UNAIDS: Mehr Einsatz gegen Diskriminierung bei HIV nötig
Stigma und Diskriminierung erschweren den weltweiten Kampf gegen HIV und AIDS. Immer noch kriminalisieren rund 70 Länder Homosexualität und Prostitution. „Das treibt Betroffene in den Untergrund, und dann lassen sie sich seltener testen oder werden nicht behandelt“, sagte die Chefin des UN-Programms für den Kampf gegen AIDS, Winnie Byanyima, der Deutschen Presse-Agentur.
Am Samstag (5. Juni) ist der 40. Jahrestag der ersten Beschreibung einer damals mysteriösen neuen Krankheit. Zu diesem Anlass fordert Byanyima neue Anstrengungen, um die Pandemie wie von den Vereinten Nationen geplant bis 2030 zu beenden. Sie lobte die deutschen UNAIDS-Beiträge zum Kampf gegen HIV und AIDS.
Doch auch in aufgeklärteren Ländern werde von Regierungen noch zu wenig getan, um Vorbehalte gegen Betroffene auszuräumen, sagte Byanyima der dpa. „Regierungen müssen Kampagnen haben, um Einstellungen zu ändern.“ In sozialen Medien müssten Klischees angegriffen werden. UNAIDS setze sich dafür ein, dass Hilfe – mit finanzieller Unterstützung von Behörden – nicht nur in Krankenhäusern, sondern auch in anderen sicheren Räumen und von Betroffenen selbst geleistet werde. „Zum Beispiel eine Organisation schwuler Männer, die Dienstleistungen für schwule Männer anbietet – so werden die Menschen nicht herabgewürdigt und ihre Menschenrechte werden nicht verletzt“, sagte Byanyima.
Nach einer neuen Umfrage der Deutschen Aidshilfe erlebt gut die Hälfte der HIV-Positiven immer noch Diskriminierung. Knapp 100.000 Menschen lebten Ende 2019 in Deutschland mit HIV/AIDS, knapp 11.000 davon wissen nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts nicht davon.
„Stigma und Diskriminierung sind eine der Ursachen dafür, dass die HIV-Pandemie weltweit nach 40 Jahren noch nicht zu Ende ist“, sagte auch der Virologe und AIDS-Forscher Hendrik Streeck, der sich zuletzt als Corona-Experte einen Namen gemacht hatte, der dpa. Er spricht von einem traurigen Meilenstein. „Wir könnten die Pandemie viel besser eindämmen, als es der Fall ist.“ In vielen Ländern müssten Menschen, die mit HIV infiziert sind oder ein erhöhtes Ansteckungsrisiko haben, im Verborgenen leben.
Die Folgen der Corona-Pandemie auf die HIV-Infektionen seien noch nicht abzusehen, sagte Streeck. Vielerorts hätten sich weniger Menschen testen lassen, und viele hätten ihre Medikamente nicht mehr regelmäßig bekommen. Das könne zu vielen Neuinfektionen führen, und viele Menschen könnten ernsthaft erkranken.
Bis 2030 will die Weltgemeinschaft die HIV-Pandemie beenden – aber sie droht bei diesem Ziel zu scheitern. Davor warnt das UN-Programm UNAIDS. Seit einigen Jahren werden weniger internationale Gelder zum Kampf gegen HIV aufgebracht. Bei der 5. UNAIDS-Konferenz kommende Woche in New York sollen neue Weichen gestellt werden.
(dpa/dm)
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