Sterilität

Unerfüllter Kinderwunsch – was Männer tun können

Stuttgart - 08.11.2021, 09:15 Uhr

Ein unerfüllter Kinderwunsch kann viele Ursachen haben. (c / Foto: Dragana Gordic / AdobeStock)

Ein unerfüllter Kinderwunsch kann viele Ursachen haben. (c / Foto: Dragana Gordic / AdobeStock)


Die Ursachen der ungewollten Kinderlosigkeit liegen nicht immer bei der Frau, sondern genauso oft beim Mann. Zum häufigsten Grund gehören hierbei Störungen der Spermienproduktion oder Einschränkungen in der Spermienqualität. Was können Männer tun, um ihre Fruchtbarkeit zu verbessern?

Von Sterilität wird gesprochen, wenn nach zwei Jahren regelmäßigen ungeschützten Geschlechtsverkehrs bei einem Paar mit Kinderwunsch noch keine Schwangerschaft eingetreten ist. In 30 Prozent der Fälle liegt die Ursache beim Mann, in ebenfalls 30 Prozent bei der Frau. Bei weiteren 20 Prozent der ungewollt kinderlosen Paare lassen sich Gründe bei beiden Partnern finden, während bei 20 Prozent keine Ursache für die Sterilität auszumachen ist.

Mehr zum Thema

Negative Wirkungen ­von Arzneimitteln auf die Zeugungsfähigkeit

Spermien in Gefahr

Beratung zu Arzneimitteln vor und während einer Kinderwunschbehandlung

Ungewollt kinderlos

Mögliche angeborene oder entwicklungsbedingte Ursachen für eine männliche Sterilität können ein Hodenhochstand, genetische Veränderungen oder Veränderungen in der Produktion der Geschlechtshormone sein. Mögliche erworbene Ursachen für eine männliche Sterilität können Krampfadern am Hoden, ein Hormonmangel, verschiedene Geschlechtskrankheiten (u. a. Syphilis, Chlamydien, Gonorrhoe), eine Infektion der Hoden im Rahmen einer Mumpserkrankung (sog. Mumpsorchitis), eine Hodentorsion (schmerzhafter Vorgang, bei dem sich der Hoden am Samenstrang um seine Längsachse verdreht), Hodenkrebs mit Chemotherapie oder Prostataoperationen sein.

Ungesunder Lebenswandel bremst Spermien aus

Neben körperlichen Ursachen kann auch ein ungesunder Lebensstil Grund für das Ausbleiben einer Schwangerschaft sein. Insbesondere Genussmittel wie Alkohol, Zigaretten und Drogen können die Spermienqualität und Spermienanzahl herabsetzen. Stress, eine ungesunde Ernährung, Übergewicht, Medikamente und extremer Leistungssport ebenfalls. Nicht zu unterschätzen ist auch die regelmäßige Einwirkung einer erhöhten Temperatur auf den Hodenbereich. Dies ist beispielsweise bei regelmäßigen Saunabesuchen, der Nutzung einer Sitzheizung im Auto, aber auch einfach dem Tragen von zu enger Unterwäsche und Hosen gegeben.

Zeit und Geduld nötig

Um eine Verbesserung der Spermienqualität durch eine Umstellung der Lebensgewohnheiten zu erzielen, ist Geduld gefragt. Die Reifung der Spermien dauert in der Regel zwei bis drei Monate. Frühestens dann können erste Erfolge nach einer Umstellung des Lebensstils auch im Spermiogramm sichtbar werden. Spermien werden fortlaufend in den Nebenhoden produziert.

