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„Sie haben uns auf Ihrer Seite“
Darüber hinaus betonte Spahn, bezüglich der fragwürdigen Kooperationen zwischen Telemedizinanbietern und Versandhändlern auf der Seite der Apothekerschaft zu stehen. Konkret ging es um die Möglichkeit, allein durch das Ausfüllen eines Fragebogens an Rezepte über verschreibungspflichtige Medikamente wie zum Beispiel Antibiotika zu gelangen, die dann auch noch automatisch an Arzneimittelversender weitergeleitet und von diesen beliefert werden. Die Opioidkrise in den USA zeige, was passiere, wenn man zu leicht an Mittel gelangen könne, die nicht ohne weiteres verfügbar sein sollten, so Spahn. Nicht ohne Grund gebe es hierzulande Apotheken und andere Sicherungsmechanismen, um so etwas zu verhindern.
Allerdings sei es schwierig, auf nationaler Ebene regulierend einzugreifen, wenn daraus Konsequenzen für den europäischen Binnenmarkt folgten, gab er zu bedenken. Es gelte, das Problem europäisch anzugehen. Spahn betonte: „Sie haben uns mit Ihrem Wunsch nach Regulierung auf Ihrer Seite.“
Auch die mehr als lückenhaften Kontrollen der EU-Versender seien ein Thema für ihn. Dieses bringe er bei jedem Treffen mit seinem niederländischen Amtskollegen auf den Tisch, er könne aber nunmal nichts erzwingen. Dennoch: „Die Awareness ist deutlich gestiegen aufseiten der Niederländer.“
Die Delegierten sprachen auch das Basishonorar für die Apotheken an. Davon, das Fixum zu erhöhen, hält Spahn allerdings offenbar nicht viel: Er stellte die Frage in den Raum, ob es nicht einen besseren Weg gäbe, insbesondere die Versorgung in der Fläche zu stärken. Mit der Erhöhung der Notdienstvergütung, der Etablierung eines Botendiensthonorars und der gesetzlichen Verankerung honorierter pharmazeutischer Dienstleistungen sei ein guter Anfang gemacht – für mehr sieht er mit Blick auf die GKV-Finanzen aktuell jedoch keinen Spielraum.
Mit dem Vorschlag aus Sachsen, eine Art Sockelvergütung für Apotheken einzuführen, konnte der Minister hingegen schon mehr anfangen. Für Apotheken, die in ländlichen Regionen für die Arzneimittelversorgung unerlässlich sind, sei das „durchaus vorstellbar – aber dann müssen wir über die Parameter reden“. Im Krankenhaussektor zum Beispiel gebe es bereits solche Zuschläge. Zu klären sei aber, was genau flächendeckende Versorgung im Apothekensektor bedeutet. Ab welcher Entfernung oder Fahrtzeit zur nächsten Offizin sei davon auszugehen, dass die Menschen in einer Region unterversorgt seien? Und: „Ob es allein die Finanzen regeln, muss man sehen.“
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