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Tagung des Arbeitgeberverbands ADA
Warum sich bei den Tarifgehältern etwas tun muss
Fachkräftemangel im Apothekenbereich und höhere Mindestlöhne werden die anstehenden Gehaltstarifverhandlungen des Arbeitgeberverbands Deutscher Apotheken (ADA) und der Apothekengewerkschaft Adexa mit Sicherheit beeinflussen. Wir sprachen mit dem ausgeschiedenen ADA-Chef Theo Hasse: Er ist überzeugt, dass der Gehaltstarif die in der Realität gezahlten Gehälter besser abbilden muss. Das könnte auch ein Weg sein, um den Arbeitsplatz Offizin attraktiver zu machen.
Auf der Tagung des Arbeitgeberverbands Deutscher Apotheken (ADA) Ende Oktober stand unter anderem die Frage im Raum, wie sich der Tarifvertrag vor dem Hintergrund des steigenden gesetzlichen Mindestlohns entwickeln muss. Da dann vor allem die niedrigen Gehaltsgruppen des derzeit gültigen Gehaltstarifvertrags zu dicht in der Nähe des Mindestlohns liegen, sind beim Gehaltstarifvertrag Lohnerhöhungen vorzunehmen, „da führt kein Weg daran vorbei“, wie Hasse erklärte, „da muss etwas geschehen“.
Der neue Vorstand wird des Weiteren die Forderung der Apothekengewerkschaft Adexa zum zukünftigen Gehaltstarifvertrag diskutieren müssen, so vor allem die Adexa-Forderung nach einem Sockelbetrag und eine prozentuale Erhöhung. Wie Hasse deutlich machte, sind hier die internen Abstimmungen in den Landesvorständen bereits gelaufen, man wird sich zu ersten Tarifverhandlungen mit der Adexa am 15. Dezember 2021 treffen.
In Zukunft Tarifvertrag mit Sockelbeträgen und leistungsorientierte Vergütungen?
Ein Zeichen, in welche Richtung es gehen könnte, hat Adexa bereits gesetzt und zum Beispiel einen Sockelbetrag und prozentuale Erhöhungen gefordert. Dazu erklärt Hasse: „Dieser Sockelbetrag ist auch bei uns ins Spiel gebracht worden. Ich kann mir vorstellen, dass er mit Sicherheit eine wichtige Rolle in den Tarifverhandlungen spielen wird. Dieser Sockelbetrag muss dann über dem Mindestlohn liegen. Zusätzlich wird es dann wohl eine prozentuale Erhöhung dazu geben. Ob der Sockelbetrag allerdings für alle Berufsgruppen in der gleichen Höhe ausfallen wird, ist fraglich. Das wird dann in den Tarifverhandlungen zu diskutieren sein.“ Wie Hasse hinzufügte, habe die Apothekengewerkschaft bisher immer gefordert, dass die prozentualen Erhöhungen für alle Gehaltsgruppen gelten, „ob das dieses Mal auch der Fall sein wird, muss man diskutieren“.
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Auf die Frage, ob sich der ADA auch eine leistungsorientierte Vergütung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorstellen kann – ein Modell, wie es die TGL Nordrhein immer wieder ins Spiel gebracht hat –erklärt Hasse: „Der ADA hat sehr oft über solche leistungsorientierte Gehaltsanteile diskutiert und mit Adexa verhandelt. Wir sind hier aber nie zu einem Ergebnis gekommen.“ Das sei, so fügt Hasse hinzu, „eine sehr komplexe und komplizierte Angelegenheit, so dass wir davon abgekommen sind. Es wird der Arbeitgeber selbst entscheiden müssen, ob er das Engagement von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Beispiel in der Fort- und Weiterbildung honorieren möchte und honorieren kann.“
Mehr Ehrlichkeit bei den Gehaltstarifen
Von Heidrun Hoch, der bisherigen TGL-Vorsitzenden, ist die Forderung zu hören, sich bei Tarifverträgen ehrlicher zu machen – schließlich sei die übertarifliche Bezahlung mittlerweile in vielen Apotheken gang und gäbe. Laut Hasse ist ähnliches auch für ADA vorstellbar: „Da muss ich Frau Hoch recht geben. Der Gehaltstarifvertrag muss die in der Realität gezahlten Gehälter besser abbilden. Es muss hier ehrlicher zugehen, wir müssen wegkommen von der übertariflichen Bezahlung als Normalfall.“ Hasse räumte ein, dass es natürlich Leistungsunterschiede bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gibt: „Dort, wo es solche herausragenden Leistungen gibt, ist es dem Apothekenleiter freigestellt, eine Schaufel draufzulegen.“
Tarifgruppe für Filialleitungen?
