Zi-Blitzumfrage

Ärzte wollen Corona-Impfstoffe in Einzeldosen bestellen

Berlin - 18.08.2021, 13:45 Uhr

Viele Ärzte würden die COVID-19-Impfstoffe offenbar gern in Einzeldosen bestellen können. (s / Foto: IMAGO / Future Image)

Viele Ärzte würden die COVID-19-Impfstoffe offenbar gern in Einzeldosen bestellen können. (s / Foto: IMAGO / Future Image)


Etwa die Hälfte der COVID-19-Impfstoffe, die derzeit in Arztpraxen lagern, droht zu verfallen. Das hat eine Blitzumfrage des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) ergeben. Viele Ärzte wollen nun Impfstoffe zurückgeben – doch Retouren sind bisher auf Praxisebene nicht vorgesehen. Für einen effizienteren Einsatz der Vakzine fordern die Ärzte zudem die Möglichkeit, auch Einzeldosen zu bestellen.

Erst Mangelware, dann Ladenhüter: Die Nachfrage nach COVID-19-Impfstoffen sinkt spürbar. Bereits Mitte Juli hatte das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) darauf reagiert und die Verteilung der Impfstoffe umgestellt: Statt wie zuvor bevölkerungsbezogen, werden die Vakzinen seitdem bedarfsabhängig verteilt.

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Dennoch liegen in den Kühlschränken der Arztpraxen offenbar noch viele Vials, die alsbald zu verfallen drohen. Wie das Zi in einer Online-Blitzumfrage mit fast 4.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern herausfand, dürften rund 4,5 Prozent aller gelieferten Injektionsfläschchen bis Ende August 2021 nicht mehr verimpfbar sein. „Besonders betroffen sind die Vektorimpfstoffe der Hersteller AstraZeneca und Johnson & Johnson“, schreibt das Zi in einer Pressemitteilung vom heutigen Mittwoch. „Hier liegt der Anteil der voraussichtlich in den nächsten zwei Wochen nicht mehr verimpfbaren Dosen nach Einschätzung der Arztpraxen bei rund 15 bis 20 Prozent.“ Beim mRNA-Impfstoff von Biontech seien dagegen nach Angaben der Befragten lediglich 2 bis 3 Prozent der gelieferten Dosen demnächst nicht mehr verimpfbar.

Ein Abgleich zwischen der bisherigen Liefermenge in die Praxen und der bis dato über die Kassenärztliche Bundesvereinigung dokumentierten Impfungen zeigt laut Zi, dass bis zu 10 Prozent der bisherigen Liefermenge noch nicht verimpft wurde. „Im Einzelnen wären dies ca. 1,1 Millionen Dosen AstraZeneca, fast 400.000 Dosen Johnson & Johnson sowie etwa 1,7 Millionen Einheiten Biontech.“

Vektorimpfstoffe kaum noch verimpfbar

Bisher seien den Befragten zufolge dennoch kaum Vials verworfen worden. „Insbesondere die Vektorimpfstoffe gelten mittlerweile aber als kaum noch verimpfbar“, sagt der Zi-Vorstandsvorsitzende Dominik von Stillfried. „Diese werden auch nur noch von sehr wenigen Praxen in kleinen Mengen bestellt. Die Weltgesundheitsorganisation hat auf den andauernden Impfstoffmangel in vielen ärmeren Ländern hingewiesen. Ethisch scheint es daher dringend geboten, nicht benötigte Vials für internationale Impfstoffspenden einzusammeln, bevor sie unbrauchbar werden. Pro Praxis sind es oft aber nur wenige Vials eines Impfstoffs. Hier ist das Bundesgesundheitsministerium aufgerufen, zügig rechtliche und organisatorische Rahmenbedingungen zu schaffen, die von Praxen einfach umgesetzt werden können.“

Die Rückgabe von Impfstoffen ist bisher auf Ebene der Praxen und Apotheken nicht vorgesehen. Allerdings können die Bundesländer bei Bedarf Vials zurückgeben, die das jeweilige Zentrallager nicht verlassen haben. Viele machen davon bereits Gebrauch.

Einzeldosis-Bestellungen würden Impfen besser planbar machen

Darüber hinaus wollte das Zi wissen, aus welchen Gründen sich Menschen nicht impfen lassen. Das Ergebnis: Zweifel an der Sicherheit des Impfstoffs ist den Umfrageergebnissen zufolge der Hauptgrund für die Impfzurückhaltung in der Bevölkerung. Von Stillfried kommentiert: „Rund ein Drittel sieht auch individuelle Risiko-Nutzen-Abwägungen als Gründe für die individuelle Impfzurückhaltung. Statt den Gemeinschaftsschutz der Impfung zu betonen, sollte die Impfberatung daher auf die Sicherheit der Impfung und den individuellen Schutz fokussieren, der durch die Impfung erreicht werden kann.“

Voraussetzung für einen effizienten Impfeinsatz wäre nach Ansicht vieler Befragter die Verfügbarkeit von Einzeldosen. Der steigende Beratungsaufwand und die Schwierigkeiten „sechs und mehr Patientinnen und Patienten auf einen Impftermin zu konzentrieren, machen aus Sicht der Befragten dringend Einzeldosen erforderlich“, so der Zi-Chef. „Wir sehen hier Politik und Industrie in der Pflicht, dies jetzt schnell umzusetzen. Damit kann das Impfen in Zukunft noch effizienter und ressourcenschonender geplant werden.“



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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