Geringere Immunantwort gegen Delta-Variante

Kürzere Impfabstände für Biontech/Pfizer-Impfung?

Stuttgart - 18.06.2021, 09:15 Uhr

Könnte es sinnvoll sein, die Impfabstände zu verkürzen? (s / Foto: phichak / AdobeStock)

Könnte es sinnvoll sein, die Impfabstände zu verkürzen? (s / Foto: phichak / AdobeStock)


Mit Biontech/Pfizer Geimpfte bilden weniger neutralisierende Antikörper gegen die Beta- und Delta-Variante von SARS-CoV-2 (Südafrika und Indien) als gegen das Wildtyp-Coronavirus aus Wuhan oder die Alpha-Variante aus Großbritannien – das sind in „The Lancet“ publizierte vorläufige Ergebnisse der Legacy-Studie. Alter und nur eine Impfdosis scheinen die wichtigsten Risikofaktoren zu sein: Vor allem nach der ersten Dosis fiel die Antikörperantwort deutlich schlechter aus – sollte man die Impfabstände folglich künftig verkürzen? Und wie wirken sich Geschlecht und BMI auf die Antikörperantwort aus?

Wie gut schützt der Biontech/Pfizer-Impfstoff vor der Delta-Variante des Coronavirus, die erstmals in Indien entdeckt wurde? Mittlerweile dominiert B.1.617.2 bereits das Infektionsgeschehen in Großbritannien, in Deutschland liegt dem RKI zufolge ihr Anteil bei 2,5 Prozent (Stand 10. Juni 2021), und Professor Christian Drosten von der Berliner Charité geht davon aus, dass die indische Variante im Herbst auch in Deutschland „mitmischen“ wird. Das sagte er im NDR-Podcast „Coronavirus-Update“ vom 8. Juni 2021. Wie wirksam die derzeit zugelassenen Impfstoffe allerdings gegen die Delta-Variante von SARS-CoV-2 (B.1.617.2) sind, ist nicht bekannt.

Seit Januar 2021 läuft in Großbritannien jedoch die „Legacy-Studie“ – initiiert vom „University College London Hospital“ und dem dortigen „Francis Crick Institute“. In dieser Studie untersuchen Wissenschaftler:innen prospektiv die Antikörperreaktionen bei geimpften Klinik- oder Institutsmitarbeitern. Eine erste Analyse der Legacy-Studie wurde nun im Fachjournal „The Lancet“ veröffentlicht, sie beschäftigt sich mit der Impfeffektivität der Biontech/Pfizer-Vakzine (Comirnaty®) gegen die einzelnen Coronavirus-Varianten.

Je nach Variante: unterschiedliche Antikörpertiter nach Impfung

Die 250 Teilnehmer:innen waren gesund, im Mittel 42 Jahre alt (33 bis 52 Jahre) und erhielten Comirnaty® als COVID-19-Impfstoff. Bei 149 wurden die Titer der neutralisierenden Antikörper bereits nach der ersten Impfdosis bestimmt (im Mittel nach 30 Tagen), bei 159 Teilnehmern werteten die Wissenschaftler die neutralisierenden Antikörper nach der zweiten Impfung aus (im Mittel nach 28 Tagen). Dabei ging es um fünf SARS-CoV-2-Stämme, nämlich 

  • den mit der ursprünglichen Spike-Protein-Sequenz aus Wuhan, China (Wildtyp),
  • den im Sommer 2020 in Europa dominierenden Stamm (D614G),

und die drei besorgniserregenden Varianten

  • B.1.1.7, erstmals in Großbritannien entdeckt (Alpha-Variante),
  • B.1.351, erstmals in Südafrika entdeckt (Beta-Variante),
  • B.1.617.2, erstmals in Indien entdeckt (Delta-Variante).

Nach zweifacher Comirnaty®-Impfung bildeten fast alle der 159 Geimpften neutralisierende Antikörper gegen alle Stämme – nur sechs Teilnehmer (3 Prozent) hatten keine neutralisierenden Antikörper gegen die indische Delta-Variante entwickelt, und neun Studienteilnehmern (5 Prozent) fehlten neutralisierende Antikörper gegen die Beta-Variante aus Südafrika.

Weniger neutralisierende Antikörper gegen Delta- und Beta-Variante

Auffallend waren jedoch die Titer – vereinfacht gesagt: die Menge – der nachgewiesenen Antikörper gegen die einzelnen Varianten: Nach zweimaliger Impfung hatten die Geimpften – verglichen mit dem ursprünglichen Stamm – 5,8-fach weniger Antikörper gegen die indische Variante, 4,9-fach weniger Antikörper gegen die südafrikanische und 2,6-fach weniger Antikörper gegen die britische SARS-CoV-2-Variante.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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