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Nur noch eine Erstlinientherapie in neuer Leitlinie
Paradigmenwechsel bei Helicobacter pylori: Infektion allein ist eine Krankheit
Kommt jetzt das Screening auf Helicobacter pylori? Ein Ausblick auf die neue Leitlinie beim 44. Heidelberger Herbstkongress deutet das zumindest an. Der Keim erhöht das Risiko für Ulkuskrankheit und Magenkarzinom. Der Prävention soll nun in Zukunft ein höherer Stellenwert zukommen. Außerdem bereiten Resistenzen bei der Eradikation zunehmend Probleme. Die bismuthhaltige Quadrupeltherapie ist der neue Standard.
Die S2k-Leitlinie „Helicobacter pylori und gastroduodenale Ulkuskrankheit“ wurde seit mehr als vier Jahren nicht aktualisiert. Wie Professor Joachim Labenz (Diakonie Klinikum, Jung-Stilling Krankenhaus, Abteilung Innere Medizin, Siegen) in seinem Vortrag auf dem 44. Heidelberger Web-Kongress berichtete, ist der Konsensusprozess der überarbeiteten Leitlinie aber bereits abgeschlossen. Mit ihrem Erscheinen kann also bald gerechnet werden.
Die wichtigste Neuerung dabei: Die H. pylori-Infektion gilt in Zukunft unabhängig von Symptomen beziehungsweise klinischem Erscheinungsbild als eine bakterielle Erkrankung des Magens. Ein positiver Test auf H. pylori stellt im Erwachsenenalter also immer eine Therapieindikation dar, auch wenn der Patient oder die Patientin keine Beschwerden hat. Patient:innen sollten deshalb schon vor der Diagnose offen für eine mögliche Eradikationsbehandlung sein.
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Tatsächlich wird die neue Leitlinie sogar ein Screening auf H. pylori vorsehen. Es soll allen Personen mit einem erhöhten Magenkarzinom-Risiko angeboten werden. Zudem könne eine Testung auf H. pylori ab 50 Jahren asymptomatischen Personen angeboten werden. Das könne beispielsweise im Rahmen der kolorektalen Karzinomvorsorge geschehen. Daten aus Schweden zeigten, dass sich so das Magenkarzinom-Risiko deutlich senken lasse. Das langfristige Ulkus-Risiko werde durch die Eradikation um 65 Prozent gesenkt.
ZacPac kann man vergessen
Labenz machte hinsichtlich der Therapie deutlich, wie stark die Resistenzen gegen Clarithromycin oder Levofloxacin zugenommen haben – was mit dem Verbrauch in der Bevölkerung assoziiert sei. „Zacpac“, die französische Standard-Triple-Therapie aus Protonenpumpeninhibitor (PPI), Clarithromycin und Amoxicillin, könne man vergessen. Es gebe in Zukunft nur noch eine Erstlinientherapie: die „Bismuthhaltige Quadrupeltherapie“ über mindestens zehn Tage. Sie setzt sich zusammen aus:
- PPI
- Bismut-Kalium-Salz 140 mg
- Tetracyclin 125 mg
- Metronidazol 125 mg
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Labenz betonte, dass dennoch nur zwei Antibiotika im Regime enthalten seien. Bismut, Tetracyclin und Metronidazol sind kombiniert in dem Präparat „Pylera“ enthalten. Laut Lauer-Taxe ist die genaue Wirkung von Bismut bei der Behandlung von H. pylori-Infektionen noch nicht bekannt. „Sie scheint mit direkter Toxizität für die Membranfunktion, Hemmung der Protein- und Zellwandsynthese, Hemmung der Urease-Enzymaktivität, Verhinderung von Zytoadhärenz, der ATP-Synthese und einer unspezifischen kompetitiven Beeinträchtigung des Eisentransports zusammenzuhängen“, ist dort nachzulesen.
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