VDPP zu Pharmazeutischen Dienstleistungen

„Chance nicht verspielen“

Stuttgart - 02.06.2021, 12:45 Uhr

Pharmazeutische Dienstleistungen können einen effektiven Beitrag für die Arzneimittelsicherheit leisten, wenn sie patientenorientiert und bedarfsgerecht sind. Wird dies bei der Implementierung nicht berücksichtigt, setze man das Angebot wieder aufs Spiel, so der Verband demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten. (Fotot: c / Ирина Угорова / AdobeStock)

Pharmazeutische Dienstleistungen können einen effektiven Beitrag für die Arzneimittelsicherheit leisten, wenn sie patientenorientiert und bedarfsgerecht sind. Wird dies bei der Implementierung nicht berücksichtigt, setze man das Angebot wieder aufs Spiel, so der Verband demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten. (Fotot: c / Ирина Угорова / AdobeStock)


Gefahr der weiteren Konzentration im Apothekenwesen

Ein weiteres, wichtiges Anliegen des Vereins demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten: Das Konzept der pharmazeutischen Dienstleistungen kann nicht die flächendeckende Arzneimittelversorgung über Apotheken sicherstellen. Genau dies besagt jedoch das Vor-Ort-Apothekenstärkungsgesetzt (VOASG) wörtlich. Der VdPP erinnert, dass pharmazeutische Dienstleistungen hoher Qualität Apotheken zunächst Investitionen abverlangen. Weiterbildungen, Hilfsmittel, das Vernetzen mit anderen Heilberufen: Finanziell und personell schwache Apotheken sollte das VOASG unterstützen, doch gerade diese können ihren Patienten ein geringeres Spektrum an Dienstleistungen bieten. Die Folge wäre gerade nicht ein Schutz der flächendeckenden Arzneimittelversorgung, sondern eine „weitere Konzentration im Apothekenwesen“. Unter „flächendeckender Versorgung“ versteht der VdPP aber auch, dass sich Menschen in unterversorgten Regionen wie dem ländlichen Raum und in sozial benachteiligten Gegenden zu Arzneimitteln informieren und beraten lassen könnten.

Versorgung ist Teil „öffentlicher Daseinsvorsorge“

Als Lösungsoptionen nennen die Autoren des Positionspapiers, in unterversorgten Gegenden den Aufbau von Zweig- oder kommunalen Apotheken finanziell zu unterstützen. Ein weiteres Modell, das der VdPP anführt, ist, dass Apotheken Teil von Primärversorgungs-Netzwerken sein könnten. In Deutschland sind solche Konzepte nur vereinzelt anzutreffen, das Programm PORT (Patientenorientierte Zentren zur Primär- und Langzeitversorgung) der Robert Bosch Stiftung betreibt Polikliniken oder medizinische Versorgungszentren unter anderem in Berlin-Neukölln, Büsum und Hamburg-Veddel. In anderen Ländern wie dem vereinigten Königreich oder Kanada macht das Konzept, bei dem der Staat Apotheker:innen systematisch in solche Zentren einbindet, bereits Schule. „Das ist die Richtung, in die es gehen wird“, sagt VdPP-Vorstandsmitglied Dr. Udo Puteanus gegenüber der DAZ-Redaktion. Die bestehenden Strukturen zu erhalten oder neue aufzubauen, so der VdPP, ist nicht Aufgabe beitragszahlender Krankenkassenmitglieder, sondern Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge. Investitionen für eine flächendeckende Arzneimittelversorgung müsse der Bund tragen.

Mehr zum Thema

Der Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten appelliert an die Vertragspartner GKV-Spitzenverband und DAV, dass die Vergütung für pharmazeutische Dienstleistungen dahin gelangen soll, wo Patienten die Kompetenzen dringend brauchen und am stärksten von den Angeboten profitieren.



Marius Penzel, Apotheker
redaktion@daz.online


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