- DAZ.online
- News
- Politik
- Das sind die Pläne der ...
Bundestagswahl 2021
Das sind die Pläne der Linken für die Apotheken
Auch wenn die Apotheken im Wahlprogramm der Linken nicht auftauchen: Die Partei hat sehr konkrete Vorstellungen, wie es im Apothekensektor weitergehen soll. Die DAZ sprach mit der Abgeordneten Kathrin Vogler – lesen Sie hier die Zusammenfassung.
In der Linksfraktion steht ein Wandel an: Alle derzeit im Bundestag vertretenen Abgeordneten, die sich mit dem Thema Gesundheit beschäftigen, werden wohl in der kommenden Legislaturperiode nicht mehr dabei sein – sei es aus Altersgründen, krankheitsbedingt oder weil sie schlicht keinen aussichtsreichen Listenplatz ergattern konnten. Wie geht es also weiter mit der Linken und den Apotheken?
Mehr zum Thema
Bundestagswahl 2021 – Teil 3: Die Linke
„Gute Arbeit muss auch gut bezahlt werden“
Nach der Bundestagswahl im September
Linke muss sich in der Gesundheitspolitik neu aufstellen
Der Blick ins Wahlprogramm ernüchtert: Dort sind die Apotheken kein Thema. Die DAZ fragte nach: Wo geht die Reise hin? Antworten bekam die Redaktion von Kathrin Vogler. Sie dürfte vielen noch bekannt sein: Bevor sie sich in der aktuellen Legislaturperiode der Friedenspolitik widmete, befasste sie sich für ihre Fraktion mit Gesundheitsthemen.
Linke steht zum Mehr- und Fremdbesitzverbot
Vogler macht im Gespräch mit der DAZ deutlich: Dass die Apotheken diesmal keinen großen Raum im Wahlprogramm einnehmen, sei keine Absicht. Die flächendeckende Versorgung mit Apotheken vor Ort bleibe ein „Herzensanliegen“ der Partei. Auch zum Fremd- und Mehrbesitzverbot stehe die Linke weiterhin, verspricht Vogler. Und die Partei pocht weiterhin auf das Verbot des Versandhandels für verschreibungspflichtige Arzneimittel – die Abgeordnete ist überzeugt, dass es die bessere Antwort auf das Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom Oktober 2016 gewesen wäre als das nun im Sozialrecht verankerte Boni-Verbot.
Die Digitalisierung des Gesundheitswesens verfolgt die Linke mit einer gewissen Skepsis: Vogler zweifelt daran, was die wahren Motive des amtierenden Bundesgesundheitsministers sind. „Wir wissen alle, dass Minister Spahn ein großer Freund des internationalen Versandhandels ist und seine Agenda daher in weiten Teilen nicht primär von der Frage geleitet ist, was den Patienten und Patientinnen nutzt.“ Die Linke lehnt die Einführung des E-Rezepts zwar nicht grundsätzlich ab, Vogler hätte sich allerdings im Sinne der Versicherten eine freiwillige Nutzung gewünscht. Denn nicht alle könnten gleich gut mit der entsprechenden Technik umgehen – auch wolle nicht jeder seine Daten preisgeben. Diese Menschen dürften aber bei der Versorgung nicht ausgeschlossen werden.
Öffnet das E-Rezept EU-Versendern Tür und Tor?
Zudem fürchtet Vogler, dass das E-Rezept EU-Versendern wie DocMorris und Co. in die Karten spielen könnte – ein No-Go für ihre Partei, die sich traditionell gegen den Einfluss großer Kapitalgesellschaften im Gesundheitswesen stemmt. Schnappten sich die Versender insbesondere die Chroniker, werde es für die Apotheken vor Ort schwierig, ihre Finanzierungsbasis zu erhalten. „Wenn wir hier nicht gegensteuern, fürchte ich, dass es in 20 Jahren in kleineren Orten keine niedergelassenen Apotheken mehr geben wird.“ Das werde zu Versorgungsproblemen führen, die sich manche wohl noch gar nicht vorstellen könnten.
Sind pharmazeutische Dienstleistungen die Rettung?
Könnten vielleicht die honorierten pharmazeutischen Dienstleistungen zu einem weiteren finanziellen Standbein werden? Auch wenn die Verhandlungen zwischen GKV-Spitzenverband und DAV zunächst gescheitert sind und nun die Schiedsstelle aktiv werden muss, setzen viele Hoffnungen in diese neue Versorgungsform. Auch Vogler sähe die Apotheken gerne verstärkt als „Kompetenzzentrum“ für Arzneimittel und deren Wirkungen etabliert. Sie müssten auch honoriert werden, wenn sie von einem Medikament oder einer Kombination abraten. Die bislang streng packungsbezogene Vergütung sieht sie vor diesem Hintergrund kritisch. Doch dass ein ganz anderes Vergütungsmodell eingeführt wird, hält Vogler nicht für realistisch. Eine „Finanzierungsrevolution“ hat die Linke also nicht auf der Agenda, sondern eher eine „evolutionäre Weiterentwicklung“.
Wenn es um Impfungen in der Apotheke geht, ist Vogler allerdings etwas zurückhaltend. Zwar könne sie sich gut vorstellen, dass Grippeimpfungen, die derzeit in Modellprojekten in den Apotheken angeboten werden, oder auch andere Standardimpfungen zur Regelleistung werden – anders sieht sie die Situation bei COVID-19-Impfungen. Schon deshalb, weil viele Apotheken nicht die nötigen Räumlichkeiten bieten könnten, damit Patienten nach der Impfung noch etwas verweilen können. Wenn das pharmazeutische Personal jedoch bei einer Überprüfung von Impfpässen Lücken erkenne und die Menschen darauf aufmerksam mache, könnte es „wirklich wertvolle Dienste“ leisten, ist Vogler überzeugt.
Weg mit den Rabattverträgen!
Darüber hinaus hält die Linke an ihrer Forderung fest, die Rabattverträge für Arzneimittel abzuschaffen. Sie führten zu einer Monopolisierung und bei einer Beeinträchtigung der globalen Lieferketten komme es schnell zu Lieferengpässen. „Ich werbe immer noch dafür, dass wir das ändern und von den Rabattverträgen im GKV-System übergehen zu einem Festbetragssystem, in dem Patienten mit vorrätigen oder beschaffbaren Arzneimitteln versorgt werden können“, sagt Vogler. Insofern findet sie es auch absolut richtig, dass Apotheken in der Pandemie bei der Arzneimittelabgabe mehr Beinfreiheit eingeräumt wurde, wenn ein Rabattarzneimittel nicht verfügbar ist. Die Erfahrungen sollte man jetzt auswerten und auf dieser Basis dann weitere Schritte gehen.
4 Kommentare
Na sowas
von ebert am 16.09.2021 um 18:53 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Na sowas
von Dr.Diefenbach am 16.09.2021 um 19:18 Uhr
Linke Visionen
von Dr.Diefenbach am 16.09.2021 um 17:52 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Linke
von Conny am 16.09.2021 um 17:37 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.