WHO Sicherheitsdatenbank

Chronische Überempfindlichkeit durch Capsaicin

Stuttgart - 08.10.2021, 16:45 Uhr

Im WHO Pharmaceutical Newsletter N°2|2021 beschreiben zwei Wissenschaftlerinnen des Uppsala Monitoring Center der WHO eine Fallserie, die vermuten lässt, dass eine wiederholte Capsaicin-Exposition zu „schwerer und möglicherweise chronischer Überempfindlichkeit“ führen kann. (Foto: grafikplusfoto / AdobeStock)

Im WHO Pharmaceutical Newsletter N°2|2021 beschreiben zwei Wissenschaftlerinnen des Uppsala Monitoring Center der WHO eine Fallserie, die vermuten lässt, dass eine wiederholte Capsaicin-Exposition zu „schwerer und möglicherweise chronischer Überempfindlichkeit“ führen kann. (Foto: grafikplusfoto / AdobeStock)


Medizinisches Personal besonders gefährdet

Die WHO sieht das anders: Im WHO Pharmaceutical Newsletter N°2|2021 beschreiben zwei Wissenschaftlerinnen des Uppsala Monitoring Center der WHO eine Fallserie, die vermuten lässt, dass eine wiederholte Capsaicin-Exposition zu „schwerer und möglicherweise chronischer Überempfindlichkeit“ führen kann. Sie hatten dafür die weltweite WHO-Datenbank mit Einzelfall-Sicherheitsberichten VigiBase überprüft und entdeckt, dass einige der beschriebenen Reaktionen zum einen schwerwiegender waren als im Beipackzettel beschrieben, zum anderen könnten die unerwünschten Reaktionen zwar anfänglich mild sein, doch bei wiederholter Anwendung „schwerwiegender und sogar chronisch werden“, schreiben die Autoinnen Marian Attalla and Lovisa Sandberg. Die Gefahr einer wiederholten Exposition befürchten die WHO-Mitarbeiterinnen, insbesondere bei Krankenschwestern und anderen Gesundheitsberufen. So wird Qutenza® zwar beispielsweise an einem Patienten nur alle 90 Tage angewendet, doch Pflegerinnen und Pfleger könnten stets mehrere Patienten gleichzeitig mit Capsaicin-haltigen Arzneimitteln versorgen müssen.

Überempfindlichkeitsreaktionen häufiger als erwartet

Die Autorinnen stießen in VigiBase auf 42 Fälle, in denen im Zusammenhang mit Capsaicin über Überempfindlichkeitsreaktionen berichtet wurde, die erwartete Anzahl lag bei knapp einem Drittel (16 Fälle). In sieben Fällen trat eine Überempfindlichkeit aufgrund einer beruflichen Exposition auf. Die Vorfälle ereigneten sich in den USA und Europa (auch Deutschland). In den meisten Fällen berichteten Frauen (76 Prozent) über Überempfindlichkeitsfälle, und am häufigsten (62 Prozent) war das Pflaster verwendet worden, auch bei beruflichem Kontakt. Über die Hälfte der Fälle war schwerwiegend. Insgesamt lagen 105 Meldungen zu einer beruflichen Exposition (nicht nur Überempfindlichkeitsreaktionen s. u.) vor, hier sollten eigentlich gar keine Zwischenfälle passieren. Neunmal war das Produkt jedoch falsch angewendet worden.

Häufig auch Atemwegsbeschwerden

Zu den berichteten Reaktionen zählten vor allem Husten, Reizung des Rachens, Atemnot (Dyspnoe), Juckreiz (Pruritus), Schmerzen an der Applikationsstelle, Augenschmerzen, Nesselsucht (Urtikaria), Erythem an der Applikationsstelle und Blasenbildung. Bei rein beruflichem Kontakt berichteten die Pflegerinnen und Pfleger über Halsreizungen, Husten, Atemnot, Augenreizung und -schmerzen, Glossitis (Entzündung der Zunge), Überempfindlichkeit, Nasenlaufen und -schmerzen (Rhinorrhöe und Rhinalgie).



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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