeit wegen der Impfung, und es ist auch nicht sicher, dass es im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen Anstieg der Zahl von Herzmuskelentzündungen gibt.“ Es handele sich gleichwohl um einen „wichtigen Bericht“, über den das Expertenteam in den kommenden Tagen beraten werde. Die Ergebnisse der Beratung würden der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Der Impfstoffhersteller Pfizer teilte mit, man sei über die Berichte in Israel informiert. „Wir haben keine Rate von Myokarditis beobachtet, die höher wäre, als man es in der allgemeinen Bevölkerung erwarten würde“, hieß es in der Mitteilung. „Ein kausaler Zusammenhang mit der Impfung wurde nicht festgestellt. Es gibt zum gegenwärtigen Zeitpunkt keinen Beweis dafür, dass in Verbindung mit dem Biontech/Pfizer-Impfstoff ein Risiko von Myokarditis besteht.“
Keine Kausalität erwiesen
Myokarditiden im Zusammenhang mit dem COVID-19-Impfstoff von Biontech/Pfizer wurden dem Paul-Ehrlich-Insitut (PEI) und der EMA durchaus gemeldet. Das PEI erklärt in seinem am 4. März 2021 veröffentlichten Sicherheitsbericht, dass sieben Fälle einer Myokarditis nach COVID-19-Impfungen gemeldet wurden. Alle Patienten waren mit Comirnaty® geimpft worden und zwischen 23 und 89 Jahre alt. Die Myokarditis sei wenige Stunden bis vier Tage nach der Impfung aufgetreten, eine abschließende Bewertung der Fälle stand zum damaligen Zeitpunkt noch aus. In späteren Sicherheitsberichten tauchte diese Beobachtung nicht mehr auf.
Laut Eudravigilance haben Angehörige von Gesundheitsberufen bis zum 24. April 122 Fälle einer Myokarditis im Zusammenhang mit einer Comirnaty®-Impfung gemeldet, aus nicht medizinischen Kreisen waren es 26 Fälle. Meistens waren oder sind Männer betroffen – was auch Pfizer beschrieb: 109 Männer und 38 Frauen mit der jeweils höchsten Inzidenz im Alter zwischen 18 und 64 Jahren. Drei Patienten sind verstorben, 29 haben sich bislang nicht erholt und von 69 Patienten weiß man den Ausgang der Erkrankung nicht. Hingegen haben sich Eudravigilance zufolge 13 Patienten wieder erholt, sechs nicht vollständig (mit Folgen) und 29 Patienten sind derzeit noch in der Rekonvaleszenzphase. Laut ECDC (European Centre for Disease Prevention and Control) sind EU-weit etwa 95 Millionen Dosen Comirnaty® ausgeliefert.
Professor Leif Erik Sander von der Berliner Charité twitterte am Montag: „Die, 'normale' Inzidienz der Myokarditis ist nicht genau bekannt, sie beträgt vermutlich ca. 6:100.000 (Männer) bzw. 4:100.000 (Frauen) pro Jahr. Es ist bislang unklar, ob überhaupt eine Häufung bzw. eine kausale Verbindung zur mRNA-Impfung vorliegt.“
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