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Neue Ansätze für Analgetika
Schmerzen stillen mit Sonnenblumen
Tests im Tiermodell
Getestet wurde der mögliche neue Analgetika-Kandidat bislang im Tierversuch. Dabei habe man im Tiermodell eine sehr gute schmerzstillende Wirkung bei sogenannten Viszeralschmerz beobachtet. Es seien ferner keine typischen Nebenwirkungen wie Antriebslosigkeit beobachtet worden, außerdem keine schmerzstillende Wirkung auf zentrale Schmerzweiterleitung. „Das heißt, es sind auch keine typischen Nebenwirkungen wie Abhängigkeit, was zentral gesteuert wird, zu erwarten“, sagt Gruber.
Die Tierversuche wurden dabei vor allem mit Mäusen überwiegend in Australien durchgeführt. Dabei wurde unter anderem mittels Dinitrobenzolsulfonsäure-Gabe eine Entzündung des Darms induziert. Als einer der Tests der Wirkung auf das ZNS wurde etwa ein „Rotarod-Test“ durchgeführt, bei dem festgehalten wird, wann die Tiere mit oder ohne Gabe des Wirkstoffes von einer rotierenden Trommel fallen.
Man sehe aus den bisherigen Versuchen ein großes Potenzial, aus dem Peptid in Zukunft ein sicheres Medikament gegen Schmerzen im Magen-Darm-Trakt entwickeln zu können, das oral in Tablettenform verabreicht werden könnte. Eventuell sei es auch bei anderen schmerzhaften Leiden wie etwa entzündlichen Darmerkrankungen anwendbar.
Entzündliche Darmerkrankungen als nächstes Anwendungsgebiet wird untersucht
„Wir wollen als Nächstes die Wirkung bei solchen entzündlichen Darmerkrankungen wie bestimmten Autoimmunerkrankungen – etwa Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn – erforschen“, sagt der Österreicher. Langfristiger sei es dann notwendig, einen Firmeninvestor zu finden, der die Entwicklung eines solchen alternativen Schmerzmittels durchführen wolle. Daher könne man noch nicht abschätzen, wann Heliorphin-19 eventuell zur Marktreife gelangen könnte. „Mit einem ähnlichen Peptid, welches gegen Multiple Sklerose eingesetzt werden soll, ist uns dies aber bereits gelungen. Die schwedische Firma Cyxone versucht einen zyklischen Peptidwirkstoff basierend auf unserer Forschung zu entwickeln“, sagt der Forschungsgruppenleiter.
Als Weg zur Synthese sei der chemisch-synthetische Weg über die Festphasenpeptidsynthese wohl der wahrscheinlich beste. „Es gibt allerdings bereits die Möglichkeit zur Synthese über biotechnologische Verfahren etwa in Bakterien oder Hefe sowie die rekombinante Produktion in Pflanzen. Bei beiden Verfahren muss dazu allerdings die Ausbeute – vor allem wegen der Zyklisierung der Peptide – noch verbessert werden“, sagt Gruber.
Arzneimittelforschung
Welche neuartigen Opioide sind in der Pipeline?
Neben der möglichen und angestrebten Weiterentwicklung des Wirkstoffs zu einem Arzneimittel sehen die Forscher:innen ihre Arbeit aber auch als Beweis für die Richtigkeit ihres grundsätzlichen Forschungsansatzes – der generellen Idee, den Bauplan der Natur zu nutzen, um optimierte Wirkstoffe zu entwickeln. „Dafür durchsuchen wir große Datenbanken mit Erbinformation von Pflanzen und Tieren, entschlüsseln neuartige Peptidmoleküle und untersuchen deren Struktur, um sie dann pharmakologisch an Enzymen oder Membranrezeptoren und schließlich im Krankheitsmodell zu testen“, sagt Gruber.
Aus der Natur gewonnene Peptide seien „eine reiche Quelle, um neue Arzneimittel zu entdecken und zu entwickeln“, schreiben die Forscher:innen.
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