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Pharmazeutische Dienstleistung – Glicemia 2.0 Studie
Apotheker verbessern die Blutzuckerkontrolle
Apotheker:innen wissen es bereits, in anderen Kreisen – bei manchen Krankenkassen beispielsweise – hat es sich noch nicht konsequent herumgesprochen: Apotheker und Apothekerinnen verbessern klinisch relevant die Versorgung von Patient:innen. Das bestätigt die Glicemia 2.0-Studie. Diabetiker:innen verbesserten darin ihren HbA1c-Wert signifikant von 8 auf 7,3 Prozent und nahmen häufiger ab, wenn sie von Apothekern betreut wurden. Das untermauert, wie wichtig vergütete pharmazeutische Dienstleistungen sind.
Typ-2-Diabetes ist ein wachsendes Gesundheitsproblem: Man erwartet, dass die Zahl der Patient:innen mit Diabetes innerhalb der nächsten 25 Jahre weltweit um 51 Prozent steigt, was durch diabetische Komplikationen und Begleiterkrankungen – wie Mikro- und Makro-Angiopathien (Neuropathien, Nephropathien, Herzinfarkt, Schlaganfall) – hohe Kosten im Gesundheitssystem verursachen wird. Dämpfen ließen sich diese durch gut eingestellte Diabetiker:innen – und nicht zuletzt verbessert sich auch die Lebensqualität der Patient:innen. Die große Frage ist nur: Wie erreicht man, dass Diabetiker:innen nicht nur ihre Arzneimittel gewissenhaft anwenden, sondern auch einen gesunden oder gesünderen Lebensstil pflegen?
Hier können Apotheker:innen eine wertvolle Unterstützung sein – wie die Ergebnisse der randomisiert, kontrollierten Glicemia 2.0-Studie zeigen. Zuvor hatte bereits die Glicemia-Studie mit Signifikanz bestätigt, dass Apotheker:innen helfen, das Diabetesrisiko zu senken.
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Hinter Glicemia 2.0 stecken Apothekerin Katja Prax, Dr. Helmut Schlager vom WIPIG (Wissenschaftliches Institut für Prävention im Gesundheitswesen der Bayerischen Landesapothekerkammer) und Prof. Dr. Kristina Friedland sowie 26 öffentliche Apotheken in Bayern. Gezeigt werden sollte der Nutzen der Präventionsbetreuung von Typ-2-Diabetiker:innen durch öffentliche Apotheken.
Persönliche Gespräche und Schulungen durch Apothekerinnen
Dabei standen eine Lebensstiländerung mit einer Erhöhung der körperlichen Aktivität, eine gesunde Ernährung und damit verbundene Gewichtsreduktion sowie das Medikationsmanagement bei den Diabetiker:innen im Fokus. Teilnehmen durften Typ-2-Diabetiker:innen mit mindestens drei Arzneimitteln (Dauermedikation) und einem HbA1c-Wert von mindestens 7 Prozent sowie einem BMI von mindestens 25 kg/m2. Insgesamt gelang es, 198 Studienteilnehmer:innen zu rekrutieren, allerdings brachen 36 Prozent der Patient:innen die Studie vor Ende ab. Die teilnehmenden Apotheken betreuten die Studienteilnehmer:innen in drei persönlichen Gesprächen sowie sechs Gruppenschulungen, die Schulungs- und Informationsmaterialien fußten unter anderem auf der Nationalen Versorgungsleitlinie. Die Studie lief ein Jahr, Daten – HbA1c-Wert, Nüchternblutglucose-Wert, Körpergewicht, Blutdruck sowie Lebensqualität, Adhärenz und körperliche Aktivität – wurden zu Beginn, nach sechs und zwölf Monaten erhoben. Als primären Endpunkt definierten die Studienautor:innen die Unterschiede beim HbA1c-Wert bei Anfangs- und Abschlussuntersuchung.
Wegbereiter für vergütete pharmazeutische Dienstleistungen
Bei Diabetiker:innen, die von Apotheken betreut wurden, sank der HbA1C-Wert statistisch signifikant von im Median 8 Prozent auf 7,3 Prozent, ohne pharmazeutische Unterstützung verringerte sich der HbA1c-Wert lediglich um 0,3 Prozent, was statistisch nicht signifikant war. Was zunächst nach „nicht viel“ klingt, hat klinisch durchaus Relevanz: Zahlreiche Untersuchungen belegten, dass die Verbesserung des HbA1c-Wertes mit einer Risikosenkung für mikrovaskuläre Komplikationen und der diabetesbezogenen Mortalität zusammenhängt, erklärt Helmut Schlager vom WIPIG dazu. So habe die United Kingdom Prospective Diabetes Study aus dem Jahr 2000 gezeigt, dass eine 1-prozentige Reduktion des HbA1c-Wertes mit einer Risikosenkung um 37 Prozent für mikrovaskuläre Komplikationen und um 21 Prozent für die diabetesbezogene Mortalität assoziiert ist.
Interessant ist zudem, dass es mit apothekerlicher Betreuung mehr Diabetiker:innen gelang – über einem Viertel (26 Prozent) –, ihr Körpergewicht um 5 Prozent zu reduzieren. In der Kontrollgruppe schaffte dies nur knapp jeder Zehnte (9 Prozent). Neben diesen „harten“ Verbesserungen bewerteten die Studienteilnehmer:innen auch die Unterstützung durch Apotheken meist mit „sehr gut“ bis „gut“, und 82,4 Prozent bestätigten einen „sehr hohen“ bis „hohen“ persönlichen Nutzen durch die Apotheken.
Warum die Ergebnisse noch wichtig sind
Bessere Blutzuckereinstellungen gehen direkt mit einem Nutzen für die Patient:innen einher – das weiß allerdings noch nicht jeder. Vor dem Hintergrund der politischen Diskussionen um vergütete pharmazeutische Dienstleistungen untermauert diese – in „Diabetes Care“, dem von der American Diabetes Association herausgegebenen zweithöchst gerankten Diabetesjournal der USA, veröffentlichte – Studie wissenschaftlich, „was präventive Betreuung durch Apotheker zu leisten vermag“, erklärt Schlager. „Und wer weiß, vielleicht bieten sie die Grundlage für die nächsten und übernächsten Verhandlungsrunden, mit denen nach einem erfolgreichen Einstieg in 2022 über mögliche Erweiterungen verhandelt werden wird“.
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