Antigentest-Liste der Uniklinik Heidelberg

Welche Tests sind gut und zuverlässig?

Stuttgart - 27.08.2021, 15:15 Uhr

Antigentests haben vor allem in der Frühphase von COVID-19 einen hohen diagnostischen Nutzen. Nur: mit welchem testen? (Foto: Andreas Prott / AdobeStock)

Antigentests haben vor allem in der Frühphase von COVID-19 einen hohen diagnostischen Nutzen. Nur: mit welchem testen? (Foto: Andreas Prott / AdobeStock)


Liefern wirklich alle verfügbaren Antigentests gleich zuverlässige Ergebnisse? Wissenschaftler der Uniklinik Heidelberg sagen: nein. Sie erstellten eine Liste als Entscheidungshilfe für Antigentests, die Ergebnisse unabhängiger Bewertungen zusammenfasst. Zudem fanden sie in einer Metaanalyse zwei Kriterien heraus, von denen die Genauigkeit der Antigentestergebnisse vor allem abhängt.

Liefert der Antigentest auf SARS-CoV-2 auch sichere Ergebnisse, bestätigt er zuverlässig eine vorliegende Infektion oder schließt sie bei Gesundheit aus? Seit der Verfügbarkeit von Schnell- und Selbsttests auf das neuartige Coronavirus bringen immer mehr Anbieter ihre Testkits auf den Markt, mittlerweile soll es rund 200 geben – was die Frage aufwirft: Sind denn tatsächlich alle gleich gut und woher weiß man, mit welchem man am besten „fährt“?

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Weniger sensitiv – na und?

Wissenschaftler des Zentrums für Infektiologie am Uniklinikum Heidelberg haben aus diesem Grund in einer systemischen Übersichtsarbeit und Metaanalyse die klinische Genauigkeit der im Handel befindlichen Antigentests bewertet. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im Fachjournal „PLOS Medicine“ („Accuracy of novel antigen rapid diagnostics for SARS-CoV-2: A Living systematic review and meta-analysis“). Damit ein Antigentest überhaupt hierzulande vermarktet werden darf, muss er bestimmte Mindestkriterien erfüllen. Das Paul-Ehrlich-Institut und das Robert Koch-Institut legten fest, dass der Test eine Sensitivität von mindestens 80 Prozent und eine Spezifität von mindestens 97 Prozent aufweisen muss. Nur Tests, die diese Kriterien erfüllen, listet das BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte), einmal als „Selbsttests“ zur Eigenanwendung, einmal als „Schnelltests“, welche von geschultem Personal – „professionell“ – angewendet werden, auf.

Sensitivität und Spezifität

Die Sensitivität gibt den Anteil von Personen mit positivem Testergebnis unter den Infizierten an – sie gibt also an, wie häufig der Test bei Vorliegen einer Infektion auch positiv ist. 

Die Spezifität nennt den Anteil der Personen mit negativem Testergebnis unter den Nicht-Infizierten – sie gibt an, wie häufig der Test bei Gesunden auch wirklich negativ ist.

Die Wissenschaftler durchsuchten systematisch mehrere Datenbanken nach Veröffentlichungen zur Genauigkeit von Antigentests, dabei schlossen sie Arbeiten ein, die bis zum 30. April 2021 verfügbar waren – 133 analytische und klinische Studien mit 112.323 Proben. Sie kamen auf eine gepoolte Sensitivität von 71,2 Prozent und einer Spezifität von 98,9 Prozent, das heißt: Sieben von zehn infizierte Personen werden also als solche erkannt (Sensitivität). Die Sensitivität ließ sich allerdings steigern (76,3 Prozent), wenn nur Studien berücksichtigt wurden, in denen der Test nach Herstellerangaben durchgeführt wurde – was nicht überrascht. Die beste Sensitivität zeigte laut den Wissenschaftlern der Test LumiraDX mit 88,2 Prozent.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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