Für die Bildung der Spermien benötigt der Körper eine ausreichende Menge an Vitaminen und Mineralstoffen. Eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse ist also hilfreich. Insbesondere die Mineralstoffe Zink und Selen unterstützen die Fruchtbarkeit und die Spermienproduktion. Auch die B-Vitamine Folsäure (B9), B6 und B12 spielen eine besondere Rolle bei der Spermienbildung, indem sie den Homocystein-Blutspiegel regulieren. Das ist wichtig, da Homocystein eine schädliche Aminosäure ist, die die Qualität und Menge der Spermien erheblich beeinträchtigen kann. Spermien sind anfällig für die Einwirkung von oxidativem Stress. Dieser entsteht z. B. durch einen problembehafteten Alltag, Rauchen oder die Einwirkung von UV-Strahlen. Spezielle Nahrungsergänzungsmittel können während des Kinderwunsches die Produktion von gesunden Spermien unterstützen und diese vor Schäden durch einen antioxidativen Effekt schützen.

Nahrungsergänzungsmittel zur Steigerung der Fruchtbarkeit des Mannes

Eindeutige Studienergebnisse zur fertilitätsfördernden Wirkung einer gesteigerten Zufuhr dieser Mineralstoffe und Vitamine durch Nahrungsergänzungsmittel gibt es bislang nicht. Eine Studie der Bulgarian Academy of Science hat aber gezeigt, dass infertile Männer gehäuft eine verminderte Konzentration an Selen und Zink im Blut aufweisen. Neueste wissenschaftliche Studien konnten einen förderlichen Effekt der alleinigen Zufuhr von Zink auf die Spermienproduktion nicht nachweisen. Mehrere frühere Studien zeigten allerdings eindeutig einen positiven Effekt einer Zinkzufuhr mittels Nahrungsergänzungsmitteln. Bezüglich der Gabe von Selen gibt es eindeutige wissenschaftliche Hinweise auf eine Verbesserung der Fruchtbarkeit des Mannes, wie unter anderem eine Studie aus den USA zeigt. Oft wird auch Vitamin D im Rahmen einer Verbesserung der Fruchtbarkeit des Mannes genannt. Hier sind die Studienergebnisse allerdings bislang nicht eindeutig. Es bestehen aber Indizien für einen förderlichen Effekt.

Welche Produkte stehen in der Apotheke zur Verfügung?

In der Apotheke steht eine Auswahl an speziellen Nahrungsergänzungsmitteln zur Unterstützung der Familienplanung bei Männern zur Verfügung wie beispielsweise Elevit® for men, fertilsan M, Orthomol fertil plus, Aminoplus® Mann, Fertilovit® M plus oder Folio® men. Diese enthalten je nach Produkt B-Vitamine, Zink, Selen und Antioxidantien und werden in der Regel einmal täglich ab Kinderwunsch eingenommen.

Weitere Tipps für die Beratung

Die Zeugungsfähigkeit übergewichtiger Männer ist – das zeigen Studien – geringer als die von normalgewichtigen. Eine Gewichtsreduktion kann also die Fruchtbarkeit positiv beeinflussen. Der Alkoholkonsum sollte ebenfalls reduziert werden, da schon zwei alkoholische Getränke pro Tag zu einer Erniedrigung des Testosteronspiegels und damit zu einer geringeren Spermienmenge führen können.

Auch auf das Rauchen sollten Männer mit Kinderwunsch verzichten. Nicotin verringert die Anzahl und Qualität der Spermien sowie deren Beweglichkeit. Auch die Bindungsfähigkeit der Spermien an die Eihülle wird deutlich eingeschränkt. Außerdem kann Rauchen kann das Erbgut der Samen schädigen, was sich auch auf den Embryo auswirkt. Die Gefahr einer Fehlgeburt steigt dadurch an. Die Temperatur im Hodensack sollte 36 °C nicht überschreiten, weil die Spermienreifung bei höheren Temperaturen beeinträchtigt werden kann. Auf längere Autofahrten mit eingeschalteter Sitzheizung sollte deshalb verzichtet werden. Regelmäßiger Sport, insbesondere Ausdauersport, ist gesund und steigert die Fruchtbarkeit. Zu viel Sport hingegen bremst die Spermienbildung und lässt den Testosteronspiegel sinken.



Cornelia Neth, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.