Kommentar

Alles schon vergessen?

Stuttgart - 23.09.2021, 17:50 Uhr

Spahn gelingt es auf Apothekertagen immer wieder, Apothekerinnen und Apotheker auf seine Seite zu ziehen (manche sagen auch: einzulullen). (c / Foto: Schelbert)

Spahn gelingt es auf Apothekertagen immer wieder, Apothekerinnen und Apotheker auf seine Seite zu ziehen (manche sagen auch: einzulullen). (c / Foto: Schelbert)


War es Jens Spahns letzter Auftritt auf einem Apothekertag als Bundesgesundheitsminister? Auf jeden Fall ging es in Düsseldorf harmonischer zu denn je. Ein Kommentar von Dr. Christian Rotta zur Rede des Gesundheitsministers.

Am Schluss seiner Rede wurde es fast sentimental: Die „Apotheke als ein Stück Heimat“ und überschwängliches Lob für die Zusammenarbeit mit Apotheken und ihren Standesorganisation nicht nur während der Pandemie. Eitel Sonnenschein zwischen ABDA und BMG. Spahn ist ein gewiefter Rhetoriker. Auf Apothekertagen gelingt es ihm immer wieder, Apothekerinnen und Apotheker auf seine Seite zu ziehen (manche sagen auch: einzulullen). Auch in Düsseldorf war dem (noch amtierenden) Gesundheitsminister lang anhaltender Beifall wieder sicher. Fehlten eigentlich nur Standing Ovations. Konfliktbeladene Themen umschiffte der Polit-Profi in seiner Rede geschickt. Auch in der anschließenden Diskussion: kaum kritisches (Nach-)Fragen, viel Harmonie und gegenseitiges Schulterklopfen. 

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Punkten kann Spahn immer dann, wenn er eher im Ungefähren bleibt und auf der Metaebene Trends aufzeigt, wohin die (in seinen Augen weitgehend digitale) Reise im Gesundheitswesen geht. Das mag man professionell und souverän nennen. Und ohne Zweifel haben Spahn und das BMG in den letzten Jahren viel auf die Schiene gesetzt und manches bewegt (in welche Richtung auch immer). Andererseits bedarf es keines ausgeprägten Gedächtnisses, um sich auch der apothekenpolitischen Defizite zu erinnern, die Spahn in der vergangenen Legislaturperiode zu verantworten hat: Spahns folgenreichster Sündenfall, das im Koalitionsvertrag der Großen Koalition vorgesehene Rx-Versandverbot gesetzgeberisch nicht umzusetzen (mit allen auch arzneimittelpreisrechtlichen Konsequenzen). Handwerkliche Mängel in hektischen Gesetzgebungsverfahren, nicht nur beim E-Rezept und dem Masken- und Vergütungsdesaster. Alles schon vergessen?


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6 Kommentare

Spahn

von Wolf am 26.09.2021 um 10:27 Uhr

Dann sollte man bitte auch auflisten bei welchen Zukunftsthemen man von Seiten der Delegierten jemals etwas erreicht hat. Ich kann mich an viele Ankündigungen erinnern die sang- und klanglos kassiert wurden. Das Rx.-Versandverdot wäre für die Vor-Ort-Apotheke vielleicht das Signal gewesen. Wo ist es geblieben?

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"...auf den Delegierten herumhacken..."

von Thomas Eper am 24.09.2021 um 13:26 Uhr

Also ich finde, dass wenn täglich eine Apotheke schließt weil wir seit 17 Jahren keine angemessene Honoraranpassung haben (eigentlich haben wir inflationsbereinigt eine Honorarkürzung) darf man schon mal auf den Delegierten und Standesvertretungsorganisationen "herumhacken".

Leider kann ich und die Mehrheit meiner Kollegen (schätze 60%) nicht kandidieren und als Delegierte mitwirken, weil wir ums überleben kämpfen müssen.
Unfair ist, wenn nur die Interessen der oberen 30 % vertreten werden!

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Verpasst

von Reinhard Rodiger am 23.09.2021 um 19:59 Uhr

Merkt wirklich niemand, dass die wichtigste Führungsaufgabe wiederholt verpasst wurde?

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Harmonie

von Conny am 23.09.2021 um 17:57 Uhr

Es war wie beim letzten Mal. Ich frage mich immer, in welcher demütigen Welt leben eigentlich diese Delegierten. Wir haben es nicht besser verdient, das wir so verarscht werden.

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AW: Harmonie

von Roland Mückschel am 23.09.2021 um 18:20 Uhr

Diese demütigen Delegierten fühlen sich ganz einfach
als Gewinner.
Darum der Bückling.

AW: Harmonie

von Veit Eck am 24.09.2021 um 9:18 Uhr

Eigentlich ist es ziemlich einfach aus der Ferne und anonym auf den Delegierten herumzuhacken. Es ist auch unfair!

Selbst tätig werden, den mühsamen Weg gehen, für die Kammerversammlung zu kandidieren und dann seine Kammer oder seinen Verband beim DAT als Delegierter zu vertreten, soviel Mumm ist dann doch für manchen zu anstrengend....

Ich selbst war Delegierter in Düsseldorf für die AK Nordrhein, und es schlichtweg falsch, dass man für den Minister den Klatschmarsch gemacht hat. Im Gegenteil, die Widersprüche und die Blessuren des Pandemiejahres durch den BMG sind sehr präsent, aber die Diskussion mit ihm ist noch wichtiger und entscheidend, wenn man in Zukunft etwas erreichen will.

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