- DAZ.online
- News
- Wirtschaft
- Kassieren die KVen bei ...
Medienbericht
Kassieren die KVen bei Corona-Schnelltests ab?
Für „simple Buchhaltertätigkeiten“ streichen die Kassenärztlichen Vereinigungen bei der Abrechnung der Bürgertests Millionenbeträge ein, berichtet „Business Insider“. Und das Branchenmagazin fragt: Wofür eigentlich? Denn für etwaige Kontrollen sind die KVen nicht zuständig. Lediglich in den Aufbau der nötigen IT-Infrastruktur mussten sie demnach nennenswert investieren.
Die Vergütung und Abrechnung für die Durchführung von Bürgertests ist für viele Apotheken ein Ärgernis. Nicht nur, dass sie vielerorts – wie in der Coronavirus-Testverordnung aus dem Hause Spahn vorgesehen – mit 12 Euro ein um 3 Euro geringeres Honorar erhalten als Ärztinnen und Ärzte: Hinzu kommt, dass die für die Abrechnung zuständigen Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) auch noch eine Verwaltungsgebühr in Höhe von 2 Prozent einbehalten. Bis Ende Mai waren es sogar 3,5 Prozent gewesen. Diesen Verwaltungskostensatz erhalten die KVen von allen Leistungserbringern, die sonst noch keine Leistungen über sie abgerechnet haben. Die 2 Prozent beziehen sich auf den Gesamtbetrag der Abrechnungen abzüglich der Sachkosten für die Tests. Dabei kommen unter Umständen stattliche Summen zusammen.
Mehr zum Thema
Abrechnung von Coronatests
Verwaltungskosten für die KV sinken auf 2 Prozent
Jetzt greift das Branchenmagazin „Business Insider“ das Thema auf. Nach einem Bericht des Mediums kassierten die 17 KVen in Deutschland für die Abrechnung von Sachkosten plus Durchführung von Corona-Schnelltests bis Mitte Mai insgesamt mehr als 20 Millionen Euro – für „simple Buchhaltertätigkeiten“, wie es heißt. Denn: „Kontrolliert werden die Angaben der Testanbieter nicht. Die Kassenärztlichen Vereinigungen der Länder rechnen sie eins zu eins mit dem Bund ab, weil sie aus Datenschutzgründen gar nicht in die Tiefe gehen dürfen. Der Aufwand der KVen scheint also überschaubar zu sein — und doch verdienen mit den Test-Abrechnungen selbst Millionen.“
Für die KVen springen so nach Recherchen des Magazins sechs- bis siebenstellige Summen heraus. In Baden-Württemberg etwa rechnete die KV bis Mitte Mai laut „Business Insider“ insgesamt 106,3 Millionen Euro für Teststellen-Betreiber ab. Dafür kassierte die KV demnach als „Verwaltungskostenersatz“ knapp 3 Millionen Euro. In Bayern habe die KV bis Mitte Mai knapp 2,5 Millionen Euro erhalten, in Hessen etwa 1,9 Millionen Euro, in Berlin um die 1,1 Millionen Euro. Insgesamt rechneten die Kassenärztlichen Vereinigungen den Angaben zufolge bis Mitte Mai rund 730 Millionen Euro für Corona-Schnelltests ab – und bekamen dafür bis zu dem Stichtag insgesamt 20,5 Millionen Euro. „Angesichts der Summen stellt sich die Frage, ob die Höhe angemessen ist“, schreibt das Branchenblatt.
KV Niedersachsen: Verwaltungskosten decken Investitionen nicht
Das Blatt weist allerdings auch darauf hin, dass die KVen zunächst ein IT-System entwickeln mussten, über das die Betreiber der Teststellen abrechnen können. „Monatlich geben sie dann drei Zahlen ab: die Zahl der gekauften Tests, die Zahl der Abstriche, dazu die individuelle Betreibernummer – fertig ist die Abrechnung.“ Für die Pflege des Systems müssen sie zwar Mitarbeiter beschäftigen. Doch „Business Insider“ zweifelt daran, dass damit monatliche Einnahmen im Millionenbereich zu rechtfertigen sind.
Das Magazin hakte in Niedersachsen nach. Die dort ansässigen KV teilte daraufhin mit, die bisher generierten Verwaltungskosten von rund 817.000 Euro von Nichtmitgliedern „decken nicht die Investitionskosten von bisher rund 1,18 Millionen Euro“. Auf Nachfrage erklärt die KV die hohe Summe laut Bericht mit Personalkosten und dem Aufbau notwendiger IT-Infrastruktur. Wie viel Personal eingesetzt wird, habe die KV Niedersachsen nicht mitgeteilt. „Aus anderen KVen ist jedoch zu hören, dass nur eine Handvoll Beschäftigte mit den Schnelltest-Abrechnungen beschäftigt sind. Aus einer Kassenärztlichen Vereinigung heißt es zum aktuellen Arbeitsaufwand: ‚Wir beschweren uns nicht.‘“
Zum vollständigen Artikel auf der Website von „Business Insider“ gelangen Sie hier.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.