Alpha, Delta, Lambda

Gefahren, Mechanismen und ein neuer Vertreter der COVID-Varianten

Düsseldorf - 18.06.2021, 07:00 Uhr

Forscher:innen beobachten mit Sorge die zunehmende Verbreitung von Coronavirus-Mutationen, insbesondere der Delta-Variante. (Bild: zest_marina / AdobeStock)

Forscher:innen beobachten mit Sorge die zunehmende Verbreitung von Coronavirus-Mutationen, insbesondere der Delta-Variante. (Bild: zest_marina / AdobeStock)


Neue Variante unter Beobachtung – Lambda hat in Chile Alpha bereits verdrängt

Die Entwicklungen immer neuer Varianten reißt indessen nicht ab. Die WHO hat jüngst am 14. Juni die Liste der besorgniserregenden (VOC) und unter Beobachtung stehenden (VOI Variants of interest) um eine weitere ergänzt. Dazugekommen ist Lambda, die im August 2020 erstmals in Peru auftauchte und sich seitdem in 29 Ländern weltweit verbreitet hat. In Chile, das aktuell einen Anstieg der Fallzahlen vermeldet bei gleichzeitig weltweit der dritthöchsten Quote vollständig Geimpfter, entwickelt sich Lambda zur vorherrschenden Variante mit 32 Prozent aller Fälle, gleichzeitig mit der VOC Gamma (die brasilianische Variante aka P1), die 33 Prozent aller Fälle ausmacht. Alpha wird dort offenbar verdrängt und kommt nur auf 4 Prozent der Fälle. Lambda trägt dabei einige der bekannten Mutationen, die mit höherer Übertragbarkeit und geringerer Effektivität neutralisierender Antikörper assoziiert  werden. Laut WHO fehlen dabei allerdings noch weitere Studien.

Insgesamt zählt die WHO nun vier besorgniserregende und sieben unter Beobachtung stehende Varianten von SARS-CoV-2. Forscher:innen gehen davon aus, dass das Virus auch zukünftig weitere Varianten und Mutationen hervorbringen wird und dass durchaus die Gefahr besteht, dass Varianten die Impfungen durchbrechen oder auch schwerere Verläufe hervorrufen werden.

Wissenschaftler:innen wie Professor Richard Neher, Leiter der Forschungsgruppe Evolution von Viren und Bakterien am Biozentrum der Universität Basel in der Schweiz, gehen aber davon aus, dass mit Fortschreiten der Impfungen eher keine neuen großen Wellen ausgehend von Hotspots auftreten werden. „Ich glaube, regionale Hotspots werden keine große Rolle spielen. Mit zunehmender Impfrate wird das Infektionsgeschehen an Dynamik weiter verlieren und eher nach dem Muster der Grippe oder Erkältungswellen ablaufen. Es wird also voraussichtlich nicht mehr zu einer Karnevalsfeier kommen, bei der die Zahl der Ansteckungen durch die Decke geht. Regionale Unterschiede bleiben aber bei der Nachverfolgung neuer Varianten wichtig“, sagt er.

Eine schnelle Durchimpfung und eine zukünftige Surveillance auch neuer Varianten sehen Forscher:innen als bestes Mittel gegen künftige Wellen. „Die beste Strategie, um die Entwicklung von bedenklichen Varianten zu reduzieren, ist ganz klar die schnelle Immunisierung eines großen Teils der Bevölkerung. Israel ist mit gutem Beispiel vorangegangen: Eine hohe bevölkerungsbezogene Durchimpfungsrate mit zwei Dosen innerhalb weniger Monate führte zu einem deutlichen Rückgang der Neuerkrankungen und Todesfälle, selbst als die Gesellschaft die Abriegelung und andere nicht-pharmazeutische Maßnahmen lockerte. Trotz der Tatsache, dass die Beta-Variante gemeldet wurde, hat diese Variante angesichts der hohen Durchimpfungsraten nicht zugenommen“, sagt so etwa Annelies Wilder-Smith, Professorin für neu auftretende Infektionskrankheiten an der London School of Hygiene and Tropical Medicine.



Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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