Empfehlungsentwurf der USPSTF

Doch kein Low-Dose-ASS in der Primärprävention?

Stuttgart - 21.10.2021, 07:00 Uhr

Die USPSTF will die kardiovaskuläre und onkologische Primärprävention mit niedrig dosiertem ASS einschränken. (s / Foto: blueskies9 / AdobeStock)

Die USPSTF will die kardiovaskuläre und onkologische Primärprävention mit niedrig dosiertem ASS einschränken. (s / Foto: blueskies9 / AdobeStock)


Europäische Fachgesellschaft für Kardiologie: keine allgemeine Primärprävention mit ASS

Die Leitlinie der European Society of Cardiology (ESC) „2021 ESC Guidelines on cardiovascular disease prevention in clinical practice“ spricht sich nicht für eine allgemeine Primärprävention mit ASS aus. Sie begründet ihre Einschätzung mit einer Meta-Analyse aus dem Jahr 2009, veröffentlicht in „The Lancet“. In dieser reduzierte Low-Dose-ASS zwar das Risiko für schwere kardiovaskulärer Ereignisse um 12 Prozent, führte aber zu einem signifikanten Anstieg gastrointestinaler Blutungen. Eine erst 2019 veröffentlichte Meta-Analyse, veröffentlicht im „Journal of the American College of Cardiology“, fand keinen Vorteil einer ASS-Gabe hinsichtlich kardiovaskulärer Mortalität oder Gesamtsterblichkeit, sondern nur für nicht-tödliche Myokardinfakrte und ischämischer Schlaganfälle – und alles bei signifikant erhöhter Blutungsgefahr (nicht tödliche schwere, intrakranielle und schwere gastrointestinale Blutungen). Weitere Analysen bestätigen laut ESC diese Ergebnisse. „Insgesamt sollte ASS zwar nicht routinemäßig an Patienten ohne etablierte ASCVD (Atherosclerotic cardiovascular Disease) verabreicht werden, doch können wir nicht ausschließen, dass bei einigen Patienten mit hohem oder sehr hohem kardiovaskulären Risiko die Vorteile die Risiken überwiegen“, erklärt das ESC.

Primärprävention in Einzelfällen möglich

So konnte in der ASCEND-Studie, veröffentlicht 2018 im „The New England Journal of Medicine“, niedrig dosiertes ASS bei Diabetikern ohne kardiovaskuläre Erkrankung das Risiko für schwere kardiovaskulärer Ereignisse signifikant um 12 Prozent reduzieren, erhöhte aber auch das Risiko schwerer Blutungen (gastrointestinal und extrakraniell). Laut einer Studie aus „Cardiovascular Diabetology“ (2019) liegt die Number needed to treat bei 95, um über fünf Jahre ein schweres kardiovaskuläres Ereignis (MACE) zu verhindern. „Daher kann Aspirin, wie auch bei Patienten ohne Diabetes mellitus, in Betracht gezogen werden, wenn das kardiovaskulärer Risiko außergewöhnlich hoch ist“, erklären die Leitlinienautoren.

In der Sekundärprävention kardiovaskulärer Ereignisse ist niedrig dosiertes ASS unumstritten.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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