Bundestagswahl 2021

Das plant die SPD für die Apotheken

Stuttgart - 03.09.2021, 16:45 Uhr

Sabine Dittmar, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD, sitzt seit acht Jahren im Bundestag. Davor war sie als Hausärztin tätig. (c / Foto: IMAGO / Future Image)

Sabine Dittmar, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD, sitzt seit acht Jahren im Bundestag. Davor war sie als Hausärztin tätig. (c / Foto: IMAGO / Future Image)


Stationsapotheker sollen Standard sein

Beim Thema Arzneimitteltherapiesicherheit setzt Dittmar auf die Kompetenz der Apotheker. In ihren Augen sollte es Standard sein, dass Stationsapotheker beim Medikationsprozess eingebunden werden, so wie das in Niedersachsen bereits der Fall ist. Die Ärztin ist nämlich überzeugt: „Ein pharmazeutischer Blick auf die Medikation schadet nie.“ Und das gilt ihrer Ansicht nach nicht nur im Krankenhaus: „Vor allen Dingen im Bereich der Polymedikation ist noch viel zu tun. Hier setze ich auf die Beratungskompetenz der Apotheker. Die Apotheker müssen gute Modelle in die Verhandlungen einbringen, die die Versorgung sicherer machen.“

Digitalsierrung geht noch zu langsam voran

Was die Digitalisierung angeht, würde Dittmar gerne mehr aufs Tempo drücken. So nutze beispielsweise noch niemand der Ärztinnen und Ärzte in ihrem Bekanntenkreis die elektronische Patientenakte, berichtet sie. Dittmar ist aber überzeugt, dass die Digitalisierung die Versorgung grundsätzlich verändern wird. „Die Pandemie hat gezeigt, dass die Menschen für digitale Formen offen sind“, erklärt sie. Und auch wenn der persönliche Kontakt nicht überall ersetzt werden kann, so unterstützt die Telemedizin in ihren Augen viele Prozesse – auch im Hinblick auf den Ärztemangel. „Als ich noch als Hausärztin tätig war, habe ich ältere Patienten oft zu Hause besucht. Dabei habe ich den Blutzucker und Blutdruck gemessen und die Beine auf Schwellungen untersucht“, erzählt sie, „diese Tätigkeiten hätte auch ein qualifizierter Arzthelfer übernehmen können. Oft hätte ich heute die weitere Behandlung telemedizinisch klären können.“  In ihren Augen muss man bereit sein, die Qualifikationen unseres medizinischen Fachpersonals besser einzusetzen.

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Auch bei der Arzneimittelversorgung in struktur- und einkommensschwachen Regionen kann die Digitalisierung nach Dittmars Ansicht einen Beitrag leisten: „Mithilfe der modernen Medien muss nicht mehr in jedem kleinen Ort eine Apotheke vorhanden sein. Die Versorgung mehrerer Dörfer im Umkreis wird mit Einführung des E-Rezepts noch einfacher“, erklärt sie. In diesem Zusammenhang sei auch die dauerhafte Vergütung des Botendienstes ein wichtiger Schritt gewesen. Dittmar sieht daher auch trotz der immer weiter sinkenden Apothekenzahl keinen Handlungsbedarf, zumal mehr Filialen öffneten und auch die Zahl der Angestellten wachse.

Regionale Gesundheitszentren für unterversorgte Regionen

Außerdem plant die SPD in unterversorgten Regionen regionale Gesundheitszentren mit einem staatlichen Budget, das diese aber autonom verplanen können, zu etablieren. Man brauche überregionale Zentren und eine gute regionale Versorgung, so die Politikerin. Diese Teilbereiche müsse man miteinander vernetzen. Und bei diesem Konzept sollen auch die Apotheken eine Rolle spielen. Die Wunschvorstellung sei, dass diese Zentren einen fließenden Übergang zwischen ambulanter und stationärer Versorgung ermöglichen, erläutert Dittmar. „Wir planen, Standorte auszuwählen, in deren Nähe Apotheken sind. Für mich gehören neben der medizinischen und pflegerischen Versorgung auch Arzneimittel zur Daseinsvorsorge“.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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3 Kommentare

Fachkompetenz? Verantwortung?

von Thomas Eper am 04.09.2021 um 11:32 Uhr

Frau Dittmar, Sie sehen bei sinkenden Apothekenzahlen (Filialen sind mitgerechnet!) keinen Handlungsbedarf? Hat aber direkte Auswirkungen auf die flächendeckende Arzneimittelbversorgung, die somit mittelfristig gefährdet ist. Egal?
Steigende Mitarbeiterzahlen können nicht stimmen, weil wir Personalmangel (bei sinkenden Apothekenzahlen) haben.

Die zusätzlichen Dienstleistungen sind nicht dafür gedacht "notleidenden" Apotheken zu unterstützen. Stimmt, ist richtig, weil zusätzliche Arbeit können diese Apotheken nicht gar nicht mehr stemmen.
Diese (ca. 30%! der deutschen Apotheken) sind übrigens deshalb notleidend, weil wir in 17 Jahren nur 3% "Honorarerhöhung" bekommen haben. Inflationsbereinigt haben wir inzwischen eine Honorarsenkung.
Sollte dringendst nachgebessert werden; in etwa so wie bei Ihren Ärztekollegen mit ca. +50% in 17Jahren.

Mehr Fachkompetenz und mehr Verantwortung für die Arzneimittelversorgung wäre sehr wünschenswert!

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Neue Aufgaben

von Dr Schweikert-Wehner am 04.09.2021 um 7:58 Uhr

Liebe Politiker und Standesvertreter
Dafür brauchen wir ein neues Berufsbild und endlich Rechtssicherheit!!!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

SPD

von Roland Mückschel am 03.09.2021 um 17:27 Uhr

Die Inkompetenz hat einen weiteren Namen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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