CDC

USA: Untersuchung zu Myokarditis nach COVID-19-Impfung

Stuttgart - 25.05.2021, 15:15 Uhr

Einer US-amerikanischen Arbeitsgruppe für Impfstoffsicherheit zufolge verlaufen die meisten der beobachteten Herzmuskelentzündungen mild. (Foto: IMAGO / Beautiful Sports)

Einer US-amerikanischen Arbeitsgruppe für Impfstoffsicherheit zufolge verlaufen die meisten der beobachteten Herzmuskelentzündungen mild. (Foto: IMAGO / Beautiful Sports)


Die „Centers for Disease Control and Prevention“ untersuchen in den USA einige Fälle von Myokarditis nach COVID-19-Impfung. Dabei geht es vor allem um männliche Jugendliche nach einer Impfung mit den mRNA-Vakzinen von Biontech/Pfizer oder Moderna – die Rate übersteige aber nicht die allgemein zu erwartenden Fälle in der Bevölkerung.

Mehrere Fälle von Herzmuskelentzündungen – die „New York Times“ spricht von „Dutzenden“ – haben die US-amerikanische Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) veranlasst, einen möglichen Zusammenhang mit mRNA-COVID-19-Impfstoffen zu untersuchen. Die für die Sicherheit von COVID-19-Impfstoffen zuständige Arbeitsgruppe VaST (COVID-19 Vaccine Safety Technical) der amerikanischen Impfkommission ACIP (Advisory Committee on Immunization Practices) prüft seit Zulassung der Corona-Impfstoffe wöchentlich die verfügbaren Daten zur Sicherheit der Vakzinen und veröffentlicht ihre Ergebnisse in regelmäßigen Abständen. 

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Daten zu Comirnaty aus Israel

Häufung einer Myokarditis nicht erwiesen

Bei ihrer letzten Sitzung am 17. Mai präsentierte sie einige Fälle einer Myokarditis bei Jugendlichen, die kurz zuvor mit einem mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer (Comirnaty®) oder von Moderna geimpft worden waren. Das VaST spricht von bislang „relativ wenigen“ Berichten einer Myokarditis, sie scheinen nach aktuellen Erkenntnissen vor allem bei

  • Jugendlichen und jungen Erwachsenen,
  • häufiger bei Männern als bei Frauen,
  • öfter nach der zweiten als nach der ersten Dosis,
  • typischerweise innerhalb von vier Tagen nach der Impfung

aufzutreten. Der Arbeitsgruppe für Impfstoffsicherheit zufolge verlaufen die meisten der beobachteten Herzmuskelentzündungen mild. Die Informationen auf der Seite der CDC waren jedoch eher spärlich: Wie viele Geimpfte eine Herzmuskelentzündung entwickelten und wie alt sie waren, veröffentlichte die CDC nicht.

„Es kann einfach ein Zufall sein“

Zum aktuellen Zeitpunkt ist ein ursächlicher Zusammenhang nicht bestätigt. Die CDC betont, dass die Herzprobleme auch völlig unabhängig von der Impfung aufgetreten sein könnten, denn die Rate an Herzmuskelentzündungen übersteige nicht die ohnehin zu erwartenden Fälle bei Jugendlichen. „Es kann einfach ein Zufall sein, dass einige Menschen nach der Impfung eine Myokarditis entwickeln“, sagte Dr. Celine Gounder, Spezialistin für Infektionskrankheiten am Bellevue Hospital Center in New York, der „New York Times“. Es sei wahrscheinlicher, dass so etwas zufällig passiere, da so viele Menschen gerade jetzt geimpft würden. Den Wissenschaftlern zufolge, die in der „New York Times“ zu Wort kommen, erkranken in der Allgemeinbevölkerung jährlich etwa 10 bis 20 von 100.000 Menschen an einer Myokarditis und zeigten Symptome von Müdigkeit und Brustschmerzen bis hin zu Herzrhythmusstörungen und Herzstillstand. Und viele andere hätten wahrscheinlich nur leichte Symptome und würden nie diagnostiziert.

Auch COVID-19 kann eine Herzmuskelentzündung verursachen

Experten betonen vor allem, dass die potenziell seltene Nebenwirkung einer Myokarditis vor den möglichen Gefahren einer COVID-19-Erkrankung – einschließlich „Long COVID“ – verblasse. Wichtig ist in diesem Zusammenhang: Auch COVID-19 kann eine Myokarditis verursachen.

Hinweise auf Herzmuskelentzündungen auch aus Israel

Bereits Ende April gab es aus Israel Hinweise auf Herzmuskelentzündungen nach einer Impfung mit der Biontech/Pfizer-Vakzine: So schrieb der Bayerische Rundfunk, dass die israelische Gesundheitsbehörde „dutzende“ Fälle einer Myokarditis bei mehr als fünf Millionen Geimpften untersucht. Auch damals war ein ursächlicher Zusammenhang unklar. Die israelische Gesundheitsbehörde erklärte daraufhin: Die in den Medien zitierte Analyse sei nicht vom Ministerium veröffentlicht worden. „Sie zeigt keinen eindeutigen Anstieg der Sterblichkeit wegen der Impfung, und es ist auch nicht sicher, dass es im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen Anstieg der Zahl von Herzmuskelentzündungen gibt.“ Es handele sich gleichwohl um einen „wichtigen Bericht“, über den das Expertenteam in den kommenden Tagen beraten werde.

Die USA impfen seit Mai auch Jugendliche ab 12 Jahren mit dem Biontech/Pfizer-Impfstoff: Die FDA erweiterte am 10. Mai die Notfallzulassung von Comirnaty, sie ist bislang die einzige Vakzine, die bei Jugendlichen geimpft werden darf. Mittlerweile (Stand: 23. Mai 2021) sind nach Daten der CDC mehr als 163 Millionen Menschen in den Vereinigten Staaten mindestens einmal gegen COVID-19 geimpft, darunter 4,8 Millionen Jugendliche ab 12 Jahren.

Die CDC wollen nun weitere Informationen über die an Myokarditis Erkrankten sammeln und Ärzte über diese mögliche Nebenwirkung informieren, sodass diese Personen, die nach Impfung Symptome einer Myokarditis entwickeln, angemessen behandeln könnten. Die CDC will mit Spezialisten für Infektionskrankheiten, Kardiologie und Rheumatologie zusammenarbeiten, um Leitlinien für die Diagnose, Behandlung und das Management von Myokarditis bereitzustellen.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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