Und auch bezüglich einer eigenen Tarifgruppe für Filialleitungen gibt es offenbar Bewegung beim ADA. „Adexa hat uns bereits aufgefordert, uns Gedanken dazu zu machen, eine eigene Tarifgruppe für Filialleitungen zu implementieren“, so Hasse. Und freimütig räumt er dazu ein: „Unter meinem Vorsitz haben wir uns zu dieser Frage geziert, eine eigene Gehaltstarifgruppe für Filialleiterinnen und -leiter einzuführen.“ Aber warum eigentlich? Es ist doch unbestritten, dass diese Angestellten, die eine Filiale leiten, mehr leisten und mehr Verantwortung tragen müssen. „Das ist klar, aber genau das ist das Problem“, so Hasse. „Es sollte nach meiner Meinung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer individuell gelöst werden. Diese beiden müssen sich zusammensetzen und zu einem Ergebnis kommen. Da wollten wir als Tarifpartner nicht eingreifen, zumal es auch unterschiedliche Filialgrößen gibt.“
Aber könnte eine Tarifgruppe für Filialleitungen nicht dennoch sinnvoll sein? „Darüber kann man zumindest mal nachdenken“, konzediert Hasse, „ob dies in Zukunft sinnvoller ist. Auch hier kann man sich einen Basistarif vorstellen und alles andere ist dann zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer verhandelbar.“
Ehrliche Tarife als Mittel gegen Fachkräftemangel
Auf der ADA-Tagung stand auch der Fachkräftemangel zur Diskussion und wie man ihm begegnen kann, zum Beispiel indem man durch etwas höhere Löhne mehr Mitarbeiter für den Arbeitsplatz begeistert. Aus der Sicht der Arbeitgebervertretung gibt es da einen Ansatzpunkt: „Wir sind durchaus der Meinung, dass dieses Thema über den Lohn beeinflussbar ist. Die gezahlten Löhne spielen bei der Wahl des Arbeitsplatzes sicher eine Rolle und deswegen ist es wichtig, dass wir hier im Gehaltstarifvertrag zu anderen Zahlen kommen, um die tatsächlich gezahlten Löhne besser widerzuspiegeln. Wenn die 10 bis 20 Prozent, die heute über Tarif bezahlt werden, im Tarifvertrag eingepreist sind, wirft dies ein anderes Licht auf den Arbeitsplatz Offizin. Daher ist das durchaus eine Möglichkeit, gegen den Fachkräftemangel anzugehen“, ist Hasse überzeugt.
Er erwartet allerdings auch Gegenwind der ADA-Mitglieder, wenn der Vorstand für eine Anpassung der Tarife plädiert: „Es wird schmerzen“, meint Hasse, „vor allem vor dem Hintergrund, dass die Apotheken durch die Politik in Sachen Apothekenhonorar vernachlässigt werden und seit 17 Jahren nicht wirklich eine Erhöhung bekommen haben und für die Zukunft wenig bis nichts zu erwarten ist.“ Und ohne in Einzelheiten zu gehen fügt Hasse kritisch hinzu: „Aber auch die Arbeitgeber müssen erkennen, dass es so wie bisher nicht weitergehen kann und wir zu anderen Zahlen kommen müssen. Damit gibt es in manchen Bundesländern eher weniger Probleme, aber andere Bundesländer stehen diesen Änderungen eher skeptisch oder ablehnend gegenüber.“
Ende einer Ära
Auf der ADA-Tagung standen auch Neuwahlen des Vorstands an. Theo Hasse, langjähriger Vorsitzender des ADA, ist nicht für eine weitere Amtszeit angetreten. Zu seinem Nachfolger wurde Thomas Rochell gewählt, der seit Kurzem auch Chef des Apothekerverbands Westfalen-Lippe ist. Auf den Posten des zweiten Vorsitzende wurde Hans-Günther Lund, Schleswig-Holstein, gewählt.
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Hasses Engagement für den ADA würdigte der Verband, indem er seinen langjährigen Vorsitzenden zum Ehrenvorsitzenden ernannte. Hasse war weit über 20 Jahre lang beim ADA aktiv: 2001 wurde er zum zweiten Vorsitzenden des ADA gewählt, im April 2005 wurde er erster Vorsitzender. Seit dieser Zeit hat er alle Tarifverhandlungen geführt, Weichen gestellt und für Frieden in der apothekerlichen Tariflandschaft gesorgt. „Natürlich“, so Hasse rückblickend und mit Augenzwinkern, „wir haben uns bei den Verhandlungen auch hier und da schon mal gefetzt, aber das ist völlig normal. Am Schluss zählt das Ergebnis, das von beiden Seiten akzeptiert wird.“ Und ja, Hasse freut sich darüber, wenn er auch in Zukunft das Tarifgeschehen in der Apothekenszene verfolgen kann, „es hat einen ja jahrelang bewegt“.
5 Kommentare
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von km am 05.11.2021 um 23:06 Uhr
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von km am 05.11.2021 um 22:48 Uhr
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von Thomas Eper am 05.11.2021 um 15:43 Uhr
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