Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

04.07.2021, 07:30 Uhr

Schaut man genau hin, gibt es da noch das eine oder andere verbesserungswürdige Detail der ABDA-Struktur... (Foto: Alex Schelbert)

Schaut man genau hin, gibt es da noch das eine oder andere verbesserungswürdige Detail der ABDA-Struktur... (Foto: Alex Schelbert)


2. Juli 2021

Wir haben es vorhergesehen: Der Krankenkassenspitzenverband und der Apothekerverband verhandeln nun schon seit einem halben Jahr über honorierte pharmazeutische Dienstleistungen – welche sind es, wann sollen sie geleistet werden und was und wie berappen die Kassen dafür. Am 30. Juni hätte ein Ergebnis vorliegen sollen, tut es aber nicht. Mein liebes Tagebuch, kein Wunder, es ist in der Tat eine hochkomplexe Materie. Bringen wir es auf den zugespitzten Punkt: Während die Krankenkassen zwar viel von Gratis-Dienstleistungen halten, aber sichtlich wenig bis nichts von diesem Dienstleistungskonstrukt und außerdem in der Regel nichts zahlen wollen, hängt die ABDA voller Inbrunst und Enthusiasmus an den pharmazeutischen Dienstleistungen und spricht sogar davon, dass es ein zweites Standbein der Apotheke sein könnte. Mein liebes Tagebuch, da gehen die Interessen diametral auseinander. Und die ungeklärten Fragen sind immens: Welche Dienstleistungen genau sollen es sein? Aus Sicht des Patienten: Wer braucht sie, wer kriegt sie, wer veranlasst sie? Aus Sicht der Apothekers: Wer erbringt sie, wer darf sie erbringen, was bekommt man dafür und wie rechnet man sie ab? Um nur einige Punkte zu nennen. Nun ist es aber so, dass diese Dienstleistungen im Gesetz stehen und der Gesetzgeber erwartet, dass Krankenkassen und Apothekerverband zu Potte kommen. Was die Finanzierung per se betrifft, so sollte sie geklärt sein: Die Krankenkassen sind gesetzlich verpflichtet, einen 20-Cent-Festzuschlag pro Rx-Arzneipackung zu zahlen, der in einen eigenen Topf fließt. 150 Millionen Euro sollen so im Jahr zusammenkommen, mit denen die noch festzulegenden pharmazeutischen Dienstleistungen honoriert werden sollen. 150 Mio. für rund 19.000 Apos macht rund 8000 Euro für jede. Ein neues Standbein für die Apotheke? Wackelt, oder? Ja, mein liebes Tagebuch, so kann man doch nicht rechnen, heißt es. Denn das, was da verhandelt wird, ist doch erst der Einstieg in eine neue Welt der honorierten pharmazeutischen Dienstleistungen, in eine neue Welt eines neuen Apothekerbilds. Wirklich? Nun ja, mein liebes Tagebuch, auf alle Fälle: Erst mal wird weiterverhandelt, auch wenn die gesetzliche Frist hierfür am 30. Juni abgelaufen ist, erklärte ABDA-Hauptgeschäftsführer Sebastian Schmitz ganz fröhlich. Wir drücken die Daumen. 
Aber vielleicht sollte man sich auch mal mehr Gedanken darüber machen, ob die Art der Honorierung unseres Hauptstandbeins, nämlich für die Arzneimittelversorgung, in die Zukunft trägt? Eine Arbeitsgruppe der ABDA soll, wie es hieß, sieben Jahre an diesem Thema gesessen haben, ohne Ergebnis. Vielleicht sollte man mal führende Köpfe an einen Tisch bringen, die Vorschläge für das Apothekerhonorar der Zukunft erarbeiten. Das wäre doch wirklich mal ein Knaller.

 

Dass Krankenkassen durchaus Interesse an honorierten apothekerlichen Dienstleistungen für ihre Patienten haben, zeigt sich immer wieder an regionalen Modell-Projekten einzelner Kassen mit Apotheken. Jüngstes Beispiel: das Pilotprojekt „Digitales interprofessionelles Medikationsmanagement“ (DiM), ein Projekt zur Arzneimitteltherapiesicherheit mit Patientenversorgung im Bezirk Nordrhein. bei dem die Krankenkassen Medikationsanalysen und spezielle Maßnahmen zur Adhärenz-Förderung vergüten. Einer der Initiatoren dieses Projekts ist der Hausärzteverband Nordrhein, der half, geeignete „Paare“ zwischen Hausarztpraxen und Apotheken zu finden. Ein Super-Ansatz, mein liebes Tagebuch. Auf Kassenseite ist die GWQ Serviceplus AG der Verhandlungspartner, ein Zusammenschluss und Dienstleister kleinerer und mittelständischer Betriebs- und Innungskrankenkassen. Bestandteil des Projekts ist u. a. eine bestimmte Software (wie die funktioniert und was sie kann, ist nachzulesen in DAZ 26). Toll, solche Modellprojekte. Vielleicht schafft es ein Modellprojekt ja irgendwann einmal über den Modellcharakter hinaus, weiter zu bestehen.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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2 Kommentare

Fun Fakt ….

von aures gabriela am 04.07.2021 um 14:35 Uhr

….zur AG Honorierung :
Eines der Mitglieder ist mittlerweile Präsidentin .

Hier die Zusammensetzung :
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2018/05/15/abda-suche-nach-neuen-honorar-ideen-gestaltet-sich-schwierig

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Abda

von Conny am 04.07.2021 um 10:18 Uhr

Die Geschichte der O. ist bisher eine sehr traurige.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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