Bundestagswahl 2021

Das plant die CDU für die Apotheken

Stuttgart - 27.08.2021, 17:50 Uhr

Michael Hennrich, der den Apothekern auch in der nächsten Legislaturperiode erhalten bleiben will, und Karin Maag, die ihr Mandat bereits niedergelegt hat und jetzt beim G.-BA ist, standen der DAZ Rede und Antwort. (c / Fotos: michael-hennrich.de | gba.de) 

Michael Hennrich, der den Apothekern auch in der nächsten Legislaturperiode erhalten bleiben will, und Karin Maag, die ihr Mandat bereits niedergelegt hat und jetzt beim G.-BA ist, standen der DAZ Rede und Antwort. (c / Fotos: michael-hennrich.de | gba.de) 


Noch etwa einen Monat bis zur Bundestagswahl. Wir haben uns die gesundheitspolitische Agenda der im Bundestag vertretenen Parteien angesehen und mit Politiker:innen der jeweiligen Fraktionen über die für die Apothekerschaft relevanten Themen gesprochen – von der CDU-Fraktion mit Michael Hennrich und Karin Maag – auch wenn letztere in der kommenden Legislaturperiode  nicht mehr Bundestag sitzen wird, weil sie zum G-BA gewechselt ist. Für unsere Leser:innen haben wir die wichtigsten Punkte der Agenda zusammengefasst.

Im Wahlprogramm der CDU kommen die Apotheken nur am Rande vor: Es wird lediglich die Absicht formuliert, dass alle Bürger einen digitalen, wohnortnahen und möglichst barrierefreien Weg unter anderem zu Apotheken haben sollten. Ansonsten geht es vor allem um die Arzneimittel- und Medizinprodukteproduktion. Im Jahr 2017 schrieb man sich noch konkret das Rx-Versandverbot ins Programm. 2021 hingegen sieht man seitens der Union keine offenen Baustellen und somit keinen Handlungsbedarf. Und wenn es doch Handlungsbedarf geben sollte, reagiere man, erklärte CDU-Arzneimittelexperte Michael Hennrich im DAZ-Interview. Als Beispiel führt er das Digitale-Versorgung-und-Pflege-Modernisierungsgesetz (DVPMG) an, mit dem die Große Koalition unter anderem ein gesetzlich verankertes Makel- und Zuweisungsverbot für den E-Rezept-Token auf den Weg gebracht hat. „Die Problematik um den E-Rezept-Token ist das beste Beispiel, dass wir etwas tun, wenn gezeigt wird, dass Handlungsbedarf herrscht“, so Hennrich. „Wir sind permanent gefordert, den Markt zu beobachten, ob die gleichlangen Spieße zwischen Vor-Ort-Apotheken und Versendern tatsächlich eingehalten werden.“

Rückendeckung seitens Union bezüglich einer Erhöhung des Packungshonorars abseits der neuen, vergüteten Dienstleistungen darf die Apothekerschaft aber nicht erwarten. Der Grund: Die dramatische Finanzlage bei den Kassen. Karin Maag, seit kurzem unparteiisches Mitglied des G-BA, kann sich nicht vorstellen, dass da beim Thema Honorare der Leistungserbringer ganz viel Luft ist. Doch die Situation sei keine Gefahr für die neuen Dienstleistungen an sich. „Dafür war das Thema zu groß und bedeutend“, so Maag. Auch für Hennrich ist und war die reine Erhöhung des Fixums nie das beste Instrument, allerdings versucht er den Leistungserbringern trotz der angespannten Finanzlage eine Perspektive zu verschaffen: „Unser Ziel muss sein, dass wir die hohe Motivationslage, die wir in vielen Gesundheitsberufen haben, auch halten.“ Apotheken, die innovativ seien und sich engagierten, sollten dies spüren. „Dort, wo gute Versorgung stattfindet, soll auch angemessen vergütet werden“, erklärt der CDU-Politiker.

„In den Gesprächen der letzten Jahren war von einer neuen Approbationsordnung nie die Rede“

Hinsichtlich der Weiterentwicklung des Berufsstands sehen die Unionspolitiker die Apothekerschaft in der Bringschuld. Hennrich bemängelt, dass er in den letzten Jahren manchmal den Eindruck gehabt habe, dass einige Bereiche der Standesvertretung ein sehr defensives Verständnis über die Zukunft des Apothekerberufs haben. „In den Gesprächen, die ich in den letzten Jahren geführt habe, war vom Thema Approbationsordnung nie die Rede. Wenn wir nichts hören, dann gehen wir davon aus, dass alles seine guten Weg geht.“ In seinen Augen bietet eine neue Approbationsordnung Chance, dass das, was sich die Apotheker jetzt als Standing erarbeitet haben, Niederschlag in die Ausbildung findet.

Alle bisher erschienenen Interviews zur Wahl

Nach Hennrichs Ansicht hat die Pandemie sowohl der Politik als auch der Öffentlichkeit etwas sehr Wichtiges deutlich gemacht: „Medizinische Versorgung hat einen Wert und ist nicht nur ein Kostenfaktor.“ Insgesamt habe er gespürt, dass es von vielen Seiten mehr Wertschätzung für das Gesundheitssystem gibt. „Der Stellenwert der Gesundheitspolitik war in den letzten beiden Jahren noch nie so hoch wie in den 20 Jahren davor.“ Diese positive Entwicklung hat sich seiner Meinung nach auch auf das Selbstverständnis der Apotheker ausgewirkt: „Die Apothekerinnen und Apotheker waren sich in den letzten Jahren immer wieder unsicher, was ihr Stellenwert im System ist“. Doch hier habe es einen Paradigmenwechsel gegeben: Spätestens durch die Corona-Krise habe der Berufsstand deutliche Wertschätzung erfahren, so Hennrich.



Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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5 Kommentare

…plant die CDU

von Conny am 29.08.2021 um 8:30 Uhr

24-21 Spd-CDU . Herr Hennrich ,die CDU wird gar nichts mehr planen !

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Einsicht

von Reinhard Rodiger am 28.08.2021 um 22:13 Uhr

„Die Apothekerinnen und Apotheker waren sich in den letzten Jahren immer wieder unsicher, was ihr Stellenwert im System ist“.

Das stimmt.Der Grund ist, dass insbesondere von der CDU alles getan wurde, um dies zu erzeugen und zu verfestigen.Es wurde getäuscht,verzögert,nicht geachtet,korrumpiert. Wer seine Glaubwürdigkeit quasi im Staatsauftrag verliert, tut sich schwer.Eine Krise war nötig, um wohlfeile Anerkennung zu verbreiten.Getrost nach der Devise:Sprüche kosten nichts.Genau das ist die Krönung der Missachtung.

In gleichem Sinn wird die Kassenlage der Krankenkassen beschworen.Aber,was hat dies mit der gelebten Missachtung zu tun? Niemand fragt nach den Kosten für den Aufbau von kontraproduktiven Parallelstrukturen, nach dem Missbrauch von Versichertengeldern durch unzulässige Marketingmassnahmen, der insuffizienten Produktivität, der Steigerung des Anlagevermögens usw. KK dürfen sich verhalten wie Konzerne und alle Register zur Ausbeutung der Leistungsträger ziehen.CDU-geförderte Versandfirmen im Ausland werden nicht einmal nach vorliegenden Gesetzen kontrolliert.

Ja, bei fehlender Einsicht in diese Zusammenhänge lässt sich leicht sagen, da ist Unsicherheit über die Stellung im System.
Wem diese versagt wird,der hat keine Stimme.Nur die Arbeit Vor-Ort.

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Dramatische Finanzlage der Apotheken!

von Thomas Eper am 28.08.2021 um 11:57 Uhr

"...Rückendeckung seitens Union bezüglich einer Erhöhung des Packungshonorars abseits der neuen, vergüteten Dienstleistungen darf die Apothekerschaft aber nicht erwarten. Der Grund: Die dramatische Finanzlage bei den Kassen."

Sehr geehrte Frau Maag, sehr geehrter Herr Hennrich,
die Kassen haben immer noch Rücklagen in Milliardenhöhe! Als diese noch größer waren, wurde das seit 17 Jahren (!) nur um 3% (!) erhöhte Packungshonorar auch nicht angepasst; die Gehälter der Kassenmitarbeiter und Bezüge der Kassen-Chefs durften und dürfen natürlich weiter steigen! Ihnen dürfte bekannt sein, dass die Verwaltungskosten der Kassen doppelt so hoch sind wie die Vergütung der Apotheken! Somit verliert Ihre Argumentation jegliche Glaubwürdigkeit und ist nicht nachvollziehbar.

Wir haben ein massives Apothekensterben (merken die Wähler übrigens auch). Wenn das Packungshonorar nicht deutlich angehoben wird, ist die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung der Bundesrepublik mittelfristig gefährdet!

Sie sollten den Wählerauftrag ernster nehmen und überlegen, wem Sie dienen!

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Wahlprogramm der Parteien

von Dr.Mauz am 28.08.2021 um 10:56 Uhr

Der Kanzler in spe verschweigt erfolgreich seine Verwicklung in den Wirecard/AVP-Skandal, die Kanzlerin l.d. (lame d.!) Ihre weltweite Werbung für den weltweit gesuchten Marschalek. Und die FDP hofft auf das Erbe von Jens Spahn, der zum Oppositionsführer aufsteigt.
Was für eine Chaoswelt...
Und der Mister Bean unter den Gesundheitspolitikern ( wie er hier einmal so treffend bezeichnet wurde) beobachtet das Ganze von aussen und wenn er wie im Film "Die Ferien des Mister Bean" das Filmdorf zu neuen Taten verlässt, dann steigt hinter ihm nur noch der Rauch auf, weil er alle Filmkulissen vorher - versehentlich - in die Luft sprengt. Aber für ihn wird schon gesorgt werden.....

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von Anita Peter am 28.08.2021 um 6:26 Uhr

Angesichts der dramatischen Finanzlage des Bundes sollten die Diäten der MdBs für die nächsten 15 Jahre eingefroren werden. Eine Erhöhung der Diäten ist nie das beste Instrument. Allerdings gibt es mit Maskendeals, Pöstchen bei Großfirmen, selbst genehmigten Weihnachtsgeldern und sonstigen Nebeneinkünften gute Perspektiven für Politiker um die aktuelle Motivationslage hoch zu halten. Denn dort wo Politker gut die Hand aufhalten, soll auch gut verdient werden.
Politische Arbeit hat einen Wert und ist nicht nur ein Kostenfaktor, ich spüte überall die Wertschätzung für die aktuelle Politik. Die Akzeptanz für Politik war noch nie so hoch in den letzten 20 Jahren. Diese Entwicklung hat sich selbstverständlich auch auf Herrn Hennrich ausgewirkt. Alle wissen nun wie wichtig er im System der verlogenen Opportunisten ist, und er erfährt von allen Seiten Wertschätzung.

Brauch Sie auch ne MCP Herr Hennrich wenn sie solch verlogenen Mist von sich geben? Würd ne Packung springen lassen für Sie Aber nur wenn Sie danach noch fit genug sind den AVP Skandal GENAU zu beobachten.

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