PEI entdeckt neues Risikosignal

Myokarditis nach Moderna-Impfung auch bei jungen Frauen

Stuttgart - 03.11.2021, 07:00 Uhr

Das Paul-Ehrlich-Institut hat ein neues Risikosignal bei dem COVID-19-Impfstoff von Moderna entdeckt: Myokarditis bei jungen Frauen. Bislang galten nur männliche Jugendliche und junge Männer als Risikogruppe. (s 7 Foto: LIGHTFIELD STUDIOS / AdobeStock)

Das Paul-Ehrlich-Institut hat ein neues Risikosignal bei dem COVID-19-Impfstoff von Moderna entdeckt: Myokarditis bei jungen Frauen. Bislang galten nur männliche Jugendliche und junge Männer als Risikogruppe. (s 7 Foto: LIGHTFIELD STUDIOS / AdobeStock)


Myokarditis oder Perikarditis können nach Corona-Impfungen mit Comirnaty und Spikevax auftreten, bislang galten nur männliche Jugendliche und junge Männer als Risikogruppe. Nun hat das Paul-Ehrlich-Institut auch ein Risikosignal bei jungen Frauen festgestellt, und zwar nach COVID-19-Impfung mit dem Moderna-Impfstoff.

In seinem jüngsten Sicherheitsbericht zu Verdachtsfällen von Nebenwirkungen und Impfkomplikationen nach COVID-19-Impfungen weist das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) (am 26. Oktober) auf Unterschiede in den Myokarditisraten nach Comirnaty®- und Spikevax®-Impfung hin. Das PEI erklärt: „Wie in den Produktinformationen beider mRNA-Impfstoffe beschrieben, wurde eine Myo-/Perikarditis bei Jungen, männlichen Jugendlichen und jungen Männern im Alter unter 30 Jahren häufiger als in den anderen Altersgruppen und bei Frauen berichtet“. Und weiter: „Die Daten deuten zudem auf eine höhere Melderate insbesondere bei jungen Männern (weniger ausgeprägt auch bei jungen Frauen) nach Spikevax® im Vergleich zu Comirnaty® hin“. Doch treten die gemeldeten Myokarditis- und Perikarditisfälle tatsächlich auffallend häufig auf, und öfter als ohnehin in der Bevölkerung?

Um sich dieser Frage zu nähern, hat das PEI eine „Observed-versus-Expected-Analyse“ durchgeführt und griff für die Hintergrundinzidenzen auf Diagnosen aus dem ambulanten und stationären Bereich des Jahres 2020 aus Deutschland für Frauen und Männer in der Altersgruppen 12-17, 19-29, 30-59 Jahre sowie 60 Jahre und älter zurück.

Comirnaty: auffällige Raten nur bei männlichen Jugendlichen und jungen Männern

Bei männlichen Jugendlichen traten bis 21 Tage nach Comirnaty®-Impfung 74 Fälle einer Myokarditis auf, im gleichen Zeitintervall wären in der Gruppe 10,88 Fälle zu erwarten gewesen. Bei 18- bis 29-Jährigen lag die Zahl der gemeldeten Fälle bei 191, statistisch zufällig wären lediglich 111,82 Fälle gewesen. Für ältere Männer und für alle weiblichen Geimpften (Mädchen, Jugendliche, Frauen) lag die Anzahl der Meldungen im Bereich des erwarteten Wertes: „Auf der Basis dieser Daten ergab sich kein Risikosignal für diese letztgenannten Gruppen“, erklärt das PEI.

Spikevax: Risikosignal bei 18- bis 19-jährigen Frauen

Anders bei Spikevax®: Hier wurde bislang zwar kein Myokarditisfall bei Mädchen und weiblichen Jugendlichen berichtet (erwartet: 0,06), bei jungen Frauen zwischen 18 und 29 Jahren hingegen schon: 21 Fälle einer Myokarditis bei 9,3 erwarteten (Zeitraum: 21 Tage nach Impfung) – „daher handelt es sich auch hier um ein Risikosignal, das weiter beobachtet werden sollte“, erklärt das Paul-Ehrlich-Institut. Von einem Risikosignal spricht das PEI, wenn sich „eine signifikant höhere Melderate für ein Ereignis nach Impfung, als es statistisch zufällig in einer vergleichbaren Population zu erwarten wäre“ ergibt.

Bei männlichen Jugendlichen wurden nach Spikevax®-Impfung zwei Myokarditisfälle berichtet, statistisch zufällig hätte es zu 0,11 kommen dürfen. Allerdings sei aufgrund der kleinen Impfzahl in dieser Altersgruppe eine Bewertung derzeit nicht möglich, erklärt das PEI. Bei jungen Männern im Alter von 18 bis 29 Jahren kam es zu 90 Myokarditisfällen, erwartet wären 20,8 gewesen. In den anderen Alterskategorien bei Männern und Frauen (ab 30 Jahren) entsprachen die gemeldeten Myokarditisfälle den erwarteten oder lagen sogar darunter.

Die Observed-versus-Expected-Analyse zeige keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen einer mRNA-Impfung und kardialen Nebenwirkungen, auch könne sie das Risiko dafür nicht quantifizieren, betont das PEI. Aus diesem Grund müssten die „Ergebnisse mit Vorsicht“ interpretiert werden. Doch könne eine Observed-versus-Expected-Analyse Risikosignale aufzeigen.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

PEI entdeckt neues Risikosignal

von Klugbauer am 04.11.2021 um 8:03 Uhr

Diese Überschrift ist irreführend, da bei den jungen Frauen kein erhöhtes Auftreten festgestellt wurde. Um das zu erfahren muss man den letzten Satz des Beitrags lesen. So setzt Journalismus Gerüchte in die Welt.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: PEI entdeckt neues Risikosignal

von Celine Müller am 04.11.2021 um 10:11 Uhr

Sehr geehrte:r Frau/Herr Klugbauer, vielen Dank für Ihren Kommentar. Die Überschrift wie auch die Dachzeile darüber informieren klar, dass das Paul-Ehrlich-Institut ein Risikosignal - ein in Fachkreisen bekannter Begriff - für Myokarditiden nach Moderna-Impfung entdeckt hat. Und exakt so finden Sie das im Original-Sicherheitsbericht des PEI, es „handelt (...) sich auch hier um ein Risikosignal, das weiter beobachtet werden sollte“. Auch wenn eine Observed-versus-Expected-Analyse keine Kausalität nachweist, haben die Ergebnisse dieser Observed-versus-Expected-Analyse dem PEI jedoch genügt, um ein Risikosignal zu erklären. Ich hoffe, das hilft Ihnen, freundliche Grüße Celine Müller

Risiko nach Infektion

von Jan Kusterer am 03.11.2021 um 9:23 Uhr

Wie hoch ist das Risiko in den Untergruppen bei einer durchgemachten Infektion gegenüber normal? Das wäre auch ein interessanter Punkt.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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